Mediziner schätzt ein
Fortschritt bei Grippe-Impfstoff: Sparen wir uns künftig die jährliche Auffrischung?

Reicht künftig eine einmalige Grippeimpfung und den Rest regelt der Körper jährlich ganz alleine? Wissenschaftler der Universität Innsbruck arbeiten gemeinsam mit einem internationalen Forscherteam an einem universellen Grippe-Impfstoff, der nicht jährlich angepasst werden muss. Ob wir uns mit einem solchen Impfstoff die jährliche Auffrischung sparen können, schätzt Allgemeinmediziner Dr. Christoph Specht ein.
Neuartige Grippe-Impfung soll beständigen Virusteil angreifen
Bislang regen Influenza-Impfstoffe den Körper dazu ein, Antikörper zu bilden, die ein Protein des Virus angreifen. Das bildet sich allerdings immer wieder neu aus, daher müssen auch die bestehenden Grippe-Impfstoffe jährlich neu angepasst werden.
Eine internationale Forschungsgemeinschaft testet in ersten klinischen Studien jetzt aber einen Impfstoff, der den wesentlich stabileren Stiel des Virus angreifen soll. Diese ersten Ergebnisse auf der Basis von 358 Testpersonen mit Grippe-Impfung veröffentlichten die Forscher im Fachmagazin „Nature“. Die Probanden hatten unterschiedliche Grippe-Impfstoffe erhalten: manche das neu entwickelte Vakzin, andere hatten sich infiziert und dadurch einen Immunschutz aufgebaut. Im Blut der Probanden fanden die Wissenschaftler gleich 50 verschiedene Antikörper, die gegen den Virus-Stiel aktiv wurden. Diese neu entdeckten Antikörper können die Suche nach dem universellen Impfstoff jetzt vorantreiben.
Vor diesen Herausforderungen stehen die Wissenschaftler aktuell
Die Forschung nach einem Universal-Impfstoff gegen Influenza sei nicht neu, erklärt Mediziner Dr. Christoph Specht im Interview mit RTL. „Und so positiv die Nachrichten um den Impfstoff-Fortschritt auch seien, ein Durchbruch sei das noch nicht: „Hier geht es um das Hauptproblem, warum man jedes Jahr neu impfen muss und zwar, weil die Viren sich verändern“, so Specht. Allein für die Influenza seien es rund 20 verschiedene Gruppen von Influenza-Viren. Dass man dabei nur gegen die neuen Varianten impft, sei ein Problem, allerdings nicht das einzige.
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Denn mit den Grippe-Impfstoffen gebe es mehrere Herausforderungen, für die die Wissenschaftler Lösungen finden müssen: “Jetzt geht es erstmal darum, ob der Impfstoff überhaupt funktioniert. Wenn das funktioniert, muss man den Impfstoff an alten Leuten testen. Dann muss man schauen, wie lange der Infektionsschutz anhält. Im besten Fall kann man jährlich den gleichen Impfstoff verimpfen, aber auffrischen muss man trotzdem“, schätzt Dr. Specht ein und ordnet dennoch den aktuellen Erfolg ein: „Aber selbst wenn man jährlich den gleichen Impfstoff nutzen würde, wäre das schon ein super Fortschritt.“
Wie genau soll der Universal-Impfstoff funktionieren?

Dr. Specht vergleicht das Aussehen des Influenza-Virus mit einem Brokkoli. Bislang docken die Antikörper der Impfstoffe an den „Brokkoli-Röschen“ an, die verändern sich allerdings häufig und dadurch müssen Influenza-Impfstoffe jährlich angepasst werden. Beständiger ist hingegen der „Stiel“ des Virus und genau dort sollen die Antikörper durch den neuen Impfstoff angreifen.
Das Prinzip ist auch für die Entwicklung von Impfstoffen gegen andere Krankheiten denkbar, etwa gegen das Coronavirus, dessen Veränderungen in andere Varianten die Impfstoff-Hersteller aktuell vor Herausforderungen stellen.
Lässt sich das Prinzip auch auf andere Erkrankungen übertragen?
Nie wurden so schnell Impfstoffe entwickelt, wie durch den Druck der Corona-Pandemie. Daher ist die Hoffnung groß, auch gegen das Coronavirus einen universellen Impfstoff zu entwickeln, der nicht an jede neue Variante angepasst werden muss.
„Ja, die Idee ist die gleiche“, erklärt Dr. Specht. „Man versucht Stellen am Virus zu finden, die sich gar nicht verändern.“ Allerdings sei die Forschung noch lange nicht so weit, dass daraus konkrete Impfstoffe entwickelt werden können.
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