Vettel trotz Patzer in den Punkten, Mick chancenlos

Ferrari-Horror in Baku: Leclerc und Sainz raus - Red Bull cruist zum Doppelsieg

Formula 1 2022: Azerbaijan GP BAKU CITY CIRCUIT, AZERBAIJAN - JUNE 12: Charles Leclerc, Ferrari F1-75, limps back to the pit trailing smoke during the Azerbaijan GP at Baku City Circuit on Sunday June 12, 2022 in Baku, Azerbaijan. Photo by Glenn Dunbar / LAT Images Images PUBLICATIONxINxGERxSUIxAUTxHUNxONLY GP2208_124034177A5720
Charles Leclercs Ferrari-Motor ging in Baku unvermittelt hoch - das Aus!
Imago Sportfotodienst
von Martin Armbruster

Zwei Wochen nach der Monaco-Schmach hat Ferrari in der Formel 1 das nächste Desaster erlebt: Beim Grand Prix von Aserbaidschan in Baku fielen sowohl WM-Anwärter Charles Leclerc (Motorschaden) als auch Carlos Sainz (Bremsversagen) aus. Red Bull nutzte die rote Nullnummer genüsslich aus und raste auf dem Stadtkurs zu einem Doppelsieg: Max Verstappen gewann vor Sergio Perez, Mercedes-Pilot George Russell wurde Dritter.
Durch seinen fünften Saisonsieg baute Verstappen seine Führung in der Fahrer-WM aus, liegt nun 21 Punkte vor seinem Stallkollegen Perez und satte 34 vor Leclerc.
Sebastian Vettel fuhr im Aston Martin trotz eines zwischenzeitlichen Fahrfehlers acht WM-Punkte ein, belegte Rang 6 – sein bis dato bestes Saisonergebnis. Mick Schumachers angekündigte Aufholjagd blieb aus: Der Haas-Pilot kam auf Position 14 als Vorletzter ins Ziel.

Verstappen: "Ein super Tag für uns"

„Heute war es super. Wir hatten eine gute Pace und konnten die Reifen gut managen. Wir hatten auch etwas Glück mit den Ausfällen. Ich war heute sehr glücklich mit der Balance des Autos. Ein super Tag für uns mit diesem Doppelsieg“, sagte Verstappen nach dem 25. Grand-Prix-Sieg seiner Karriere (durch den er in der ewigen Bestenliste mit Niki Lauda gleichzieht).

Ganz anders die Stimmungslage bei Pechvogel Leclerc, der das Rennen bis zu seinem Ausfall angeführt hatte. „Wir müssen uns das anschauen, damit es nicht wieder passiert. Ich finde jetzt nicht die richtigen Worte, um das zu beschreiben, es ist sehr enttäuschend“, gab der Monegasse am Sky-Mikrofon sichtlich geknickt zu Protokoll.

Das Baku-Rennen im Zeitraffer

Start/Runde 1: Ampel aus, Traumstart für Perez! Der Mexikaner setzt sich innen neben Leclerc, bremst sich im engen ersten Linksknick am Polesetter vorbei. Dahinter versucht auch Verstappen den Ferrari zu schlucken, muss sich aber seinerseits gegen Sainz behaupten. Vettel macht eine Position gut, beendet die erste Runde als Achter. Schumacher bleibt Letzter.

Runde 4: DRS ist freigegeben. Perez hat sich schon 2,4 Sekunden von Leclerc abgesetzt. Der muss in den Rückspiegel schauen – Verstappen ist dran.

Runde 6-8: Verstappen saugt sich auf der langen Start/Ziel-Geraden zwar Runde für Runde an Leclerc heran – für eine Attacke in Turn 1 reicht es aber noch nicht.

Runde 9-11: Das Aus für Sainz! Am F1-75 versagt die hintere Bremse, der Spanier bleibt im Notausgang von Kurve 7 liegen. Das Virtual Safety Car wird aktiviert und in der Boxengasse geht’s rund: Während die „Bullen“ draußen bleiben, holt sich Leclerc sofort frische, harte Reifen: 5,4 Sekunden dauert der Service, kein guter Stopp von den Roten. Mercedes holt Russell und Hamilton ebenfalls rein, auch Vettel kommt. Der Aston-Martin-Pilot huscht durch den Doppel-Stopp der Silbernen an Hamilton vorbei, sortiert sich auf harten Reifen als Zehnter in den Verkehr ein.

Die Top 10 nach der Virtual-Safety-Car-Phase: Perez (kein Stopp), Verstappen (0), Leclerc (1), Russell (1), Alonso (0), Norris (0), Ricciardo (0), Gasly (1), Ocon (0), Vettel (1).

