Fridays for Future kritisiert Klimaschutzpolitik

Luisa Neubauer: "Leere Worte haben noch nie Emissionen reduziert!"

23.07.2021, Hamburg: Die Klimaaktivistinnen Luisa Neubauer (l) und Annika Rittmann, Sprecherin FFF Hamburg, nehmen an der Demonstration des Bündnisses Fridays for Future teil. Das Bündnis Fridays for Future demonstriert bundesweit für mehr Klimaschut
Demonstration Fridays for Future
bra, dpa, Luise Evers

Ignoranz auf Seiten der Regierung

Fridays For Future-Aktivistin Luisa Neubauer hat mit Blick auf die Hochwasserkatastrophe die deutsche Klimaschutzpolitik am Rand einer Pressekonferenz in Hamburg scharf kritisiert. Diese sei „angesichts unvorstellbarer Schäden, angesichts unvorstellbaren Leids, aber eben auch angesichts unvorstellbarer Ignoranz – anhaltender Ignoranz in der deutschen Klima- und Katastrophenschutzpolitik“, nötig gewesen, so die 25-Jährige. Man müsse jetzt handeln, um den Menschen zu helfen und sie schützen.

Kein Ohr für die Wissenschaft

„Die Klimakrise ist hier. Es ist unübersehbar“, sagt Luisa Neubauer am Freitag im RTL-Interview. „Es ist auch unübersehbar, wie verletzlich wir gegenüber der Klimakrise sind. Dass Wohlstand, der über Jahrzehnte angesammelt wurde, innerhalb weniger Stunden die Straße runterfließt und teilweise unwiderruflich zerstört wird.“ Die Politik müsse endlich anfangen auf die Wissenschaft zu hören, so die Aktivistin. „Man wusste vieles, man konnte vieles prognostizieren“, sagt sie, „und die Regierung ist anscheinend nicht willens oder in der Lage, das zu tun.“ In vielen Städten rief Fridays For Future am Freitag zu Streiks auf, um auf die Probleme im Klimaschutz aufmerksam zu machen. Zusätzlich sammelten die Demonstranten auch Spenden für die Hochwasseropfer.

Leere Worte statt weniger Emissionen

Wichtig sei, dass die Hochwasserkatastrophe nicht nur eine Tragödie sei, sondern ein Moment der Veränderung. „Worauf wir uns garantiert verlassen können, ist, das politisch überhaupt nichts passiert, wenn der Druck von der Straße nicht da ist“, so Luisa Neubauer. Die Menschen müssten aktiv werden, mitmachen und politischen Druck ausüben. Denn bei den Klimazielen sei Deutschland noch lange nicht dort, wo es sein müsste. „Leere Worte haben noch nie Emissionen reduziert und wir messen Politikerinnen und Politiker nicht an ihren Worten, sondern an ihren Taten – und da sehen wir, dass die Regierungsverantwortlichen in diesem Land gerade alle dazu beitragen, dass die Klimakrise sich verschärfen wird.“ Die Klimapolitik müsse komplett verändert werden, so Neubauer. Es brauche eine ehrliche Klimapolitik, die aufhört, neue fossile Projekte zu planen und aus den alten Technologien so schnell wie möglich rauskommt. Inzwischen sei es nicht mehr die Frage, ob der Klimawandel zum Auftreten von Extremwetter beitrage, sondern nur noch, in welcher Art und wie viel.

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Mehr Starkregen befürchtet

Dass sich der Katastrophen- und Klimaschutz ändern muss, zeigen auch neue Forschungen. Laut Dr. Carl-Friedrich Schleussner von Climate Analytics könnten die Starkregenvorkommnisse noch häufiger werden. „Durch die Erwärmung der Atmosphäre kann die Atmosphäre mehr Feuchtigkeit aufnehmen und die entlädt sich in solchen Starkregenereignissen“, erklärt er im RTL-Interview. Rein physikalisch erhöhe sich die Wahrscheinlichkeit um 7% pro einem Grad Erwärmung. Auch 80 Prozent der Deutschen machen den Klimawandel für die Unwetterkatastrophe verantwortlich.

(ekl)