Gutes Auto, neues Mindset
Darum fährt Verstappen dieses Jahr so stark

Max Verstappen ist zurzeit die Rennsport-Ruhe in Person. Kann er auch sein: Eben erst hat der Holländer dank einer meisterhaften Leistung den Grand Prix von Frankreich gewonnen. Vor dem Doppel-Whopper in Österreich liegt Verstappen in der Formel-1-WM zwölf Punkte vor Dauer-Champion Lewis Hamilton. Endlich hat der 23-Jährige bei Red Bull ein Paket, mit dem er Weltmeister werden kann – und das ihm ein ganz neues Renn-“Mindset“ ermöglicht.
Aus "Mad Max" wird "Mature Max"
Sauschnell war Verstappen schon, als er mit 17 Jahren zum jüngsten Formel-1-Pilot der Geschichte avancierte. Der Hochtalentierte galt aber auch seit jeher als Heißsporn, als „Mad Max“, dessen Emotionen gerne mal Besitz vom niederländischen Gemüt und somit letztlich auch dem Gasfuß ergriffen.
Nicht so 2021. Verstappen präsentiert sich diese Saison reif wie nie, fährt abgeklärt, ja besonnen, wenn es sein muss. Ähnlich wie WM-Rivale Hamilton ruht der 23-Jährige in sich. Dass er seit Monaco das Fahrertableau anführt, zum ersten Mal in seiner Karriere –, na wenn schon, sagt sich „Mature Max“.
„Um ehrlich zu sein, darüber denke ich nicht zu viel nach. Die Leute sagen mir immer wieder, dass ich in Führung bin, und das weiß ich, aber wenn ich daheim bin, denke ich nicht daran“, sagte der Red-Bull-Mann im Interview mit crash.net. Er wolle einfach „zum nächste Rennen fahren und versuchen, wieder zu gewinnen. Ich weiß, das geht nicht immer, aber als Team versuchen wir natürlich jedes einzelne Wochenende, das Beste rauszuholen.“
"Soll ich das wirklich machen?"
Gewiss: Die neue Gelassenheit Verstappens hängt eng mit dem bullenstarken Paket zusammen, das ihm sein Rennstall hingestellt hat. Der RB16B ist endlich die Waffe, die der WM-Dritte des Vorjahres immer haben wollte, um den lange unantastbaren Rekord-Weltmeister Hamilton herauszufordern.
Dank seines Bockstark-Bullen muss Verstappen nicht mehr alles riskieren, um gegen Mercedes auch nur eine Chance zu haben. „Es ist komplett anders, wenn man ein gutes Auto hat, denkt man sich: ‘Okay, das ist ein riskantes Manöver, soll ich das wirklich machen?’“, sagte Verstappen. Im WM-Kampf drehe sich jetzt dagegen „alles“ um Punkte. „Man muss jedes einzelne Wochenende punkten, das bedeutet, ein zweiter Platz ist besser als null Punkte“, so der Holländer.
In den Jahren zuvor habe er stattdessen ein Auto gehabt, mit dem „wir manchmal ein Rennen gewinnen konnten. Da musste man alles wagen und Risiko gehen, um das zu schaffen, weil klar war, dass man im nächsten Rennen wieder nicht konkurrenzfähig sein würde. Es ist ein ganz anderes Mindset.“

Schöner arbeiten mit gutem Auto
Die Erfahrung, die er über die Jahre gesammelt habe, helfe ihm zwar, sagte der WM-Spitzenreiter. „Aber ich denke auch, wenn man ein gutes Auto hat, wird alles etwas einfacher, schöner zum Arbeiten“, so der 13-malige GP-Sieger. „Der Druck im Rennen ist noch immer da, die richtigen Entscheidungen zu treffen, vor allem, wenn man sich ein enges Duell mit Mercedes liefert. Aber alles in allem glaube ich, weiß jeder, was er zu tun hat, wir haben jahrelang versucht, in diese Position zu kommen.“ (mar)