Marko und Co. ratlos

Hamiltons "Rakete" im Heck schockt Red Bull

 Formula 1 2021: Brazilian GP AUToDROMO JOS CARLOS PACE, BRAZIL - NOVEMBER 14: Max Verstappen, Red Bull Racing, 2nd position, arrives on the podium during the Brazilian GP at Autodromo Jos Carlos Pace on Sunday November 14, 2021 in Sao Paulo, Brazil. Photo by Charles Coates / LAT Images Images PUBLICATIONxINxGERxSUIxAUTxHUNxONLY GP2119_194709_09I1764
Max Verstappen hatte beim Sao-Paulo-GP in Brasilien nix zu lachen
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Motoren-Strafe, Disqualifikation, Rückversetzung für Sprint- und Hauptrennen: Lewis Hamilton wurde beim Formel-1-Wochenende in Brasilien jeder erdenkliche Stein in den Weg gelegt, um im WM-Kampf gegen Max Verstappen dran zu bleiben. Und doch triumphierte am Sonntag der Weltmeister, gegen alle Widerstände. Bei Red Bull ist man ob der „Rakete“ in Hamiltons Heck baff – und macht sich Sorgen.

Statt Doppelsieg bittere Niederlage

Helmut Marko wirkte wie die personifizierte Ratlosigkeit. „Mercedes ist da ein Meisterwerk gelungen, um so eine Rakete in der entscheidenden Phase herbeizuzaubern“, sagte die graue Red-Bull-Eminenz nach der Hatz durch Interlagos bei Sky. Trotz allerbester Ausgangslage war für Ober-Bulle Max Verstappen nicht mehr drin gewesen als Rang 2 hinter dem entfesselten Hamilton.

Statt den WM-Vorsprung in Sao Paulo auszubauen. Statt den lang ersehnten Doppelsieg einzufahren, von dem Marko im RTL-Interview noch geträumt hatte, ist Verstappens Polster auf 14 Punkte zusammen geschrumpelt.

Auch erbitterte Gegenwehr zwecklos

Wie Hamilton in Brasilien durchs Feld jagte, war aus Red-Bull-Sicht beängstigend. „Wir haben im Sprintrennen diese unheimliche Power von Hamiltons Motor gesehen. Da war mir klar, es muss alles zusammenpassen, wenn wir im Rennen eine Chance habe wollen“, resümierte Marko.

Bei dem 24-Runden-Quickie am Samstag war der Mercedes-Pilot wegen seiner Disqualifikation im Qualifying von ganz hinten gestartet, überholte aber in Windeseile 14 Autos und betrieb Schadensbegrenzung. Wegen einer Motoren-Strafe ging es für Hamilton am Sonntag wieder fünf Plätze im Grid zurück. Auch das konnte den Rekordchampion nicht stoppen.

Obwohl Red Bull einen Traumstart erwischte und mit Verstappen und Edelhelfer Sergio Perez das Rennen anführte. Gegen den heranfliegenden Hamilton war sogar Ausnahmekönner Verstappen chancenlos – trotz erbitterte Gegenwehr.

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"Wenn das so weitergeht, dann sieht es für die WM nicht mehr so gut aus"

Die spielerische Art und Weise, mit der Hamilton auf den beiden Sao-Paulo-Geraden die Konkurrenz verschluckte, schien außerirdisch. Ein schwarzes Formel-1-Raumschiff gegen 19 Enten, so der Eindruck. Das alles freilich nur eine Woche, nachdem Hamilton in Mexiko gegen Verstappen absolut chancenlos gewesen war. Was ist in dieser Woche bloß passiert, fragt sich Red Bull. Ist der frische Verbrenner in Hamiltons Power Unit der Grund für den Umschwung?

„Da rätseln wir momentan, wir haben schon die Honda-Ingenieure zu uns gerufen. Aber wie das geht, wissen wir nicht. Wir können das nicht über den Motor ausgleichen. Wenn das so weitergeht, dann sieht es für die WM nicht mehr so gut aus“, malte Marko schwarz.

Was den 78-Jährigen und Red Bull stutzig macht: Hamilton war in Sao Paulo in den Topspeed-Sektoren nicht nur Lichtjahre schneller als die Honda-, Ferrari- und Renault-befeuerten Autos. Er war auch Lichtjahre schneller als sein Stallkollege Valtteri Bottas sowie die Mercedes-Kundenteams.

Erst ab 1.000 km geht's bergab

„Wir müssen uns anschauen, woher der Speed von Mercedes auf den Geraden kommt. Das ist nicht normal. Für einen Protest ist es noch zu früh, aber wir müssen uns das ansehen“, kündigte Red-Bull-Teamchef Christian Horner nach der Brasilien-Klatsche eine umfassende Prüfung an.

Dass Hamiltons Rakete in den verbleibenden drei Grands Prix an Schubkraft verliert – diese Hoffnung sollte sich bei Red Bull trotz der Zuverlässigkeitsprobleme bei Mercedes lieber keiner machen. „Bei diesem neuen Motor läuft es gut. Aber es geht eben alle 1.000 Kilometer bergab“, sagte Teamchef Toto Wolff. Ein Formel-1-Rennen ist bekanntlich etwas mehr als 300 Kilometer lang. Und dreimal 300 macht eben nur 900 und ein paar zerquetschte. Red Bull muss sich was einfallen lassen. (mar)