Vom F1-Scharfschützen zum Weltretter
Lewis Hamilton: „Ich war gekommen, um Blut zu sehen“

Lewis Hamilton lebt für die Formel 1 – und doch stellt er seine Karriere nicht mehr über alles. Sein soziales und politisches Engagement hat für ihn mittlerweile eine riesige Bedeutung. Und der Brite zeigt dieses mit so großer Überzeugung, dass ihn mögliche persönliche Konsequenzen nicht mehr davon abhalten können: „Ich bin an einem Punkt angelangt, an dem ich bereit bin, meine Karriere zu riskieren, wenn es hilft.“ Hamilton würde Opfer bringen. Alles für den guten Zweck. Und nicht mehr alles fürs „Blut sehen“ in der Königsklasse.
Hamilton weiß, wie sehr er sich verändert hat
Im Interview mit der „Süddeutschen Zeitung“ erklärt der Mercedes-Star, wofür er das Risiko seines Rufs eingehen würde: „Beispielsweise, um ein Leben zu retten. Oder die Gedanken der Mächtigen anzuregen, um einen Wandel einzuleiten, der den Menschen hilft, denen die Mächtigen eigentlich dienen sollten.“ Auch wenn seine Gedanken ganz dem F1-Titelkampf gegen Max Verstappen gelten – es bleibt eben auch Platz für die wirklich wichtigen Dinge im Leben.
Hamilton hat sich seit seinem F1-Debüt 2007 stark verändert. An solche Aussagen wäre damals noch nicht zu denken gewesen. Und dessen ist er sich selbst auch bewusst. „Als ich in die Formel 1 gekommen bin, da war ich auch noch nicht voller Respekt für die anderen Fahrer. Ich war ein billiger Scharfschütze. Ich war gekommen, um Blut zu sehen“, sagte er.
Hamilton: „Kann die Welt nicht alleine retten“
Der siebenmalige Weltmeister aus England setzt sich mit eigenen Programmen für Diversität und Chancengleichheit ein. „Ich versuche, nicht jemand zu sein, der einfach nur viel redet. Ich möchte handeln und positive Entwicklungen vorantreiben“, so der 36-Jährige. „Aber ich bin nicht Superman. Ich kann die Welt nicht alleine retten.“
Gleiches gilt für Sebastian Vettel, der sich ebenfalls sozial stark engagiert. Nicht nur dafür zollt Hamilton ihm großen Respekt. „Sebastian zeichnet sehr viel Mitgefühl aus, auch Empathie. Er ist nicht nur auf sich selbst fokussiert im Bestreben, der beste Fahrer zu sein. Er ist ein Familienmensch.“ Und auch das schätzt Hamilton sehr an ihm.

Gedankenspiele über den Moment des achten Titelgewinns – und damit des Aufstellens eines alleinigen Rekords? Die wagt der 36-Jährige aber noch nicht. „Ich kann mir den Moment noch nicht konkret vorstellen.“ Eine Sache könne er zudem nicht vermeiden – Senna, Schumacher oder doch Hamilton, wer ist der Größte der Geschichte?: „Die Frage nach dem GOAT, dem Greatest of all time, wird auch in der Formel 1 für immer bleiben.“ (ana/dpa)