Es geht um eine ernste Angelegenheit
Föhn hoch, Sie sind verhaftet? Warum die Polizei in Lüneburg jetzt beim Friseur steht
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von Nicklas Just, Tom Klose und Kia Kuhnert
Falsche Polizeibeamte, Enkeltrick-Anrufe oder WhatsApp-Betrüger – damit haben Gauner in den letzten Monaten allein im Bereich der Polizeidirektion Lüneburg mehrerer 100.000 Euro ergattert. Die Opfer: Gutgläubige Rentner. Die Polizei will deshalb weiter aufklären. Ihre Hilfsmittel? Die Friseure! Wie genau die „Spitzen“-Aktion zur Prävention abläuft, sehen Sie im Video.
Aufklärung zu Enkeltrick auf Platt- und Hochdeutsch
Wenn das Telefon klingelt und der vermeintlich geliebte Enkel um Geld bittet, weil er bei der Polizei festsitzt und dringend die Kaution bezahlt werden muss, dann greifen überrumpelte Rentner oft tief in die eigene Tasche. Dieser sogenannte Enkeltrick ist keine neue Masche, dennoch funktioniert er wie viele andere Betrugsmaschen immer wieder. Im Friseursalon von Christiane Trilck in Adendorf bei Lüneburg soll deshalb jetzt aufgeklärt werden.
Die Friseurin ist mit ihrem Laden Teil einer ganz besonderen, bundesweit einmaligen Aktion der Polizei. Um vor Betrügern zu warnen, geht die nämlich wortwörtlich zum Friseur. Die Idee: In mehr als 60 Salons in Lüneburg und der Heide Infomaterial zu Betrugsmaschen auslegen und die Mitarbeiter der Läden schulen, mit ihren Kunden gezielt über die Trickbetrügerei zu sprechen – auf Platt- und Hochdeutsch.
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Polizistin: „Wenn Menschen das Gespräch erst beginnen, haben sie eigentlich schon verloren“
Dass Aufklärung weiterhin unbedingt notwendig ist, sieht auch die Präventionsbeauftragte der Polizei, Kathrin Richter, so: „Ich sage das immer so gerne, dass die älteren Menschen einfach zu Höflichkeit erzogen sind. Und das große Problem bei diesen Tätern, die Enkeltricks, falscher Polizeibeamter, Schockanrufe, diese Sachen machen, die sind einfach unheimlich gut geschult.“ Die vermeintlichen Betrüger würden aus Callcentern agieren und „wenn die Menschen das Gespräch erst beginnen, dann haben sie eigentlich schon verloren“, so Richter im RTL-Interview weiter.
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So wurde auch Rentnerin Monika Bieber am Telefon schon von einer vermeintlich echten 110-Nummer angerufen, wie sie RTL beim Besuch im Salon von Christiane Trilck erzählte. Angeblich stände ein Einbruch kurz davor, daher sollte die Rentnerin ihren Schmuck zusammenpacken und sicherheitshalber einem Beamten übergeben, der die Wertgegenstände abholen kommen würde.
Damit Rentnerinnen und Rentner in Zukunft immer seltener auf betrügerische Anrufe wie diesen reinfallen, hofft die Polizei, dass die Aktion über die Heide hinaus bekannt wird und Trickbetrüger in Zukunft so deutlich öfter in die Röhre schauen.