Medizinstudenten wollen in die Stadt

Mehr Landärzte: Politik schlägt "Landarztquote" für mehr Personal vor

Das Problem des Landarztmangels ist nicht neu. Für junge Medizinstudenten bietet die Stadt oft den attraktiveren Arbeitsort. Darunter leiden dann vor allem die Menschen im Dorf. Was die Landesregierung tun möchte, um das Landarzt-Dasein wieder schmackhafter zu machen und ob es doch noch Ärzte gibt, die sich bewusst fürs Arbeiten auf dem Land entscheiden, sehen Sie im Video.

Landarzt aus Leidenschaft

Florian Kirchner ist Arzt – Landarzt um genau zu sein. Der 43-Jährige arbeitet nämlich in Gersfeld, eine Kleinstadt mitten in der hessischen Röhn.

„Landarzt sein, das ist ein Beruf aus Berufung und das ist der schönste Beruf der Welt“, sagt Florian Kirchner über seine Position. Diese Meinung teilen allerdings nur wenige. Für die meisten Medizinstudenten ist die Stelle des klassischen Hausarztes nicht erstrebenswert. Die mangelnde Infrastruktur, weniger lukrative Privatpatienten, mehr Arbeit und weniger Privatsphäre sind Vorurteile, die das Landarzt-Dasein eher unattraktiv machen.

Ist die "Landarztquote" eine Lösung?

Das Problem der mangelnden Landärzte beschäftigt die Landesregierung schon lange. Eine Lösung soll jetzt die sogenannte Landarztquote bringen. Diese sieht vor, dass 65 von 1000 Medizin-Studienplätzen nicht an die Abiturienten mit den besten Noten gehen, sondern an junge Leute, die bereit sind, sich vertraglich zu binden – und zwar für zehn Jahre an eine Region, die hausärztlich unterversorgt ist. Für einen Vertragsbruch drohen 250.000 Euro Strafe oder sogar die Exmatrikulation.

Eine Idee, die bei der hessischen FDP auf Kritik stößt: „Wer weiß in dem Alter, in dem Abschnitt des Studiums schon, wofür er sich später entscheiden möchte“, argumentiert der Abgeordnete des hessischen Landtags Yanki Pürsün.

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Praktika als Lösungsansatz

Dem 21-Jährigen Medizinstudent gefällt die Arbeit in der Hausarztpraxis in Gersfeld gut. Er hat sich schon dafür verpflichtet, nach seinem Studium im Landkreis Fulda zu arbeiten
Dem 21-Jährigen Medizinstudent gefällt die Arbeit in der Hausarztpraxis in Gersfeld gut. Er hat sich schon dafür verpflichtet, nach seinem Studium im Landkreis Fulda zu arbeiten
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Auch der Landarzt Florian Kirchner ist nicht überzeugt von der Landarztquote. Sein Ansatz wäre es, die Studierenden mit ins Boot zu holen und für den Job des Landarztes zu begeistern: „Die müssen hier in die Landarztpraxen, die müssen mitmachen, die müssen das sehen“, sagt der 43-Jährige.

In der Praxis von Kirchner macht gerade der 21-jährige Sven Kemmerzell ein Praktikum: „Ich bin wirklich sehr heimatverbunden. Für mich steht das außer Frage, dass ich nach dem Studium wieder zurückkehre. Ich habe mich schon verpflichtet, nach meinem Studium im Landkreis Fulda wieder tätig zu werden“, sagt der Medizinstudent.

In der Praxis in Gersfeld ist also schon für Nachwuchs gesorgt und vielleicht hilft die Landarztquote ja tatsächlich, das Land für junge Studenten wieder attraktiver zu machen und so eine ärztliche Versorgung zu gewähren. (ast)