Schumi jr. jetzt schon unter Druck

Haas-Chef: Mick muss liefern – wie Magnussen

von Martin Armbruster, Felix Görner und Emmanuel Schneider

Nach dem ersten Saisonrennen der Formel 1 steht Mick Schumacher schon unter Druck. Während sein neuer Teamkollege Kevin Magnussen sensationell auf Platz 5 raste, verpasste der Deutsche in Bahrain die Punkteränge und erlebte ein eher enttäuschendes Wochenende in der Wüste. Im RTL/ntv-Interview erklärt Haas-Teamchef Günther Steiner, wie Schumacher auf die Herausforderung reagieren muss – oben im Video.

Enttäuschender Auftakt für Mick Schumacher

Das Rookie-Jahr, das sogenannte Lehrjahr, ist endgültig vorbei. Das erlebte Mick Schumacher beim Saison-Auftakt in Bahrain am vergangenen Wochenende hautnah. Im Qualifying kostete ein kleiner Fahrerfehler den ersten Einzug ins Q3 überhaupt und auch beim Rennen am Tag darauf agierte Schumi jr. glücklos. Nach einem frühen Dreher (durch Esteban Ocon verursacht) jagte er der Top 10 erfolglos hinterher.

Kurz vor Rennende öffnete das Doppel-Aus der „Bullen“ Max Verstappen und Sergio Perez kurz das Punktefenster. Kurz schob sich Schumacher in seinem VF-22 wieder in die Top 10, wurde dann aber auf älteren Reifen noch von Yuki Tsunoda und Fernando Alonso überholt. Rang 11. Was letztes Jahr ein Erfolg gewesen wäre, ist 2022 schon eine kleinere Enttäuschung.

Magnussen ein echter Härtetest

Das liegt zum einen an dem neuen Wagen, der eines Rennwagens endlich wieder würdig ist. Der Haas der 2022er Generation kann mithalten. Das war schon bei den Testfahrten abzusehen. Im vergangenen Jahr hatte der US-Rennstall früh abgeschenkt und massiv Hirn und Geld in die Fertigung der 2022er-Version gesteckt. Es hat sich ausgezahlt. Zusammen mit dem offensichtlich gut laufenden Ferrari-Motor im Heck ist der Haas keine „stumpfe Waffe“ mehr, wie Teamchef Günther Steiner den Boliden im Vorjahr nannte.

Zum anderen liegt Schumachers Gefühl der Enttäuschung an der neuen Teamkonstellation. Der stets hinterherfahrende Nikita Mazepin ist weg. Sein Ersatz Kevin Magnussen ist eine harte Nuss, ein richtiges „Knäckebrot“. Dass dem Dänen die anderthalbjährige F1-Pause nicht geschadet hat, unterstrich er direkt in Quali und dem Rennen. Ohne Aussetzer oder Probleme steuerte er seinen Dienstwagen vom F1-Vorruhestand auf Rang 5 – ein Riesenerfolg für den relativ kleinen Rennstall Haas. Zumal das Team endlich mal weiter vorne rangierte, positive Schlagzeilen schrieb und in der Teamwertung vorübergehend sogar auf Rang drei steht. Zwar profitierte Magnussen vom späten K.o. der Red-Bull-Piloten, dennoch ist seit Bahrain klar: Mit Haas und Magnussen ist zu rechnen.

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Haas-Teamchef Steiner: "Wer in der Formel 1 ist, muss liefern"

Aber ist auch mit Mick Schumacher zu rechnen? Er selbst sagte nach dem Grand Prix: „Kevin hat einen Riesen-Job gemacht, das ist gut fürs Team. Ich habe viel Zuversicht für die kommenden Rennen, wenn wir die Probleme in den Griff bekommen. Ich habe noch 22 Möglichkeiten, um Punkte zu sammeln."

Der Druck, selbst zu punkten, steigt vor allem zu Beginn der Saison. Solange Haas noch einen etwaigen Entwicklungsvorsprung vor anderen Mittelfeldteams hat.

Die Ansage gibt’s auch von ganz oben, Schumachers Teamchef Steiner. „Absolut“ stehe sein Haas-Pilot nun stärker unter Druck, sagte der Südtiroler im RTL/ntv-Interview. „Das weiß Mick auch. Das ist normal so. Wer in der Formel 1 ist, muss liefern. Sonst ist man nicht lange in der Formel 1. Es ist ein hartes Geschäft. Umso höher man in der Tabelle kommt, desto dünner wird die Luft.“

Schumacher fuhr einst in der Formel 3 und Formel 2 zum Titel, sein prominenter Nachname bringt den Druck von selbst mit. Trotzdem erreicht die Anspruchshaltung in der Königsklasse einen vorläufigen Höhepunkt.

Wie also damit umgehen? Positiv bleiben, betont Steiner. „Weil er ja viel lernen kann. Und er hat mit Kevin Magnussen eine Referenz, was ja immer wichtig ist. Und jemanden, auf den man aufschauen kann.“

Steiners Marschroute für Schumacher in Richtung Magnussen-Niveau: „Klaren Kopf behalten, schauen wo er die Zeit verliert, wenn er nicht die Pace hat. Schauen, wo er schneller sein kann. Nicht aufgeben und sich Schritt für Schritt rantasten.“

Das wird im neuen Lebensjahr für Mick wichtig

Kevin Magnussen kann Schumi jr. helfen

Dass dies nicht schon am kommenden Wochenende in Dschidda passiert, ist aber auch dem Teamchef klar. „Das wird bisschen Zeit brauchen. Kevin ist schnell. Das Auto ist aber dasselbe. Was die Balance angeht, ist es sehr gut. Es macht keine komischen Sachen. Kevin ist sehr offen ihm gegenüber. Er hat kein Problem, ihm zu helfen.“

Und auch das Verhältnis zwischen Steiner und Schumacher stimmt – zum 23. Geburtstag am Dienstag gab’s vom Team-Capo aber „nur“ eine Gratulation. Ein besonderes Geschenk hatte er für seinen Piloten nicht besorgt, verriet Steiner. „Die Geschenke muss er uns bringen – die Punkte“, sagte er mit einem Lachen. „Und für sich selbst. Das sind die Geschenke der Formel 1.“

Die nächste Möglichkeit, sich und das Team mit Zählern nachträglich zu beschenken, ergibt sich schon am kommenden Sonntag. Beim Großen Preis von Saudi-Arabien (19 Uhr im RTL-Liveticker) kann Schumacher zeigen, dass er in der neuen Haas-Welt angekommen ist.