Nach Gerüchten um Seb-Comeback
Große Überraschung bei F1-Testfahrten: Kein Vettel? Kein Problem!
Die Formel-1-Testfahrten 2023 sind Geschichte. Über drei Tage prüften Teams und Fahrer ihre neuen Boliden in Bahrain auf Herz und Nieren. Die Zeiten-Tabelle lügt zwar nicht, ist aber dennoch mit Vorsicht zu genießen. Welche Erkenntnisse lassen sich nach dem ersten Kräftemessen wirklich ziehen? Wo stehen Mercedes, Red Bull und Co. wenige Tage vor dem Saisonstart? Achtung, Spoiler: Sebastian Vettels letztes Team Aston Martin war die positive Überraschung bei den Formel-1-Testfahrten
Red Bull bleibt der Maßstab
In Milton Keynes wissen sie, wie man ein schnelles Auto entwirft, baut und am Ende auch auf die Straße bringt. Und weil der RB18 im Vorjahr in allen Bereichen funktionierte, wurde der RB19 am Ende "nur" zu einer Evolution - einer Evolution, die sämtliche Erwartungen übertraf.
Chef-Ingenieur Gianpiero Lambiase sprach von "sehr erfolgreichen" Testfahrten und "drei positiven Tagen" in der Wüste. Und das aus gutem Grund, denn der RB19 war nicht nur schnell, sondern auch zuverlässig.
2.235 Kilometer spulten Max Verstappen und Sergio Pérez ohne Zwischenfälle ab. Am dritten Tag, an dem alle Teams ihre wahre Pace andeuteten, war der Mexikaner der schnellste Mann im Feld. Dabei fuhr Pérez seine Bestzeit nur auf der zweitschnellsten Reifenmischung. Ein klares Zeichen, dass die Roten Bullen der Konkurrenz auch jetzt wieder ein gutes Stück voraus sind und noch mehr im Köcher haben, als sie in Bahrain gezeigt haben.
Der RB19 lag in schnellen wie in langsamen Kurven stabil und offenbarte keine einzige Schwäche. Sogar die anfänglichen Gewichtsprobleme des RB18, die zunächst für einen Kampf auf Augenhöhe mit Ferrari sorgten, wurden vollständig ausgemerzt. Ein gutes Zeichen für Red Bull, ein überaus besorgniserregendes für die Konkurrenz.
Mercedes ist noch kein Red-Bull-Verfolger
Zu besagter Red-Bull-Konkurrenz wollte in diesem Jahr eigentlich auch Mercedes wieder gehören. Doch schon nach den drei Tagen von Bahrain scheint klar, dass die Silberpfeile diese Rolle in den ersten Rennen nicht einnehmen werden. Zwar hat der W14 deutlich weniger Probleme als der W13, trotzdem gaben Lewis Hamilton und George Russell zu, dass sie nicht da sind, wo sie eigentlich sein wollten.
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"Es ist klar, dass wir in Sachen Pace noch arbeiten müssen", gestand Andrew Shovlin nach den Testfahrten kleinlaut ein. Am finalen Tag tauchten die Silberpfeile vorne im Klassement auf, allerdings mussten sie im Gegensatz zur Konkurrenz auf die schnellste Reifenmischung setzen, um überhaupt nur in die Nähe der Spitze zu kommen.
Dass Mercedes in diesem Jahr nicht mit Porpoising zu kämpfen und laut eigener Aussage immerhin Klarheit über die Schwachstellen des Wagens hat, um diese gezielt anzugehen, ist angesichts des Rückstands auf Red Bull und Co. nur ein schwacher Trost. Große Hoffnung setzen die Verantwortlichen in ein neues Paket, das schon beim Rennen am Wochenende zum Einsatz kommen soll. Ob dieses Upgrade reicht, um den Rückstand aufzuholen, ist fraglich.
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Kein Vettel, kein Problem
Das völlige Kontrastprogramm lieferte Aston Martin in Bahrain. Pünktlich zum Ende der Vettel-Ära scheint das Team die richtigen Knöpfe gedrückt zu haben. Die Briten hinterließen sowohl in den Longruns als auch bei der Zeitenjagd auf einer Runde einen exzellenten Eindruck. Manch einer munkelte, Aston Martin könnte sogar Mercedes als Red-Bull-Verfolger Nummer zwei abgelöst haben.
"Ich denke, sie haben einen großen Schritt gemacht. Es sieht so aus, als ob sie ihr Konzept weiterentwickelt haben und nicht weit weg sind", zollte Red-Bull-Teamchef Christian Horner der Konkurrenz Respekt. Auch Kevin Magnussen fürchtet, dass Aston Martin den anderen Mittelfeld-Teams enteilt sein könnte. "Ich denke, sie sehen sehr schnell aus. Sie drehen konstante Longruns und wenn sie eine Rundenzeit brauchen, holen sie diese auch.“
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Was in Bahrain besonders beeindruckte, war der Longrun-Speed des AMR23, der äußerst schonend mit den Reifen umgeht und ein erstaunlich stabiles Heck hat. Fernando Alonso holte am meisten aus diesem Paket heraus und lag in der Zeiten-Tabelle nicht selten vor den beiden Mercedes-Piloten. Viel spricht dafür, dass das erste Rennen nach dem Ende der Vettel-Ära auch eines der erfolgreichsten für Aston Martin werden könnte.
Haas und die Hoffnung auf Millionen
Nach den turbulenten Testtagen im vergangenen Jahr gelang dem US-Team Haas in diesem Jahr ein deutlicher Schritt nach vorne. Der VF-23 war von Beginn an einsatzfähig und über die vollen drei Tage absolut zuverlässig. Teamchef Günther Steiner lobte daher auch zu Recht, dass das Team seine Hausaufgaben gemacht habe.
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Ein Quantensprung gelang dem Team von Nico Hülkenberg nicht, aber einen Platz im Mittelfeld scheint Haas sicher zu haben. Die Frage ist, ob die Tendenz eher zu Platz sieben oder eher zu Platz fünf geht. Mit Williams, AlphaTauri und Alpine sind mindestens drei Teams deutlich schwächer einzustufen. Und auch McLaren kämpfte in Bahrain mit Problemen, von denen Haas gerade in den ersten Rennen profitieren könnte.
Viel mehr als bei anderen Teams wird es bei Haas darauf ankommen, wie und in welchem Ausmaß der Wagen im Laufe der Saison weiterentwickelt werden kann. In den letzten Jahren geriet das Team hier immer wieder ins Hintertreffen, weil die finanziellen Mittel fehlten. Der neue Hauptsponsor, so die Hoffnung von Steiner und Co., könnte die Lösung sein. (sport.de)