Löwenanteil geht für Steuern drauf
So viel verdient Deutschland am Spritpreis-Wahnsinn
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Was steckt hinter den explodierenden Spritpreisen?
Die Spritpreise schießen in den letzten Monaten in die Höhe. Im letzten Jahr ist der durchschnittliche Liter Superbenzin laut statista von knapp 1,30 Euro auf über 1,60 Euro geklettert. Eine Mitschuld dafür trägt der steigende Preis für Rohöl. Doch für den Löwenanteil am Spritpreis ist nicht der Ölmarkt verantwortlich: Wir zeigen auf, wie viel der Staat an der Zapfsäule mit verdient.
Staat steckt Großteil des Spritpreises ein
Mehrwertsteur, CO2-Bepreisung, Energiesteuer und Erdölbevorratungsabgabe: Der deutsche Staat hält die Hand auf, wenn Autofahrer an der Tankstelle zur Kasse gebeten werden. Und das nicht zu knapp: Laut aktuellen Zahlen von statista entstehen 60 Prozent des Benzinpreises durch Abgaben an den Staat. Das bedeutet konkret: Wer 1,619 Euro für den Liter Super E10 an der Tankstelle lässt, zahlt davon 97,6 Cent an den Staat.
Rund ein Drittel des Preises entfallen auf die Kosten, die Tankstellen für das Öl beim Einkaufen bezahlen. Dieser Ölpreis war Anfang Oktober auf ein Rekordhoch gestiegen. Das liegt vor allem daran, dass sich die öl-exportierenden Länder (OPEC) zusammenschließen, um den Preis zu kontrollieren. Sie hatten zuletzt beschlossen, die Ölproduktion nicht auszuweiten, obwohl die Nachfrage stark angezogen war. Dadurch steigen die Preise.
Nur knapp 10 Prozent des Benzinpreises entfallen auf Kosten für Vertrieb, Transport oder Tankstellenpacht.
VIDEO: Blome und Augstein im "Gegenverkehr": Wer soll das denn noch bezahlen?
Wer soll das bezahlen? Das fragen sich jetzt auch RTL-Politikchef Nikolaus Blome und der Publizist Jakob Augstein. Können die Reichen einfach weitermachen wie bisher - und die mit weniger Geld müssen zurückstecken, weil sie sich zum Beispiel das Benzin nicht mehr leisten können?
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Sprit in Deutschland ist teurer als bei den meisten Nachbarn
Im europäischen Vergleich ist der Super-Preis in Deutschland alles andere als super. Im September kostete der Liter laut statista im Schnitt 1,633 Euro. Wer über die richtige Grenze in das Ausland fährt, kann da einiges an Geld sparen.
In Polen lag der Preis an der Zapfsäule in derselben Zeit bei nur 1,269 Euro. Das osteuropäische Nachbarland bezahlt einen geringeren Rohstoffpreis und erhebt deutlich weniger Steuern. Dadurch können sich die Polen über den dritt niedrigsten Preis in der ganzen Europäischen Union freuen.
Auch eine Fahrt nach Tschechien, Österreich, Luxemburg oder Belgien könnte sich lohnen. Belgien unterbietet den deutschen Preis um rund 10 Cent, die anderen Staaten sogar um mindestens 25 Cent.
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Nur vor einer Reise in die Niederlande sollte man seinen Tank eher in der Heimat oder in einem anderen Land auffüllen. Das Nachbarland führt die Preisliste mit einem stolzen Literpreis von 1,856 Euro an.
Forderungen an die Politik
Zuletzt wurden durch die steigenden Spritpreise Forderungen an die Politik laut. Schon Anfang September hat der Bundesverkehrsminister angekündigt, bei einem Spritpreis über 2 Euro eingreifen zu wollen. Denkbar wäre es, an der Stellschraube der Steuern zu drehen.
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Aber auch aus der Wissenschaft werden Forderungen laut. Die Ökonomin Claudia Kemfert sprach sich kürzlich für eine Rückerstattung der CO2-Abgaben zur Entlastung der Verbraucher aus. “Eine Pro-Kopf-Rückerstattung würde vor allem Bezieher niedriger Einkommen entlasten“, sagte die Energieexpertin des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung DIW der Deutschen Presse-Agentur.
Haushalte mit niedrigerem Einkommen müssen relativ gesehen einen höheren Anteil davon für Energiekosten aufwenden. In Deutschland sind seit Jahresanfang 25 Euro je Tonne Kohlendioxid fällig, das beim Verbrennen von Diesel, Benzin, Heizöl und Erdgas entsteht.
Tipps für günstiges Tanken
In Deutschland herrscht trotz hoher Preise ein Wettbewerb zwischen verschiedenen Tankstellenbetreibern. Kunden haben so auch einen Einfluss auf die Preisen, indem sie stets bei günstigeren Tankstellen Kraftstoff nachfüllen. Dazu können vor allem Online-Tankvergleiche und Spritpreis-Apps helfen. Sie zeigen einem aktuelle Preise von Tankstellen in der Umgebung an.
VIDEO-TIPP: Wo ist der Sprit billiger: An der Raststätte oder am Autohof?
Aber auch allgemein können Sie über einen Faktor bei den meisten Tankstellen Geld sparen: Die Tageszeit. Der ADAC hat die Spritpreise im Laufe des Tages verglichen und dabei eindeutige Ergebnisse erhalten:
Wer morgens tankt, muss am tiefsten in die Tasche greifen. Ab ca. 6 Uhr steigen die konstanten Preise der Nacht an und erreichen ihren Höhepunkt eine Stunde später.
Im Laufe des Tages ähnelt der Preisverlauf dann einer Achterbahnfahrt mit Auf und Abs, die langsam den Berg hinunter geht. Auf dem Tiefstand befinden sich die Kraftstoffpreise im Schnitt zwischen 18 und 19 Uhr sowie zwischen 20 und 22 Uhr. Allein durch die Wahl des richtigen Tankzeitpunkts ließen sich bis zu sieben Cent pro Liter sparen. (dpa/adac/skn)