"Emotionen und Reaktionen unterschätzt""Fall Özil" nagt an Oliver Bierhoff

ARCHIV - 15.06.2018, Russland, Watutinki: Fußball, WM, Pressekonferenz der deutschen Fußball-Nationalmannschaft: Team-Manager Oliver Bierhoff geht an einem Poster mit dem Spieler Mesut Özil vorbei auf das Podium zu einer Pressekonferenz im Medienzentrum im Watutinki Hotel (Recrop). (zu dpa «DFB-Direktor Bierhoff hofft auf Treffen mit Özil») Foto: Christian Charisius/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
Oliver Bierhoff denkt noch immer über den Fall Mesut Özil nach.
chc abl, dpa, Christian Charisius

Es war wahrlich kein schöner Abgang und das nagt an Oliver Bierhoff: Knapp drei Jahre nach dem krachenden Rücktritt von Mesut Özil aus der Nationalmannschaft würde sich der DFB-Direktor gern noch einmal mit dem Fußballprofi treffen. "Ich würde mich freuen, wenn ich ihn sehe. Ich würde mich freuen, mich mit ihm zu unterhalten, jetzt ohne den Druck", sagte der 53-Jährige im „Bild“-Podcast "Phrasenmäher". "Wir müssen da kein Ergebnis haben und das gleich noch in eine Pressemitteilung reinbringen", betonte Bierhoff.

"Ich glaub' schon, dass es uns ein paar Körner gekostet hat"

Er habe damals in der Özil-Affäre "die Emotionen und Reaktionen unterschätzt". Und wenn er nachgefragt habe, zum Beispiel "im Freundeskreis - das war ein Spektrum von Antworten von ganz weit links bis ganz weit rechts". Das Thema habe den DFB immer wieder beschäftigt, gab Bierhoff zu: "Ich glaub' schon, dass es uns ein paar Körner gekostet hat Richtung WM."

Özil war nach dem Vorrunden-Aus bei der WM 2018 aus der Nationalmannschaft zurückgetreten und hatte Rassismusvorwürfe erhoben. Vor dem Turnier hatte er sich mit dem türkischen Staatspräsidenten Recep Tayyip Erdogan fotografieren lassen und damit großen Wirbel ausgelöst. Seit Januar steht der 32-jährige Özil bei Fenerbahce Istanbul unter Vertrag.

Bierhoff hatte zu Özil lange keinen Kontakt mehr, wie er im Podcast erzählte. "Nein, leider nicht. Ich hab ein-, zweimal mit ihm gesimst, hab' ihm dann auch noch mal gratuliert damals zur Geburt des Kindes. Ich habe auch so das Gefühl, dass er da in der Türkei ein neues Leben angefangen hat", sagte der ehemalige Weltklasse-Stürmer und Golden-Goal-Siegtorschütze im EM-Finale 1996. "Ich hoffe, dass bei ihm also uns gegenüber nichts hängen geblieben ist", sagte Bierhoff mit Blick auf Özil. Er habe nicht das Gefühl, "dass wir uns versöhnen müssen".

TNO/DPA