Tochter einer Gehirnwäsche unterzogen?

Entführte Camille nach 11 Jahren aufgetaucht - Angst vor Wiedersehen: "Sie wird mich nicht Papa nennen"

Alain Chauvet mut seiner Tochter Camille. Als das Mädchen fünf Jahre alt war, wurde es von seiner Mutter entführt. Elf Jahre tauchte Priscilla M. mit dem Kind unter - mutmaßlich bei einer Sekte in der Schweiz.
Alain Chauvet mit seiner Tochter Camille. Als das Mädchen fünf Jahre alt war, wurde es von seiner Mutter entführt. Elf Jahre tauchte Priscilla M. mit dem Kind unter - mutmaßlich bei einer Sekte in der Schweiz.
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Elf Jahre lang war Alain Chauvets Tochter aus Frankreich spurlos verschwunden, entführt von der eigenen Mutter. Anfang März sind beide in der Schweiz wieder aufgetaucht, nun will der Vater zu seinem Kind reisen, das inzwischen eine junge Frau ist. Ein Wiedersehen, dem der 75-Jährige mit gemischten Gefühlen entgegensieht, denn er ist überzeugt, dass seine Ex Camille einer Gehirnwäsche unterzogen hat.

Camilles Vater Alain Chauvet: "Werde sie immer lieben"

Es sind Worte, die unter die Haut gehen, ausgesprochen von einem Mann, der über ein Jahrzehnt nicht wusste, was mit seinem Kind geschehen ist. Camille war erst fünf, als ihre Mutter Priscilla M. (47) sie aus dem französischen Toulon entführt hat. Damals lebten die Eltern des Mädchens in Scheidung, stritten um das Sorgerecht. Das ist elf Jahre her. Durch Zufall wurde Camille nun im Schweizer Kanton Waadt bei einer Verkehrskontrolle entdeckt. Alain Chauvet will dorthin reisen, sein Kind wiedersehen, es in die Arme schließen. Doch er hat auch Angst.

"Die Mutter muss ihr jeden Tag gesagt haben: Dein Vater ist ein Vergewaltiger, dein Vater ist böse, dein Vater hat dich geschlagen, et cetera. Sie wird mich nicht „Papa“ nennen, sondern „Herr“, selbst wenn sie mich sehen will", sagte er in einem Interview mit dem privaten französischen Fernsehsender „BFM TV“. "Ich möchte ihr sagen, dass sie mir vertrauen soll, dass sie erkennen soll, dass ich sie immer geliebt habe und dass ich sie immer lieben werde, egal was passiert. Und dass Leben nicht bedeutet, versteckt in einer Lüge zu existieren."

Papa hat daheim in Frankreich alles für Camilles Rückkehr vorbereitet

Priscilla M. (47) soll mit ihrer entführten Tochter Camille bei einer Sekte in der Schweiz untergetaucht sein.
Priscilla M. (47) soll mit ihrer entführten Tochter Camille bei einer Sekte in der Schweiz untergetaucht sein.
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Er befürchtet, dass sein heute 16-jähriges Kind ihn nach so vielen Jahren und nachdem es unter dem religiösen und sektierischen Einfluss der Mutter* gestanden habe, ablehnen wird. Eine Ansicht, die auch die Behörden teilen. Dort habe man ihm gesagt, „dass die Kleine ein Problem habe und dass man es langsam angehen müsse", so der 75-Jährige.

Trotz allem hat sich Alain Chauvet seinen optimistischen Blick bewahrt. Zwar müsse er den "Schock" dieser "guten Nachricht" noch verarbeiten, hoffe aber, seine Tochter in drei Monaten bei sich zu Hause aufnehmen zu können. Daheim sei „alles vorbereitet, sie hat immer noch ihr eigenes Zimmer". Was Alain am meisten schmerzt, sind all die verlorenen Momente mit seinem Kind, die vielen Jahre, die ihm niemand mehr zurückgeben kann.

"Was für eine Verschwendung, was für eine verlorene Zeit. Diese Zeit kann man nicht aufholen, aber wir können beide versuchen, das aufzuarbeiten. Ich bin gezwungen, sie zurück zu gewinnen", erklärt er. Die 47-jährige Priscilla M. sitzt in Untersuchungshaft und soll nach Frankreich ausgeliefert werden. Dort sei sie mehrfach in Abwesenheit zu insgesamt sechs Jahren Haft verurteilt worden, schreibt „Le Matin“. Tochter Camille kam Berichten zufolge vorübergehend in ein schweizerisches Kinderheim. (cwa)

*Die Mutter soll laut französischen Medien eine Berufssoldatin sein, die Kontakt zu einer evangelikalen Sekte hat. Die fundamentalistische Religionsgemeinschaft habe einen Ableger im Kanton Waadt, wo Mutter und Tochter "Unterschlupf gefunden" hätten.