„Skateboarden ist meine Droge“
Johannes (27) skatet, obwohl er fast blind ist

Die Skater-Szene ist groß, Vorbilder wie Tony Hawk prägen eine ganze Generation. Für Johannes Bruckmeier aus Nürnberg ist das Skaten wie eine Therapie: „Skateboarden ist meine Droge.“ Er ist fast blind, kann den Boden unter seinen Füßen kaum sehen, und steht trotzdem auf dem Board wie ein Profi. Warum er seine Krankheit nicht heilen würde, selbst wenn er könnte und wie oft er neue Blindenstöcke kauft – er hat es uns verraten.
Skateboarden kennt keine Regeln
Außenstehende fragen Johannes oft: Musst du nicht sehen können, um Skateboard zu fahren? RTL erklärt er: „Fürs Skateboarden braucht man nicht mal Beine.“ Denn Skateboarden ist vielseitig und kennt keine Wertungen. Durch seinen Bruder hat der gelernte Physiotherapeut mit dem Skateboarden angefangen. Eine Trennung 2018 motiviert ihn dann, regelmäßig zu trainieren.
Retinitis pigmentosa

„Bei der Erkrankung stirbt die Netzhaut von außen nach innen ab“, erklärt der 27-Jährige im Interview. Eine Operation in Kuba rettet ihm als Kind noch fünf Grad seines Gesichtsfeldes, quasi einen Tunnelblick. Auch wenn es mittlerweile eine Therapie gäbe, die sein Augenlicht verbessert –Johannes will das nicht. „Ich bin dann nicht mehr ich“, sagt er. „Ich habe mit meiner Augenkrankheit keine Probleme. Mein Umfeld hatte die Probleme.“
Auf dem Skateboard
…verletzt Johannes sich sogar seltener als wenn er ohne unterwegs ist. Dabei hilft ihm sein Blindenstock, Hindernisse wie Treppen, Geländer oder Kopfsteinpflaster zu erkennen. Meistens hält er nur nicht sehr lange: „Wenn ich Glück habe, hält er einen Monat durch. Wenn ich Pech habe, nur einen Tag. Das ist Glückssache.“
Wettbewerbe sind wie Familientreffen

2022 ist Johannes schon bei fünf Wettbewerben angetreten, darunter auch in Slowenien. „Dieses Jahr will ich eine komplette Tour mitfahren, wenn ich genügend Unterstützer finde, weil es doch sehr teuer ist.“ Als nächstes stehen unter anderem Hamburg, Berlin, Skandinavien und die Schweiz auf dem Programm.
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