Geschützte Berufsbezeichnung

Gesundheitslexikon: Heilpraktiker

Gesundheitslexikon: Heilpraktiker
Ein Heilpraktiker übt seinen Beruf eigenverantwortlich aus
picture alliance / JOKER, Petra Steuer

Kann mir ein Heilpraktiker helfen?

In Deutschland praktizieren rund 43.000 Heilpraktiker. Sie werden mittlerweile gerne hinzugezogen, wenn die klassischen Schulmediziner nicht mehr weiterkommen. Auch viele chronisch erkrankten Patienten suchen bei ihnen Rat. Wer aufgeschlossen ist und eine ganzheitliche Betrachtung seines Körpers wünscht, ist bei den Naturheilkundlern oder Homöopathen häufig in guten Händen.

Was unterscheidet einen Heilpraktiker von einem Arzt?

Der Arzt hat ein mehrjähriges Studium mit umfangreichen Prüfungen und einem abschließenden Staatsexamen absolviert. Er ist in vielen Bereichen der Medizin ausgebildet und breit geschult.

Heilpraktiker darf sich nennen, wer mindestens 25 Jahre alt ist, ein Führungszeugnis vorlegen kann und den Sekundarabschluss I hat. Ferner wird eine allgemeine Prüfung zu Kenntnissen der Gesundheitslehre verlangt, bei der beispielsweise Fragen zur Allgemeinmedizin, der menschlichen Anatomie oder einigen Volkskrankheiten abgefragt werden. Üblicherweise absolviert der Heilpraktiker zudem eine rund dreijährige Ausbildung an einer Heilpraktikerschule. Diese Ausbildung wird nicht staatlich überprüft und ist auch nicht einheitlich geregelt. Nahezu alle Heilpraktiker sind übergeordneten Dachverbänden angeschlossen. Diese Verbände haben bestimmte Standards zur Ausbildung und Berufsausübung verfasst. Wer sich einen Heilpraktiker mit bestimmter Qualifikation aussuchen möchte, dem können diese Verbände eine gute Übersicht bieten.

Wer kann einen Heilpraktiker aufsuchen?

Generell darf jeder einen Termin bei einem Heilpraktiker vereinbaren, es muss keine Überweisung vorliegen. Der Heilpraktiker geht dann einen Behandlungsvertrag mit dem Patienten ein. Viele Privatversicherte bekommen die Leistungen des Heilpraktikers von ihrer Krankenversicherung erstattet. Bei den gesetzlich Versicherten kommt dies nur in Ausnahmefällen vor.

Der Heilpraktiker darf körperliche und seelische Leiden feststellen und therapieren. Verschreibungspflichtige Medikamente oder Betäubungsmittel allerdings dürfen nicht zum Einsatz kommen. Auch ist es Heilpraktikern nicht gestattet, in der Zahntherapie, der Strahlentherapie, der Geburtshilfe und bei meldepflichtigen Krankheiten tätig zu werden.

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Wie arbeitet ein Heilpraktiker, welche Richtungen gibt es?

Die Tätigkeitsfelder eines Heilpraktikers sind vielfältig. Meist spezialisiert er sich auf eines oder mehrere der weiteren Bereiche. Der Heilpraktiker genießt nämlich die sogenannte Therapiefreiheit, er darf also jedes Verfahren der Naturheilkunde anwenden, welches er beherrscht. Therapien wie Kinesiologie, Homöopathie, Aromatherapie, Chiropraktik und Osteopathie, oder Phytotherapie zeigen demnach das erweiterte Tätigkeitsfeld des Heilpraktikers auf. Um diese Bezeichnungen zu führen, müssen wiederum Zusatzqualifizierungen absolviert werden.

Seit einigen Jahren eignen sich auch manche Schulmediziner diese Zusatzqualifizierungen an, um der stetigen Nachfrage der Patienten Rechnung zu tragen.

Warum kann der Besuch bei einem Heilpraktiker sinnvoll sein?

Der Heilpraktiker geht meistens, anders als viele Schulmediziner, von einer ganzheitlichen Betrachtungsweise aus. Er sieht also nicht die Krankheit alleine, sondern den ganzen Menschen und die im Leben des Patienten verborgenen Krankheitsverursacher. Diagnose und Therapie beruhen also auf anderen Aspekten; er möchte den Menschen als Ganzes verstehen und behandeln. Zudem therapiert der Heilpraktiker auch gänzlich anders als der klassische Mediziner. Es kommen häufig homöopathische Präparate wie Globuli oder Pflanzenextrakte zum Einsatz oder ungewöhnliche physikalische Therapien werden verordnet. So sind beispielsweise Blutegel, Aderlass, umfangreiche Entgiftungskuren oder Akupunktur heute vielfach verordnete Therapiebausteine.

Gleichwohl sollte bedacht werden, dass der Erfolg vieler naturheilkundlichen Therapieansätze in Studien nicht bewiesen werden konnte. Auch sollten Patienten mit komplexen Krankheiten immer den Rat eines ausgebildeten Mediziners einholen, bevor sie sich einem Heilpraktiker anvertrauen.

Wichtiger Hinweis: Dieser Artikel kann einen Besuch beim Arzt nicht ersetzen. Er enthält nur allgemeine Hinweise und darf daher keinesfalls zu einer Selbstdiagnose oder Selbstbehandlung herangezogen werden.