Bis vor den Europäischen Gerichtshof für MenschenrechteEs gab kein veganes Essen: Knacki klagt gegen die Schweiz

Moritz Frankenberg
Ein Tierschützer klagt die Schweiz an. (Symbolbild)
deutsche presse agentur

Ein Tierschützer hat in einem Schweizer Gefängnis kein veganes Essen bekommen. Nun klagt er das Land vor dem Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte (EGMR) an. Die falsche Ernährung habe seiner Meinung nach zu gesundheitlichen Beschwerden geführt. Ein weiterer Häftling schließt sich ihm an. Nun soll der EGMR prüfen, ob die Schweiz gegen das „Recht auf Gedanken-, Gewissens- und Religionsfreiheit“ verstoßen hat. Das berichtet die britische Zeitschrift „The Guardian“.

Verstopfung, Hämorrhoiden und Eisenmangel

Wegen Sachbeschädigung und Einbruch in verschiedene Schlachthöfe und Metzgereien landete der damals 28-jährige Aktivist 2018 in Untersuchungshaft. Doch im Gefängnis gab es nichts, was seinen Essgewohnheiten entsprach. Der Mann ist nämlich Veganer. Als er das Problem bei der Gefängnisleitung angesprochen habe, habe diese ihm vegane Mahlzeiten verweigert.

Lese-Tipp: Neue Studie über Fleischkonsum: Veganer und Vegetarier doppelt so häufig depressiv

Der Häftling und Tierschützer sagt nun, dass er sich nur von den Beilagen habe ernähren können, wie beispielsweise Reis, Salat oder Burgerbrötchen. Die angebotenen Vitamin-B12-Kapseln lehnt er ab, weil diese tierische Inhaltsstoffe hatten. Nur kurze Zeit später habe ein Arzt bei dem 28-Jährigen Verstopfung, Hämorrhoiden und Eisenmangel diagnostiziert.

Weiterer Insasse schließt sich Klage an

Das Bundesgericht der Schweiz ging auf die erste Klage im Jahr 2020 nicht weiter ein. Als sich aber ein Patient einer psychiatrischen Klinik 2022 der Klage anschließt, reicht das Gericht die Sache weiter an den EGMR. Die Klagen werden schließlich im September 2022 in Straßburg angenommen.

Dort wird nun geprüft, ob gegen das „Recht auf Gedanken-, Gewissens- und Religionsfreiheit“ verstoßen wurde. In circa drei bis vier Monaten soll eine Antwort des EGMR folgen. Dann wird auch entschieden, ob das Recht auf vegane Ernährung in Gefängnissen auch schriftlich festgehalten werden soll. (lbr)