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Vettel verbremst sich - Leclerc qualmend raus

Runde 13: Vettel beschleunigt Ocon dank seiner neuen Pneus vor Kurve 3 aus. Doch dann? Bremst der Routinier zu spät und rauscht in den Notausgang! Ein schneller U-Turn und weiter geht’s, aber der Schnitzer kostet ihn zwei Positionen.

Runde 15: Positionswechsel an der Spitze: Verstappen ist deutlich schneller als Perez, bremst sich in Kurve 1 am Mexikaner vorbei. Dahinter ist Leclerc mit den frischen harten Pneus deutlich schneller, liegt nur neun Sekunden hinter der Spitze.

Runde 17: Perez biegt zum Service ab. Der Stopp geht ziemlich in die Hose: 5,7 Sekunden steht „Checo“, ehe es weitergeht. Immerhin kommt er vor Mercedes-Pilot Russell als Dritter wieder auf die Strecke und hat freie Fahrt.

Runde 18: Eleganter Move des Rekordchampions: Hamilton setzt sich in Kurve 3 kompromisslos an Ocon vorbei auf Position 9.

Runde 19: Verstappen bekommt frische harte Walzen – und wieder kein idealer Stopp der Bullen-Crew, 3,5 Sekunden dauert der Räderwechsel. Der WM-Leader greift 13 Sekunden hinter Leclerc als Zweiter wieder ins Geschehen ein.

Runde 20: Das Ferrari-Debakel ist perfekt! Leclercs Motor geht unvermittelt hoch, Nullnummer für den Titelanwärter, Doppel-Null für die Scuderia. Teamchef Binotto schaut entgeistert zu, wie der Monegasse mit qualmendem Heck in die Box rollt.

Tsunodas Pech ist Vettels Glück

Runde 25: Jetzt aber! Vettel hat sich wieder berappelt, bremst sich in Kurve 3 dieses Mal außen am Franzosen vorbei, ohne die Bande zu erwischen. Starkes Manöver. Durch Leclercs Ausfall und einige Boxenstopps liegt der Aston-Martin-Pilot wieder auf Rang 8. Und Schumacher? Fährt dem Feld als 16. abgeschlagen hinterher.

Runde 29: Hamilton hat sich auf 5 vorgearbeitet. Betonung auf „gearbeitet“. Sein Mercedes hoppelt wie wild über die Gerade. „Mein Rücken“, klagt der Brite im Team-Radio.

Runde 33/34: Es wird noch einmal spannend. Magnussen (Haas) bleibt mit Defekt stehen, das Virtual Safety Car wird wieder aktiviert. Red Bull reagiert sofort, holt Perez und Verstappen zum Reifenwechsel, Mercedes macht mit Russell und Hamilton das Gleiche. Tsunoda und Vettel fahren durch.

Die Top 10: Verstappen, Perez, Russell, Gasly, Tsunoda, Hamilton, Vettel, Alonso, Ricciardo, Norris. Nachteil Vettel: Er hat die ältesten Reifen der Riege, Ricciardo bläst dagegen mit frischen Mediums zum Angriff.

Runde 38/39: Tsunodas Heckflügel flattert und ist beschädigt. Der Japaner sieht die Schwarze Flagge mit orangem Kreis: Heißt: Von dem Auto des Fahrers geht eine unmittelbare Gefahr aus, er muss sofort die Box ansteuern. Tsunoda gehorcht, AlphaTauri flickt den Flügel und schickt ihn wieder raus. DRS kann er aber nicht mehr nutzen. Vettel rückt durch Tsunodas Pech auf P6 vor.

Runde 44: Dank frischerer Reifen zieht Nummer 44, Hamilton, an Gasly vorbei auf Platz 4.

Ziel: Verstappen cruist mit mehr als 20 Sekunden Vorsprung auf Perez zum Sieg, ein Traum-Wochenende für Red Bull. Russell setzt seine Serie (immer in den Top 5) fort, darf aufs Treppchen hoch und landet einmal mehr vor Hamilton, der sich mit Rang 4 begnügen muss. Vor lauter Rückenschmerzen kommt der Brite zudem kaum aus dem Cockpit. Gasly macht für AlphaTauri als Fünfter fette Beute, Vettel freut sich über Platz 6. Auch Alonso dürfte mit P7 zufrieden sein, die McLaren-Piloten Ricciardo und Norris sowie Ocon im zweiten Alpine machen die Top 10 voll.