Darmerkrankung, die zu Schmerzen und Blähungen führt

Gesundheitslexikon: Zöliakie (Glutenunverträglichkeit)

Was passiert bei Zöliakie? Glutenunverträglichkeit
01:18 min
Glutenunverträglichkeit
Was passiert bei Zöliakie?

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Zöliakie: Wenn der Körper Gluten nicht verträgt

Zöliakie ist eine chronische Erkrankung der Dünndarmschleimhaut, die durch eine Unverträglichkeit gegen das Klebereiweiß Gluten verursacht wird. Frauen leiden etwa doppelt so häufig unter der Erkrankung wie Männer.

Ursachen einer Zöliakie

Der Dünndarm hat die Aufgabe, die Nahrung in ihre Bestandteile aufzuspalten und die enthaltenen Nährstoffe über die Schleimhaut in den Körper zu transportieren. Damit er möglichst viele Nährstoffe aufnehmen kann, ist er mit vielen Falten, so genannten Zotten, ausgestattet. Wer unter Glutenunverträglichkeit leidet, löst beim Verzehr von Lebensmitteln mit dem Kleibereiweiß eine chronische Entzündung der Darmschleimhaut aus, bei der sich die Zotten zurückbilden. So können nicht mehr genügend Nährstoffe aufgenommen werden und es kommt beim Fortschreiten der Rückbildung zu einer Unterversorgung. Mit einer Zöliakie verbunden sind oft auch Erkrankungen außerhalb des Darms. Deshalb wird sie auch als Systemerkrankung bezeichnet.

Wie kann eine Zöliakie erkannt werden?

Die Symptome einer Zöliakie sind von Mensch zu Mensch und von Alter zu Alter unterschiedlich. In vielen Fällen löst die Glutenunverträglichkeit gar keine Krankheitssymptome aus. Deutliche Zeichen einer massiven Zöliakie sind Gewichtsverlust, Durchfall, Erbrechen, Appetitlosigkeit, Müdigkeit und Depressionen. Die Betroffenen fühlen sich matt und antriebslos. Kinder, die an Zöliakie leiden, haben die größten gesundheitlichen Probleme, die bis hin zur Rachitis und Wachstumsstörungen führen können.

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Diagnose einer Glutenunverträglichkeit

Um eine Zöliakie eindeutig zu diagnostizieren, gibt es zwei Labormethoden, die Aufschluss über diese Systemerkrankung bieten: die Antikörperbestimmung und die Gewebeuntersuchung. Die Blutuntersuchung zeigt, dass im Blut Antikörper gebildet werden. Die Antikörper allein müssen nicht zwingend ein Hinweis auf Zöliakie sein. Deshalb ist – mit Ausnahme von Kindern mit bis zum Zehnfachen des Normbereichs erhöhten Antikörpern – eine Gewebeuntersuchung (Biopsie) erforderlich, bei der ein wenig Schleimhaut aus dem Dünndarm entnommen wird. Dieses Gewebe wird mikroskopisch auf typische Veränderungen der Dünndarmschleimhaut untersucht, die Aufschluss über eine Entzündung durch Zöliakie geben. Ein Gentest kann Aufschluss darüber geben, ob man überhaupt die Veranlagung hat, an Zöliakie erkranken zu können. Er sagt aber nichts darüber aus, ob man tatsächlich erkrankt ist.

Sind alle diese Tests negativ, wird der Arzt prüfen, ob vielleicht eine Weizenallergie oder eine sogenannte ATI-Sensitivität, eine Unverträglichkeit von Proteinen in glutenhaltigen Getreiden, vorliegt.

Wurde eine Zöliakie diagnostiziert, muss die Ernährung sofort auf eine streng glutenfreie Kost umgestellt werden. In den meisten Fällen bessern sich die Beschwerden. Die Antikörper werden während der Einhaltung der glutenfreien Diät regelmäßig weiter kontrolliert, um auszuschließen, dass Diätfehler passieren und um sicherzugehen, dass der Körper sich gut erholt.

Behandlung einer Zöliakie

Zöliakie-Patienten werden ihr Leben lang unter der Glutenunverträglichkeit leiden. Deshalb ist es nötig, dass sie konsequent und dauerhaft auf alle Nahrungsmittel verzichten, die glutenhaltig sind. Das Kleibereiweiß ist ein Bestandteil in den Getreidesorten Weizen, Roggen, Gerste, Hafer, Dinkel, Grünkern, Einkorn, Zweikorn (Emmer), Kamut und Triticale sowie Erzeugnissen daraus, zum Beispiel Bulgur, Weizenstärke, Weizeneiweiß, Weizenkleber oder Gerstenmalz bzw. Gerstenmalzextrakt. Als Alternative kann zu Buchweizen, Reis, Hirse, Mais, Amaranth, Kartoffeln, Gemüse und Obst gegriffen werden – bei glutenfreien Mehlen bitte darauf achten, dass sie explizit als „glutenfrei“ gekennzeichnet sind. Es besteht sonst Kontaminationsgefahr, weil sie zum Beispiel in der gleichen Mühle wie glutenhaltige Getreide gemahlen worden sein können.

Was Zöliakie-Patienten auf jeden Fall meiden sollten, sind Produkte, die glutenhaltiges Getreide enthalten. Dazu zählt nicht nur Brot, sondern auch Nudeln, Grieß, Kuchen, Kekse, Bier und sogar Malzkaffee. In vielen Fertigprodukten wird Gluten als Stabilisator verwendet. Hier sollten Betroffene genau auf die Inhaltsangaben der Verpackung achten.

Kann einer Zöliakie vorgebeugt werden?

Eine Zöliakie ist nicht lebensbedrohlich und hat keinen Einfluss auf die Lebenserwartung, wenn sie erkannt und rechtzeitig behandelt wird. Gerade bei Säuglingen und Kindern ist es ratsam, bei einem Verdacht auf Zöliakie die Diagnose frühzeitig abklären zu lassen. Eine Vorbeugung im herkömmlichen Sinn gibt es nicht, denn jeder kann betroffen sein, unabhängig vom Alter. Eine entsprechende Ernährung mit glutenfreien Lebensmitteln lässt die Beschwerden meist schnell abklingen und sorgt bei strenger Einhaltung für völlige Beschwerdefreiheit. In seltenen Fällen muss der Arzt noch medikamentös eingreifen, wenn es sich um eine diätresistente Zöliakie, eine so genannte refraktäre Zöliakie handelt. In diesen Fällen werden starke Medikamente eingesetzt, so genannte Immunsuppressiva, die das Immunsystem im Zaum halten.

Wichtiger Hinweis: Dieser Artikel kann einen Besuch beim Arzt nicht ersetzen. Er enthält nur allgemeine Hinweise und darf daher keinesfalls zu einer Selbstdiagnose oder Selbstbehandlung herangezogen werden.