Bottas der "Trottel des Tages"
2. Steiermark-Training: Verstappen rast zur nächsten Bestzeit

Max Verstappen hat auch im 2. Freien Training zum Grand Prix der Steiermark den Ton angegeben und lässt Red Bull beim Heimspiel in Spielberg vom nächsten Sieg träumen. Der Holländer, schon zum Auftakt vorne, raste in 1:05,412 Minuten am schnellsten über den Red Bull Ring. Mercedes-Pilot Lewis Hamilton verletzte auf seiner besten Runde die Track Limits und wurde nur Vierter (+0,384 Sekunden). Zwischen die WM-Rivalen schoben sich überraschend Daniel Ricciardo im McLaren (+0,336) und Alpine-Mann Esteban Ocon (+0,378).
Sebastian Vettel ließ erstmals das Potenzial seines Aston Martin aufblitzen: Der 33-Jährige belegte Rang 6, war auf der kurzen Spielberg-Runde zudem signifikant schneller als Stallkollege Lance Stroll. Mick Schumacher machte seinen Haas-Rivalen Nikita Mazepin wie schon im 1. Training nass. Der F1-Rookie landete eine halbe Sekunde vor Mazepin auf dem 17. Platz, ließ mit Nicholas Latifi sogar einen Williams hinter sich.
Unfassbar: Bottas dreht sich in der Boxengasse
Den Titel „Trottel des Tages“ erwarb sich Valtteri Bottas. Der angeschlagenen Mercedes-Pilot legte in der Boxengasse beim Aufwärmen der Reifen nicht nur das gewünschte Gummi, sondern gleich noch einen Dreher hin – nur wenige Meter vor den McLaren-Mechanikern.
„Das ist absolut lächerlich“, beschwerte sich McLaren im offiziellen FIA-Funkkanal. Bottas musste direkt nach dem Training bei der Rennleitung antanzen – und die kannte kein Erbarmen. Für die gefährliche Stuss-Aktion wird Bottas am Sonntag in der Startaufstellung um drei Plätze zurückversetzt, außerdem kassiert er zwei Strafpunkte auf seine Superlizenz.
"Ich habe mich gedreht. Wir hatten mal was anderes probiert beim Wegfahren von der Box. Es war einfach ein bisschen anders als das, was wir sonst beim Wheelspin machen. Deshalb habe ich mich gedreht", erklärte Bottas seinen Blackout.
Gasly zum Zuschauen verdammt
Pechvogel des Nachmittags war derweil AlphaTauri-Pilot Pierre Gasly. Der Franzose, zum Steiermark-Auftakt noch bärenstarker Zweiter, musste im 2. Training zuschauen. Der Grund: Honda hatte in seiner Datenanalyse Auffälligkeiten am Motor des Franzosen festgestellt und untersuchte das Aggregat.
Steiermark-GP | Ergebnis 2. Training
Der Regen blieb aus
Zu Beginn der 60-minütigen Session deutete sich ein Wettlauf mit dem Wetter an. Über dem Red Bull Ring hingen dunkle Wolken, stellenweise tröpfelte es. Die Fahrer hatten es also eilig: Runden drehen und Daten sammeln, bevor es nass wird, lautete die Devise.
Verstappen machte in den ersten 20 Minuten auf den harten Reifen gleich Dampf. Der WM-Leader legte eine tiefe 1:06er Zeit vor, nahm Titelrivale Hamilton auf der 4,318 km kurzen Runde mehr als eineinhalb Zehntel ab. Eine starke Zeit, wie sich herausstellen sollte: Bottas, der anfangs lange in der Garage stand und direkt mit Soft-Pneus loslegte, schaffte es trotz seiner schnelleren Walzen nicht an Verstappen vorbei.
Verstappen auch auf harten Pneus am schnellsten
Als dann alle Fahrer die weichen Gummis aufzogen, setzte Vettel ein Achtungszeichen. Im Aston Martin knackte der 33-Jährige als Erster die 1:06er-Marke, war zudem 0,145 Sekunden flotter als Stallkollege Stroll.
Weil es trocken blieb und die Strecke immer mehr Grip bot, purzelten die Rundenzeiten. Ocon ließ im Alpine aufhorchen, ehe Hamilton eine vermeintliche Toprunde hinknallte und dem Franzosen vier Zehntel abknöpfte. Haken an der Sache: Der Brite war in Turn 10 über die Track Limits gerauscht, die Rennleitung kassierte die Zeit wieder ein.
Besser machte es Verstappen: Der 23-Jährige lieferte in der letzten Kurve Maßarbeit, blieb mit allen vier Rädern eben noch innerhalb der Grenze – Bestzeit. Aber: Ohne den Track-Limit-Fauxpas wäre Hamilton absolut auf Augenhöhe gewesen, sein Streich-Resultat war ein knappes Zehntel schneller.
Sowohl Verstappen als auch Hamilton blieben in der Nachmittags-Sitzung nicht fehlerfrei. Auf harten Pneus verbremsten sie sich nahezu unisono vor der Remus-Spitzkehre, mussten über die Auslaufzone den weiten Weg zurück auf den Ring nehmen. Verstappen-Adjutant Perez passierte das gleiche Malheur.
Als weitere „Stolperfalle“ erwies sich Kurve 4. Ausgangs des Rechtsbogens (offiziell Turn 5) kam Carlos Sainz mit den Hinterreifen ins Kiesbett, drehte sich im Ferrari mir nichts, dir nichts weg. Gleiche Stelle, gleiche Szene später mit Latifi als Hauptdarsteller. Auch der Williams-Pilot verlor die Kontrolle über sein Heck und legte eine Pirouette hin. (mar)