Mutter tauchte mit damals 4-jähriger Camille unterEntführtes Mädchen nach 11 Jahren aufgetaucht – Vater: "Das Leben des Kindes ist zerstört"

Elf Jahre lang war ein Mädchen aus Frankreich spurlos verschwunden. Priscillia M. (47) hatte ihre damals fünf Jahre alte Tochter Camille (heute 16) im französischen Toulon entführt. Anfang März sind beide in der Schweiz wieder aufgetaucht. Alain Chauvet (75), der Vater des Mädchens, ist erleichtert – aber macht sich auch Sorgen um Camilles Zukunft.
Camilles Vater: "Es klafft eine riesige Lücke"
Chauvet ist im Laufe der Jahre klar geworden, dass er seine Tochter wohl nie wiedersehen würde. "Es ist ein totales Durcheinander", erzählt er dem Portal "France Bleu". "Es klafft eine riesige Lücke von elf Jahren zwischen dem Kind, das ich zum letzten Mal gesehen habe, und dem Teenager, der bald 17 Jahre wird." Er glaubt: "Das Leben des Kindes ist zerstört."
Entführerin bei Verkehrskontrolle in der Schweiz gefasst
Zum Zeitpunkt der Entführung im Jahr 2011 lebten Camilles Eltern in Scheidung, stritten um das Sorgerecht für das Kind. Eines Tages tauchte Priscillia M. mit der Fünfjährigen unter. In Frankreich wurde sie in Abwesenheit dreimal wegen Kindesentführung zu insgesamt sechs Jahren Haft verurteilt.
Am 1. März ging Priscillia M., die per Interpol-Haftbefehl gesucht worden war, der Polizei ins Netz – bei einer normalen Verkehrskontrolle in der Nähe von Lausanne (Schweiz). Sie wurde festgenommen und befindet sich in der Schweiz in Auslieferungshaft. Die Verurteilung zu sechs Jahren Haft kann sie anfechten; dann würde neu verhandelt.
Frankreich: Vater des entführten Mädchens fordert härtere Strafen

Alain Chauvet ist wütend auf die Justiz und fordert härtere Strafen, um Entführer abzuschrecken. "Wenn Sie ein Kind elf Jahre lang entführt haben, dann gehören Sie auch elf Jahre lang in den Knast", sagt er zu "France Bleu". Tatsächlich werde die Strafe vermutlich nach zwei Monaten kaum noch spürbar sein – mit "einem elektronischen Armband" und "Glückwünschen" vonseiten der Justiz.
Anwalt: Camille wurde womöglich gegen ihren Vater aufgehetzt
Laut Chauvets Anwalt Maître Olivier Ferri ist unklar, wo Camille in Zukunft lebt. Weil sie schon 16 Jahre alt ist, falle sie nicht mehr unter das Haager Übereinkommen über den Schutz von Kindern. "Die Schweizer Behörden entscheiden, was im Interesse des Kindes ist", erläutert er. Und befürchtet, dass Camille nicht gut auf ihren Vater zu sprechen ist, weil sie von Priscillia M. jahrelang gegen ihn aufgehetzt wurde. "Wir wissen nicht, was Camille entscheiden wird."
Chauvet denkt schon über das Wiedersehen mit seiner Tochter nach. "Ich werde ihr sagen, dass ich sie liebe und dass ich sie immer geliebt habe", erklärt er. Und ist sich sicher: "Auch sie wird mich letztlich wiedersehen wollen." (bst)