Von der Baustelle zur Fashion WeekHandwerk ist Männersache? Von wegen! Diese Frau packt's an!

12.01.2023, Nordrhein-Westfalen, Schlangen: Sandra Hunke sitzt in der Werkstatt ihres Hauses. Mit 120 000 Follower:innen auf Instagram ist sie eine der erfolgreichsten Handwerks-Influencer:innen in Deutschland. An ihrem Job als Klempnerin lässt sie ihre Followerschaft teilhaben und arbeitet mittlerweile hier und da auch als Model, zum Beispiel auf der Fashion Week in Berlin. Durch ihren Social Media-Auftritt werden jüngere Menschen aufmerksam auf Handwerks-Berufe. Foto: Friso Gentsch/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
Handwerks-Influencerin Sandra Hunke
frg, dpa, Friso Gentsch
von Petra Schaffarzik

Model und Klempnerin: Passt nicht zusammen? Oh doch! Die 30-jährige Sandra Hunke aus Schlangen bei Paderborn ist auf vielen Baustellen unterwegs – im wahrsten Sinne des Wortes. Sie ist nicht nur Handwerkerin, sondern auch Influencerin und Model. Mit ihrer Social-Media-Präsenz auf Instagram und Facebook will sie junge Menschen – vor allen Dingen Mädchen – für ihren Handwerksberuf begeistern.

"Ich will Baumädchen werden"

Die junge Frau ist Klempnerin, Model und Influencerin.
Am liebsten entkernt Sandra Hunke Bäder: von der alten Ruine zur Wellness-Oase.
privat

Sandra Hunkes Herz schlägt für das Handwerk. Schon als kleines Kind, als sie ihrem Vater in seiner Werkstatt geholfen hat, war ihr klar: „Ich will Baumädchen werden“. Den Kosenamen hat ihr die Mama gegeben.

Und sie hat es geschafft: Heute ist Sandra Hunke Anlagenmechanikerin für Sanitär-, Heiz- und Klimatechnik – und auch nach elf Jahren im Beruf noch immer fasziniert davon: „Ich sehe am Ende des Tages, was ich geschafft habe: aus einer alten Ruine eine Wellness-Oase zu zaubern,“ erzählt Hunke im RTL-Interview. In ihrem Betrieb ist sie im Handwerk noch die einzige Frau. Dennoch fühlt sie sich sehr wohl dort. Und auch mit ihren männlichen Kollegen kommt die quirlige junge Frau prima aus. Sie würde sich jedoch generell mehr Frauen im Baugewerbe wünschen.

120 000 Follower bei Instagram

Sandra Hunke wurde 2012 zur Miss Handwerk gekürt.
Auch als Model ist die leidenschaftliche Handwerkerin erfolgreich.
/Sandra Hunke

Zu Hunkes Arbeitsutensilien gehören allerdings nicht nur Zange und Blechschere, sondern auch Smartphone und Kamera. Seit sie 2012 zweite bei der Miss Handwerk-Wahl wurde, begeistert Hunke auch als Model und nutzt ihre Bekanntheit, um für das Handwerk zu werben.

Mit ihren rund 120.000 Followern bei Instagram ist sie eine der erfolgreichsten Influencerinnen im Bereich Handwerk in Deutschland. Auf Social Media teilt sie ihr abwechslungsreiches Leben zwischen Laufsteg und Baustelle. Gerade erst war die attraktive junge Frau bei der Berliner Fashion Week auf dem Catwalk unterwegs: Am Freitag hatte sie noch auf der Baustelle ein Bad entkernt, am Samstag ging es dann schon nach Berlin in die schillernde Fashionwelt und auf den Laufsteg. Sie schätze die Abwechslung sehr, die beide Welten ihr bieten, erzählt die Influencerin.

Ein Angebot ihrer Agentur, für mehrere Monate nach Mailand zu ziehen und dort Vollzeit als Model zu arbeiten, lehnte Hunke ab. Niemals könne sie dem Handwerk den Rücken kehren. Sie liebe es, mit den Händen zu arbeiten, große Maschinen zu bedienen und sich auch mal schmutzig zu machen.

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Inspiration schon für die Jüngsten

Sogar ein Kinderbuch hat die leidenschaftliche Handwerkerin schon geschrieben. Natürlich mit dem Ziel, schon die Jüngsten für ihren Beruf zu begeistern: „Bella Baumädchen“ heißt das Buch und wurde in der Spiegel Bestsellerliste geführt. Es soll Mädchen ermuntern und ihnen zeigen, dass sie alles schaffen und werden können, was sie wollen.

Frauen im Handwerk - Influencerinnen werben für ihren Job

Erst seit 1994 dürfen Frauen überhaupt im Baugewerbe arbeiten. Bis dahin war es verboten. Deshalb sind einige Berufe auch noch von männlichen Arbeitswelten dominiert, sagt NRW-Handwerk-Geschäftsführer Hennecke. Frauen seien immer noch eher in „frauentypischen“ Ausbildungsberufen wie im Friseurhandwerk, in Gesundheitsberufen oder als Fachverkäuferinnen beschäftigt. Einer Erhebung des Bundesinstituts für Berufsbildung zufolge wurden 2009 noch 242 000 neue Ausbildungsverträge mit Frauen abgeschlossen, 2021 waren es nur noch rund 171 000. Im Handwerk lag der Anteil der mit Frauen geschlossenen Verträge bei nur 18 Prozent.

Aktuell fehlt der Branche vor allem der weibliche Nachwuchs. Laut Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) ist die Zahl der unbesetzten Ausbildungsstellen 2022 nun im dritten Jahr in Folge gestiegen und erreichte mit 68 900 erneut einen Höchststand.

Sandra Hunkes Ziel ist es, Mädchen und junge Frauen für ihren Job als Klempnerin und für das Baugewerbe generell zu begeistern. Dabei werden digitale Medien wie Instagram und TikTok immer wichtiger. «Das Handwerk muss digitaler werden, es müssen sich viel mehr Firmen trauen, einen Instagram- oder TikTok-Account zu machen. Es ist Arbeit, aber nur so erreichen wir die jungen Menschen», sagt sie.

Neben Hunke gibt es noch viele andere Influencerinnen, die ihren Handwerksalltag auf Social Media teilen: Maurermeisterin Julia Schäfer aus Baden-Württemberg hat knapp eine halbe Millionen Follower auf Instagram. Oder Karolin Röhring aus Nordrhein-Westfalen teilt ihren Arbeitsalltag als Metallbauerin auf Instagram. Denn Social Media sei nun mal für junge Leute überall die erste Anlaufstelle – auch bei der Jobsuche!