Zahlen fast verdoppeltGewalt in Kitas gestiegen - Experten fordern mehr Personal

Die Gewalt in Kitas ist gestiegen. Kinder schlagen Kinder, Erzieher werden handgreiflich. Dazu gibt es immer wieder sexuelle Übergriffe, auch unter Kindern. Das belegt die Antwort des NRW-Familienministeriums auf eine Kleine Anfrage der SPD. Die Zahl von körperlicher Gewalt und sexuellen Übergriffen hat sich verdoppelt. Im Jahr 2022 gibt es 1.027 gemeldete Fälle. Im Jahr 2023 sind es 1.943. Für 2024 gibt es bisher nur Angaben für das erste Halbjahr: 1.206.

Bessere Ausbildung gefordert

Christian Lüdke arbeitet als Kinder- und Jugendpsychotherapeut. Laut seiner Einschätzung helfen nur mehr Personal und eine bessere Ausbildung. Wie Gewalt in den Statistiken definiert wird, weiß die Vorsitzende der Kinderschutzkommission des Landtags, Nina Andrieshen: „Gewalt beginnt nicht erst, wenn Kinder geschlagen werden, sondern Gewalt kann auch psychische Gewalt zum Beispiel sein, indem Kinder angeschrien werden, unter Druck gesetzt werden, zum Beispiel in dem sie gezwungen werden, Essen zu essen, was sie nicht essen mögen, oder den Teller leer zu essen. Das ist auch eine Form von Gewalt. Das geht natürlich dann auch über körperliche Gewalt bis hin zu sexualisierter Gewalt auch gegenüber Kindern."

Laut Ministerin wirken Schutzkonzepte

Für NRW-Familienministerin Josefine Paul (Grüne) ist die Entwicklung vor allem ein Zeichen dafür, dass Schutzkonzepte wirken. Die sind seit 2021 Pflicht in den Einrichtungen. Josefine Paul erklärt: „Wir sind als Politik, aber auch wir als Gesellschaft sensibler geworden und schauen genauer hin. Die Zahlen sind also auch ein Beleg dafür, dass mehr Fälle ins Hellfeld rücken und nicht mehr unentdeckt bleiben." Außerdem sei im vergangenen Jahr das Meldesystem vereinfacht und mit einheitlichen Kriterien ausgestattet worden. Auch das könnte zu der negativen Bilanz beitragen.