Was hinter dem komplizierten Verfahren steckt

Erstes Baby in Großbritannien mit DNA von DREI Menschen geboren!

Künstliche Befruchtung
Bei einer künstlichen Befruchtung in Großbritannien wurde eine Eizelle mit der DNA des biologischen Vaters und eines Samenspenders befruchtet.
bsc vco jai, dpa, Klaus-Dietmar Gabbert

Drei Eltern und ein Baby – was nach einer Patchworkkonstellation klingt, ist tatsächlich eine besondere Art der künstlichen Befruchtung, bei der sich die DNA des Kindes aus den Genen von gleich DREI verschiedenen Personen zusammensetzt. Jetzt wurde zum ersten Mal ein entsprechendes Baby in Großbritannien geboren.

Baby hat drei Eltern - Dank neuem In-Vitro-Verfahren

Dabei handelt es sich um das erste sogenannte Mitochondrial Donation Treatment (MDT), das in Großbritannien erfolgreich durchgeführt wurde. Das berichtet der britische Guardian. Demnach sei in der Klinik von Newcastle „das erste Baby geboren worden, das mit der DNA dreier Menschen kreiert wurde“, heißt es in der Zeitung.

Die Behandlung, die im Deutschen grob als Mitochondrien-Spende bezeichnet wird, ist ein experimentelles Verfahren der In-Vitro-Fertilisation (IVF), das bisher nur in wenigen Ländern der Welt überhaupt zugelassen ist – unter anderem eben in Großbritannien.

Im Video: Fehler bei Künstlicher Befruchtung - Frau trägt fremdes Kind aus

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Was ist MDT?

Der Kern aus der Eizelle einer fremden Frau wird entfernt und mit dem Eizellen-Kern der künftigen Mutter gefüllt, ehe die Eizelle mit dem Spermium des künftigen Vaters befruchtet wird. Anschließend wird der Embryo der künftigen Mutter eingepflanzt. So erklärt es die Deutsche Apotheker Zeitung auf ihrer Webseite. Da der Embryo aus den Genen dreier verschiedener Menschen besteht, hat das Kind am Ende offiziell drei Eltern.

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Doch wozu das Ganze?

Das Verfahren soll Müttern, die an einem schweren Gendefekt der Mitochondrien erkrankt sind, zu einem Kind verhelfen und dieses zugleich vor einem ähnlichen Gendefekt schützen.

Jedes MDT-Kind muss eine Behörde erst "freigeben"

Mitochondrien sind nach Definition der Max-Planck-Gesellschaft die „Kraftwerke“ unserer Zellen und enthalten unter anderem eine eigene Erbsubstanz. Das Besondere: Diese Mitochondrien und die darin enthaltene DNA werden ausschließlich von der Mutter an das Kind weitergeben. Heißt: Wenn die Mitochondrien der Mutter krank sind, sind es auch die des Kindes. Die Folge sind verschiedene Krankheiten, je nachdem, wie viele und in welchem Ausmaß die Zellen betroffen sind. Meist werden Gehirn, Herz, Leber und die Muskeln angegriffen, schreibt der Guardian.

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Da das Verfahren jedoch relativ neu ist – das erste Kind, das mit MDT gezeugt wurde, kam 2016 auf die Welt, – muss in Großbritannien jeder Eingriff vorher von der Behörde für menschliche Befruchtung und Embryologie (HFEA) freigegeben werden. Im März 2023 habe man bereits 32 Paaren die Freigabe für ein MDT erteilt, heißt es in einer aktuellen Pressemitteilung.

Laut Recherchen des Guardians habe es bisher jedoch „weniger als fünf“ Geburten nach einer MDT gegeben. Zu dem aktuellen Fall in der Klinik Newcastle haben sich bislang weder Krankenhaus noch die Behörde geäußert, weitere Einzelheiten sind nicht bekannt. (jbü)