FIA rudert zurück
Anti-"Bouncing"-Maßnahmen doch noch nicht beim Kanada-GP

Verwirrung um die Direktive des Automobil-Weltverband FIA zur Verringerung des "Bouncing", des charakteristischen Hüpfens der neuen Fahrzeuggeneration. Das Einschreiten der Regelhüter soll jetzt offenbar doch nicht schon an diesem Wochenende beim Kanada-GP geschehen.
Zunächst müssen Daten gesammelt werden
In Montreal sollen zunächst lediglich Werte und Erfahrungen gesammelt werden, das bestätigte McLaren-Teamchef Andreas Seidl nach dem Freitagstraining am Sky-Mikrofon. Ursprünglich hatte es geheißen, die nötigen Daten würden in den ersten beiden Trainingseinheiten auf dem Circuit Gilles Villeneuve gesammelt, auf deren Grundlage sollten die neuen Regelungen ab dem 3. Freien Training gelten.
Die Daten werden benötigt, um eine Kennzahl festlegen zu können, die "auf der vertikalen Beschleunigung des Fahrzeugs basiert und eine quantitative Grenze für das akzeptable Maß an vertikalen Schwingungen darstellt". Übersetzt: Die Kennzahl soll vorgeben, welchen Kräften die Fahrer durch das Auf und Ab des Autos verbunden mit einem harten Aufschlagen auf dem Asphalt ausgesetzt sein dürfen.
Horner und Wolff: Umsetzung der Maßnahmen schwer zu kontrollieren
Doch wie soll das überprüft werden? Nur schwer – in dieser Einschätzung sind sich die Teamchefs von Red Bull und Mercedes ausnahmsweise mal einig. "Ich denke, es braucht einfach noch ein bisschen mehr Diskussion, um zu verstehen, wie es kontrolliert werden soll", sagte Red-Bull-Boss Horner auf einer Pressekonferenz in Montreal.
Die Maßnahmen seinen gut gemeint, so Horner, entscheidend sei aber, wie sie umgesetzt würden. “Was ist, wenn sich die Bedingungen ändern, der Wind dreht oder was auch immer?“, fragte der Brite. „Ich denke, das wird immer eine Schwierigkeit sein." Auch Mercedes-Teamchef Toto Wolff glaubt, dass das "Bouncing" durch äußere Bedingungen beeinflusst wird.
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Äußere Bedingungen beeinflussen "Bouncing"-Verhalten
"Der Punkt ist, dass die Autos im Laufe des Wochenendes in verschiedenen Phasen hüpfen, denn wir haben auch Sessions, in denen wir gar kein 'Bouncing' haben", sagt der Mercedes-Teamchef. "Treibstoff, kein Treibstoff, Wind, Gegenwind, Rückenwind, Gripniveau - alles das beeinflusst das 'Porpoising'."
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Denkbar wäre, dass ein Auto im Qualifying am Samstag die „Bouncing-Limits" der FIA einhält, am Sonntag im Rennen aufgrund veränderte Wetter- und Streckenbedingungen jedoch nicht mehr. „Was wäre die Konsequenz? Eine Disqualifikation? Auch das sind Fragen, die noch geklärt werden müssen. Wohl auch deshalb wird die neue Regelung noch nicht an diesem Wochenende umgesetzt.
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Wolff: Problem grundsätztlicher angehen
Wolff forderte darüber hinaus eine grundlegendere Herangehensweise: „Ich denke, man muss sich darüber im Klaren sein, dass Fahrzeuge mit dem Ground-Effekt insgesamt ein Problem sind. Und das müssen wir in Angriff nehmen“, sagte der Österreicher.
Grundlegende Kritik am Vorhaben der FIA übte Alpine-Teamchef Otmar Szafnauer: „Wir müssen dafür sorgen, dass es für alle fair zugeht. Ich glaube also nicht, dass wir mitten in der Saison anfangen können, Regeln einzuführen, um ein Team gegenüber einem anderen zu bevorzugen.“ Ganz ähnlich äußerte sich Weltmeister Max Verstappen: „Egal, ob es uns hilft oder schadet: Ich bin nicht der Ansicht, dass Regeländerungen in der Saison korrekt sind", sagte der Red-Bull-Star. (wwi)