Mercedes sucht weiterhin "zwei, drei Zehntel"
Podest trotz Quali-Crash: Hamiltons nächster Lichtblick

Lewis Hamilton ist in der Formel 1 nach einem zwischenzeitlichen Formtief wieder in der Spur. Beim Großen Preis von Österreich rast der Mercedes-Pilot trotz eines bitteren Freitags-Crash zum dritten Podium in Folge. Werden aus den Silberpfeilen dieses Jahr doch noch Sieger? Teamchef Toto Wolff sieht Licht am Ende des Tunnels – bleibt aber vorsichtig.
Hamilton "einfach dankbar"
Lewis Hamilton mag extrovertiert sein (was die einfältigen Kritiker des Briten an den ausgefallenen Kleidern des F1-Stars festmachen). Ein Ich-Mensch aber ist Lewis Hamilton trotz all seiner Erfolge und Rekorde nicht. Und weil er das nicht ist, wusste Sir Lewis nach seinem 3. Platz beim Österreich-GP auch, bei wem er sich zu bedanken hatte.
Bei „den Frauen und Männern“ in der Garage nämlich, die Hamiltons Silberpfeil nach einem Crash des 37-Jährigen in der Freitagabend-Quali wieder zusammengeflickt und renntauglich gemacht hatten. „Das ist etwas, was mir nicht oft passiert“, kommentierte Hamilton seinen – in der Tat seltenen – Schnitzer. „Einfach dankbar“ sei er, „wie hart alle gearbeitet haben“. Im Sprintrennen sei es noch „hart“ gewesen, beim Haupt-GP habe dann aber „zu verschiedenen Zeitpunkten im Rennen eine ordentliche Pace“ gehabt.
Starke Zeiten und kaum mehr Bouncing
Der Rennverlauf belegt die Hamiltons Aussage. Von Position 8 gestartet, fiel er zwar zunächst hinter den stark aufgelegten Mick Schumacher zurück. An diesem presste er sich mit einem gewagten Manöver aber bald wieder vorbei. Dank konstanter Runden und einer fehlerfreien Strategie war Hamilton letztlich in der richtigen Position, um den letzten Platz auf dem Steiermark-Stockerl abzustauben, als Carlos Sainz’ Ferrari in Flammen aufging.
Das dritte Hamilton-Podest in Folge, dazu seit Silverstone kaum mehr Probleme mit dem verflixten Bouncing, teilweise gar Rundenzeiten auf dem Niveau der Spitze – ist Mercedes wieder da?
Wolff sieht "Lichtblicke am Ende des Tunnels"
Teamchef Toto Wolff ist „zwiegespalten“, wie es der Österreicher nach dem Rennen ausdrückte. Rang 3 (Hamilton) und 4 (George Russell) sei angesichts des schwarzen Freitags (an dem auch Russell abflog) zwar ein „starkes Ergebnis“, sagte Wolff. „Aber uns fehlen die zwei oder drei Zehntel, um ganz vorne mitfahren zu können.“ Und ganz vorne – das ist nun einmal der Anspruch von Mercedes.
Noch immer treibt die Silbernen das eigene Paket um. Insgesamt, so scheint es, hat das Team das Mysterium W13 bis zu einem gewissen Grad entschlüsselt, versteht das Auto mit jedem Rennen besser, was sich in Ergebnissen manifestiert. Aber: So ganz hat die Truppe aus Brackley ihr eigenes Konzept eben noch immer nicht verstanden. Oder wie Wolff sagt: „Wir sehen mit dem Auto Lichtblicke am Ende des Tunnels, die dann aber wieder verschwinden. Das müssen wir lösen.“
Findet Mercedes diese Lösung, spricht einiges dafür, dass 2022 nicht das erste Jahr für Lewis Hamilton in der Formel 1 sein wird, in dem der Rekordweltmeister keinen Sieg feiert. (mar)