Stehende Brüste und hängende Mundwinkel
GNTM Kolumne Folge acht: Wo ist die Fairness? Wo?! Heidi Klum holt neue Models nach

Hallo, da bin ich wieder. Nachdem meine reizende Kollegin Marigona Sulejmani letzte Woche so großartig meine Urlaubsvertretung übernommen hat, melde ich mich pünktlich zu GNTM-Folge acht zurück – und habe fünf Best-Agerinnen, den GNTM-Grinch und „Brüste, die wie eine Eins stehen“ im Gepäck.
Frusttränen statt Freudentränen bei GNTM - aber Heidi ist der Boss!
Es ist aber auch gemein! Da kämpfst du dich sieben Wochen durch Nacktshootings, dramatische Umstylings, entwürdigende Challenges und Krisen in der Model-Villa – und dann setzt dir Heidi Klum plötzlich sechs neue Models vor die Nase, die NICHTS von all dem durchmachen mussten! Die größte Herausforderung der GNTM-Nachzüglerinnen war bislang, im Münchner Model-Bootcamp Thomas Hayo zu verstehen, wenn er Sätze sagt wie „Es geht nicht darum, IN die Kamera zu spielen, sondern immer einem Gegenüber.“
Weil Heidi aber „fair sein muss“, müssen ihre fünf Best-Ager-Models und Küken Maike nach ihrer Ankunft in Los Angeles drei Challenges absolvieren, die ihre anderen Meeedchen auch schon machen musste: Das Oben-ohne-Sedcard-Shooting, einen „sexy Walk“ und den straighten High Fashion-Walk aus Folge vier im Outfit von Yannik Zamboni. Unter uns GNTM-Insidern bekannt als der „Schlecht gelaunte Zombie, der dringend zu einem Zahnarzttermin muss“-Walk.
Lese-Tipp: GNTM-Kolumne Folge vier: Jodelnd in die Zombie-Apokalypse - aber bitte ohne Hüftschwung!
Wenn DAS für Heidi fair ist, dann möchte ich gegen sie nie in einer Ballsportart antreten oder Monopoly spielen. Denn auf der nach oben offenen GNTM-Leidensdruck-Skala sind diese Challenges natürlich NICHTS. Kein Umstyling? Keine nörgelnden Top-Fotografen? Kein Kampf mit zu großen oder zu kleinen High Heels? Keine komplizierten Choreografien, die man sich merken und zeitgleich modeln muss? Nix davon! Skandal! Nicht überraschend also, dass bei Anya statt Freudentränen Frusttränen fließen. Und wenn hier jemand heulen darf, dann sie, schließlich wurde ihr beim Umstyling ein Kurzhaarschnitt verpasst.
Lese-Tipp: GNTM-Kolumne Folge fünf: The Regels sind die Regels - nach dem Umstyling gibt's kein Geld zurück!
„Am Ende des Tages bin ich der Boss. Und ich mache die Regeln!“, lässt Heidi allerdings jegliche Kritik an ihrer Auslegung von Fairplay ein für alle Mal verstummen. Wenn der Kuchen spricht, schweigt der Krümel. Sorry, Kuchen-Metaphern sind im Umfeld einer Model-Castingshow vielleicht keine so gute Idee.
Die Brüste "stehen wie eine Eins", aber die Mundwinkel hängen
Ich als Best-Ager-Kolumnistin feiere Heidis neue Best-Ager-Models, die beim Sedcard-Shooting eindrucksvoll zeigen, wie toll Frauen jenseits der 40 aussehen können. Für viele von Heidis ursprünglichen Meeedchen, die beim Shooting zugucken dürfen, scheint es allerdings eine große Überraschung zu sein, dass Brüste auch im etwas fortgeschrittenen Alter noch „wie eine Eins stehen“ können. Aber sie zeigen zumindest alle Frauen-Solidarität und bejubeln die „Hammer-Bodys“ der Neuen.
Alle. Bis auf Anya. Sie bleibt konsequent ihr eigener Mean-Girl-Club und gibt am Rande des Sedcard-Shooting mit hängenden Mundwinkeln den GNTM-Grinch. Weil: „Es ist einfach nicht fair, dass wir so viel durchgemacht haben und die noch nichts. Und wir jetzt wieder am Anfang stehen!“ „Wo ist die Fairness geblieben? WO?“ höre ich Elena Miras Stimme im „Sommerhaus der Stars“ brüllen.
„Sie haben es alle ganz gut gemacht“, kommentiert Anya dann aber kurz darauf zu meiner Überraschung im Off-Interview die Leistung der Neuen – und schafft sogar den Ansatz eines Lächelns. Kurz überlege ich, ob sie mit Waffengewalt oder der Androhung eines erneuten Umstylings zu dieser Aussage gezwungen wurde. Aber so weit würde Heidi sicher nicht gehen. Sie ist ja fair.
Und deshalb müssen zwei ihrer Nachzüglerinnen direkt wieder ihre Koffer packen: Zuzel und Charlene. Das dürfte Anya vielleicht ein echtes Lächeln ins Gesicht gezaubert haben.
It's called Fashion! Heidi Klums Models müssen sich so richtig zum Affen machen
Wer bislang gedacht hat, der oben bereits erwähnte Zombie-Walk sei das Irrste, was er oder sie je auf dem GNTM-Catwalk gesehen hat, der wird beim Entscheidungswalk in Folge acht eines Besseren belehrt. Denn es geht noch bekloppter. It’s called (High) Fashion, Darling!
Topmodel Coco Rocha (34) schaut vorbei, um den Meeedchen zu zeigen, wie man sich auf einem Laufsteg richtig zum Affen macht. Das ist durchaus wörtlich zu nehmen. Je wilder die Verrenkung, je mehr gezuckt, gehumpelt und gekrochen wird, um so besser.
Lese-Tipp: Eine Modelkarriere? Wollte Coco Rocha gar nicht!
Während sich die GNTM-Kandidatinnen beim Entscheidungswalk zum kompletten Voll-Horst machen, hakt Coco nach, was denn das Verrückteste gewesen sei, das Heidi je auf einem Laufsteg gemacht habe. „Ich habe noch nie irgendwas Verrücktes gemacht“, antwortet diese. Ach? Aber, hey, ganz schön fair von ihr, dass sie ihren Meeedchen dann wenigstens Chance gibt, sich im Fernsehen mal so richtig zum Deppen zu machen, oder? Muss toll sein, wenn man der Boss ist.
Am Ende bekommt Leona kein Foto von Heidi und ich krieche und zappele jetzt auch mal für diese Woche davon und suche die verlorene Fairness. Wo ist sie geblieben? WO?