Brief an Weltverband FIA

McLaren-Boss fordert harte Strafe gegen Red Bull - ohne Red Bull zu nennen

SPA, BELGIUM - AUGUST 26: McLaren Chief Executive Officer Zak Brown looks on in the Pitlane during practice ahead of the F1 Grand Prix of Belgium at Circuit de Spa-Francorchamps on August 26, 2022 in Spa, Belgium. (Photo by Dan Mullan/Getty Images)
McLaren-Boss Zak Brown will, dass Finanzbetrüger in der F1 hart bestraft werden
JB / WTM, Getty Images, Bongarts

McLaren-Boss Zak Brown fordert harte Strafen für Finanzbetrug in der Formel 1 – und meint damit natürlich Red Bull. Der Amerikaner schrieb der BBC zufolge in einem Brief an den Automobil-Weltverband FIA, dass der Verstoß gegen die Budgetgrenze und möglicherweise auch Verfahrensverstöße Betrug darstellen würden, „da sie einen erheblichen Vorteil in Bezug auf technische, sportliche und finanzielle Vorschriften“ erlauben. Vergangene Woche hatte die FIA die Ergebnisse ihrer Buchprüfung der zehn Rennställe bekannt gegeben. Demnach hat Red Bull das Ausgabenlimit von 148,6 Millionen Dollar im Vorjahr nicht eingehalten. Aston Martin wird ein Verfahrensfehler zur Last gelegt.

Brown fordert "eindeutig eine sportliche Strafe“

Brown glaubt nicht, dass in so einem Fall „eine finanzielle Strafe allein“ angemessen wäre. In solchen Fällen müsse „eindeutig eine sportliche Strafe“ verhängt werden.

Die Kostengrenze soll mehr Chancengleichheit in der Formel 1 herstellen. Bei Red Bulls Verstoß handelt es sich laut FIA zwar nur um eine „geringfügige“ Summe. Genau an diesem Begriff („minor“) scheiden sich aber in der F1-Szene die Geister. Geringfügig, das heißt weniger als fünf Prozent der erlaubten 148,6 Millionen US-Dollar. Das wären in Summe immerhin noch bis zu 7,43 Millionen Dollar.

Lese-Tipp: FIA steckt jetzt im Red-Bull-Dilemma

Auch Brown rechnet Vorteile von Extrabudget vor

Alleine zwei Millionen Dollar würden eine Aufstockung des jährlichen Budgets für die Weiterentwicklung der Autos von 25 bis 50 Prozent bedeuten, rechnete Brown vor. Dies habe also einen „erheblichen positiven und langfristigen Nutzen“. Ähnliche Rechnungen hatte zuletzt Ferrari aufgemacht. Für fünf Prozent Extrabudget könne man 70 Ingenieure einstellen, die das Auto eine halbe Sekunde schneller machten, sagte unter anderem Scuderia-Capo Mattia Binotto am Rande des Singapur-GP.

Auch ein Zitat aus dem Jahr 2019 von F1-Sportchef Ross Brawn wird von Red Bulls Kontrahenten zurzeit genüsslich ausgebreitet. „Wer auf betrügerische Art und Weise die Finanzregeln bricht, wird seine Weltmeisterschaft verlieren“, hatte Brawn bei Einführung der Kostengrenze gesagt.

Laut BBC erwähnte Brown in seinem Schreiben Red Bull ausdrücklich nicht. Nach dpa-Informationen wurde der Brief aus Transparenzgründen auch an alle anderen Rennställe weitergeleitet.

Anzeige:
Empfehlungen unserer Partner

Strafmaß weiter unklar

Die FIA hat noch kein Strafmaß verkündet. In ihrer Mitteilung ließ sie zudem offen, um welche Summe es konkret beim Vergehen von Red Bull geht. Der Katalog der möglichen Strafen ist aber weitreichend. Von einer bloßen Verwarnung über den Abzug von WM-Punkten in der Fahrer- oder Teamwertung, einer Sperre oder einer Beschränkung von Entwicklungstests bis hin zu einer Absenkung der Ausgabengrenze für das Team ist alles drin.

Lese-Tipp: Diese Strafen drohen Red Bull

Die FIA verwies in ihrer Mitteilung zudem darauf, dass nur ein schwerwiegender Verstoß automatisch zum Abzug von WM-Punkten führe. Daher muss Red-Bull-Star und Weltmeister Max Verstappen wohl nicht zu sehr um seinen ersten Titel aus dem Vorjahr bangen. (dpa/mar)