Betrüger bieten Kryptowährung als Zahlungsmöglichkeit an
Unfassbar! Gefälschte Impfpässe für 125 Euro bei Telegram angeboten

Was man nicht alles über den Messengerdienst Telegram kriegen kann: Negative PCR-Tests, dubiose Schnelltests, falschen Corona-Impfstoff und sogar gefälschte Impfpässe. Cyberkriminelle nutzen die Corona-Angst vieler Menschen schamlos aus, wie in Chatverläufen, die unserer Redaktion vorliegen, zu lesen ist. So bieten Schwarzmarkthändler in diversen Telegram-Gruppen gefälschte Impfpässe mit eingetragener Corona-Impfung für rund 125 Euro an. Polizei und Staatsanwaltschaft ermitteln mit Hochdruck!
+++ Alle aktuellen Informationen zum Coronavirus finden Sie in unserem Live-Ticker auf RTL.de und rund um die Uhr im Stream auf n-tv +++
Impfpässe sogar im Angebot zu bestellen
Die sehen täuschend echt aus, die Stempel auf den kleinen gelben Impf-Heftchen. Sie stammen meist von großen deutschen Impfzentren wie zum Beispiel Bonn, Frankfurt, München oder Frankenthal. In einem Angebot wirbt ein Händler mit dem Foto eines Impfpasses, auf dem Stempel, Unterschrift und Aufkleber mit Chargennummer von einem Impfzentrum aus dem bayerischen Lohr am Main stammen sollen. Unserer Redaktion liegt das Foto vor. Darunter ist eine Preisliste zu finden: Ein Impfpass kosten 200 Euro, zwei 175 Euro pro Stück, für fünf zahlt man je 125 Euro – zuzüglich Porto und Versand, schreibt der Betrüger. Wer unter der Woche bis 11 Uhr bestellt und bezahlt, bekommt noch am gleichen Tag eine Sendungsnummer zugeschickt. Was mit den Versanddaten passiert? Die werden „nach jedem Versand vernichtet“, heißt es im Angebot.
Zahlen kann man – wie bei Cyberkriminellen üblich – in Kryptowährung, unter anderem mit Bitcoin und Monero. Eine Bezahlung sei aber auch mit einer Paysafecard möglich, einer anonymen Prepaid-Karte. Wer sich weiter informieren möchte, wird in einen Geheimchat verwiesen.
Händler prahlt mit enormer Nachfrage
Dem ARD-Politikmagazins "Report Mainz" liegen zwei solcher Impfpässe mit Daten des Impfzentrums Frankfurt am Main vor. Die Fälschung seien vom Original kaum zu unterscheiden, heißt es in dem Bericht. Die Reporter haben Kontakt mit einem Händler aufgenommen. Er erzählt, dass er sich selbst nicht hat impfen lassen, trotzdem aber seine Grundrechte zurückerlangen wolle. Er prahlt damit "Land unter mit Anfragen" zu haben. An einem Tag habe er mehr als 30 Stück verkauft. Seine Kunden kämen aus dem gesamten Bundesgebiet.
Die Verantwortlichen des Impfzentrums Frankfurt zeigten sich schockiert. „Ich habe mir nicht vorstellen können, dass es so was gibt“, wird Leiter Michael Heiland zitiert. „Das ist beschämend, das ist furchtbar, ich kann es gar nicht fassen, ich bin sprachlos.“, sagt Benedikt Hart, Leiter des Impfzentrums von Seiten des Deutschen Roten Kreuzes. Er konnte direkt erkennen, dass die Pässe gefälscht sind und erklärte gegenüber "Report Mainz", dass man im Impfzentrum andere Stempel verwenden würde.
Landeskriminalamt: Blanko-Impfpässe frei verkäuflich
Das Landeskriminalamt Hessen erklärte am Freitag, man habe den Handel mit gefälschten Corona-Impfbescheinigungen im Fokus und werde dagegen strafrechtlich ermitteln. Bei einer Anzeige wegen Betrugs droht den Kriminellen mindestens eine Geldstrafe und im schlimmsten Fall eine Haftstrafe von bis zu fünf Jahren.
„Wer vorgibt, gegen Corona geimpft zu sein, stellt weiter ein Gesundheitsrisiko für seine Mitmenschen dar“, sagte eine Sprecherin in Wiesbaden. Solche Bescheinigungen lassen sich leicht nachmachen, da die Druckvorlagen frei verkäuflich sind. „Zur Urkunde werden sie erst, sobald ein Arzt unterschreibt und der entsprechende Aufkleber eingeklebt wird“, sagte sie weiter. Dieser sei vergleichsweise einfach nachzudrucken, denn er enthalte keine Sicherheitsmerkmale wie etwa ein Wasserzeichen oder ein Hologramm. Daher seien gefälschte Dokumente kaum von echten zu unterscheiden.
Die LKA-Sprecherin hält den Tatbestand jedoch für ein „vorübergehendes Phänomen“, dass nachlasse, je mehr Menschen tatsächlich geimpft seien. Die in der Politik diskutierte digitale Version des Impfausweises könne zudem mehr Fälschungssicherheit bringen.