Profivereine knicken vor Protesten ein
Fußballfans gewinnen Machtprobe: DFL stoppt Investoren-Einstieg

Der Milliarden schwere Investoren-Einstieg in die Deutsche Fußball Liga (DFL) ist vom Tisch.
Die Entscheidung der Vereinsbosse feierten die Fans als ihren Sieg. Wochenlange hatten sie mit Protesten ihrem Unmut Luft gemacht und den Spielbetrieb in den Profiligen massiv gestört. Um den Frieden in den Stadien wiederherzustellen, lenkte die DFL ein.
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„Heute ist ein guter Tag für Deutschlands Fußballfans“
Auf einer Krisensitzung in Frankfurt am Main beschloss das Präsidium der Dachorganisation der 36 Profivereine einstimmig, die Gespräche mit dem Finanzinvestor CVC nicht mehr fortzuführen. Den Klubs der Bundesliga und 2. Liga entgeht damit rund eine Milliarde Euro. „Eine erfolgreiche Fortführung des Prozesses scheint in Anbetracht der aktuellen Entwicklungen nicht mehr möglich“, sagte Hans-Joachim Watzke, Sprecher des DFL-Präsidiums.
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CVC reagierte schmallippig auf die DFL-Entscheidung: „Kein Kommentar.“ Die Fans dagegen jubeln: „Heute ist ein guter Tag für Deutschlands Fußballfans“, sagte der Sprecher des Fan-Dachverbandes „Unsere Kurve“, Thomas Kessen. „Für alle aktiven Fußball-Fans und alle Mitglieder der Vereine ist das ein großer Erfolg, der zeigt, dass der deutsche Fußball mitgliederbasiert und demokratisch ist.“
Unterstützung für Investoren-Einstieg war massiv gebröckelt
Auch die Bürgerbewegung Finanzwende, die zuletzt eine Petition gestartet hatte, feierte die „gute Nachricht für alle Fußball-Fans“: „Öffentlicher Druck aus der Zivilgesellschaft kann auch das ganz große Geld aufhalten. Für uns ist das ein Anlass zur Freude“, sagte Geschäftsführer Daniel Mittler in einer Stellungnahme.
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Einige Vereine, wie etwa der VfB Stuttgart und Hertha BSC, begrüßten die Entscheidung des DFL-Präsidiums. Zuletzt hatten mehrere Clubs weitere Abstimmungen angeregt. Laut Watzke bröckelte in den 48 Stunden vor der Sitzung die generelle Unterstützung für einen Investoren-Einstieg. Daraufhin schlug er dem Präsidium vor, die Verhandlungen zu beenden.
Wochenlange Proteste der Fans

Zuvor hatte es in der 1. und 2. Liga wochenlange Proteste mit Tennisbällen, ferngesteuerten Autos und sogar kleinen Flugzeugen gegeben, es drohten Spielabbrüche. Die „umfassenden, aber sehr friedlichen und sehr kreativen Proteste“ seien am Ende der Schlüssel zum Erfolg gewesen, meinte Fansprecher Kessen. Auch andere Fanverbände sehen das so.
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Tatsächlich nannte Watzke die Proteste als weitere Begründung für die Entscheidung des DFL-Präsidiums. Der sportliche Wettbewerb habe durch die häufigen Unterbrechungen der Spiele gelitten, so Watzke in einer Mitteilung. „Der deutsche Profifußball steht inmitten einer Zerreißprobe“, räumte Watzke, der auch Geschäftsführer von Borussia Dortmund ist, ein. Zuletzt wuchs auch bei der Vereinen die Kritik an den Protesten der Fans.
DFL muss jetzt nochmal ganz neu anfangen
Die DFL wollte für eine prozentuale Beteiligung an den TV-Erlösen von einem Finanzinvestor eine Milliarde Euro kassieren, ein derartiges Modell soll es nicht mehr geben. „Dieser Prozess ist ad acta gelegt. Wir müssen jetzt einfach mal ganz neu anfangen“, sagte Watzke. Heißt: Es müssen andere Geldquellen erschlossen werden, um die Modernisierungspläne umzusetzen.
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Ein Großteil der Fanszene lehnt den Einstieg von Investoren in die Vereine oder die Ligen grundsätzlich ab, weil sie eine weitere Kommerzialisierung des Fußballs befürchten. Der Investoren-Plan sah vor, sechs bis acht Prozent der Anteile einer DFL-Tochtergesellschaft, in welche die kompletten Medienrechte ausgelagert werden, für 20 Jahre zu verkaufen. Dafür sollten zwischen 800 Millionen und einer Milliarde Euro fließen.
Mit dem Geld wollte die DFL den Profifußball fit für die Zukunft und den internationalen Wettbewerb machen.Daraus wird nun erstmal nichts. Die Milliarden-Pläne sind an den Fan-Protesten gescheitert. Offen bleibt, wie sich das auf die Konkurrenzfähigkeit des deutschen Fußballs auswirken wird. (sid, dpa, wwi)