25-Jähriger nach Unfall querschnittsgelähmt
Freundin von Eishockeyspieler Glemser: „Manchmal sagt er Dinge, die man gar nicht hören will“
Die Eishockey-Welt ist erschüttert. Ein Bodycheck zerstört das Leben des 25-jährigen Mike Glemser schlagartig. Beim Aufprall gegen eine Bande verletzt er sich schwer. Seither ist er querschnittsgelähmt. Die Anteilnahme ist groß – national und international.
Zwei Operationen und zehn Tage im künstlichen Koma
Dass Eishockey ein körperbetonter Sport ist, ist bekannt. Normalerweise schützen diverse Protektoren den Spieler bestmöglich vor schweren Verletzungen. Aber bestmöglich ist nicht immer gut genug.
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Es war die neunte Spielminute der Oberligapartie zwischen den Starbulls Rosenheim und dem SC Riessersee. Es kommt zu einem harmlos anmutenden Zweikampf, der plötzlich tragisch endet. Bei hoher Geschwindigkeit verliert Mike Glemser das Gleichgewicht und knallt mit dem Kopf direkt in die Bande. Der Eishockeyspieler ist fortan vom Hals abwärts querschnittsgelähmt. Er bricht sich den vierten und fünften Halswirbel, das Rückenmark ist beschädigt. Zehn Tage lang liegt er im Anschluss im künstlichen Koma. Zweimal wird er operiert. Seither ist in Glemsers Leben nichts mehr wie es zuvor war.
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Unter dem tragischen Unfall leidet auch seine Freundin Lara Lindmayer enorm. Seit dem Unglück besucht sie Mike täglich in der nahegelegenen Unfallklinik Murnau. Von der Intensivstation wurde er mittlerweile auf die Beatmungsstation verlegt. Er ist ansprechbar, bis auf leichte Muskelzuckungen im Bizeps aber weitestgehend bewegungsunfähig. Ob sich daran etwas ändern wird, kann zum jetzigen Zeitpunkt niemand mit Sicherheit sagen.
„Manchmal sagt er Dinge, die man gar nicht hören will“

Seit dem Tag des Unfalls ist mittlerweile etwas mehr als ein Monat vergangen. Anfänglich hatte Glemser den Vorfall nicht realisiert. „Das kam erst nach zwei bis drei Wochen“, erklärt seine Freundin Lara. Sie fühlt sich hilflos, versucht ihn mit Worten aufzubauen und wieder „aus dem Loch rauszuholen“, aber es ist schwer: „Es gibt immer gute und schlechte Tage.“
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„Manchmal sagt er Dinge, die man gar nicht hören will“ – dabei wird ihre Stimme dünner. Sie sammelt sich kurz, atmet durch und fährt fort. Die junge Frau kämpft immer wieder mit den Tränen, während sie von den Gedanken ihres Freundes spricht. Unter diesen Umständen möchte er nicht mehr leben, erklärte er ihr. Doch sie bewahrt die Fassung und blickt nach vorne. Zusammen mit Glemsers Familie versucht Freundin Lara ihn langsam auf das Leben nach dem Klinikaufenthalt vorzubereiten. Doch dieses Leben wird ein ganz anderes sein – Mike Glemser wird wohl an den Rollstuhl gefesselt sein. Für ihn ist dieses Leben „noch sehr weit weg.“
Freundin sucht Kontakt zum Gegenspieler
Aus Angst vor einem möglichen Shitstorm oder Anfeindungen hat Lara Lindmayer Kontakt zu Glemsers Gegenspieler aufgenommen. Sie hat sich Gedanken gemacht, wie der Verteidiger mit der Situation umgeht. Dass keine unmittelbare Absicht beim Bodycheck vorlag, lassen die Spielaufnahmen erkennen. Lindmayer wollte, dass sich Glemsers Gegenspieler „überhaupt keine Vorwürfe macht.“
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„Ihm tut es wahnsinnig Leid. Er hat mir auch geantwortet. Er hat mir Kraft geschenkt und auch Mike Kraft gewünscht“, erzählt die junge Frau.
Solidaritätsbekunden aus dem In- und Ausland

Was seit Wochen stattfindet, ist beispiellos. Sowohl digital als auch analog. Eine regelrechte Welle der Unterstützung erhält Mike Glemser derzeit von sämtlichen Seiten: Fans skandieren seinen Namen, Verbände und Vereine sammeln Geld für den Offensivspieler. Behandlungen und Umbauten sind extrem teuer: Sein Heimatverein beziffert die Kosten auf bis zu einer Million Euro.
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Die Starbulls Rosenheim sind deshalb besonders aktiv und starteten eine Spendenaktion, bei der mittlerweile mehr als 500.000 Euro für Glemser gesammelt wurden. Beim Heimspiel der Starbulls Rosenheim am Freitag gegen den EC Peiting (3:1) wurden zudem riesige Säcke im Stadion aufgestellt. Das Ziel: Fans konnten ihre Pfandbecher spenden. Der Erlös geht an die Familie des Eishockeyspielers. Für Glemsers und sein Freundin Lara ist das ein schönes Zeichen „Es gibt einem ein gutes Gefühl, nicht alleine zu sein.“
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Doch sogar NHL-Stars richten Solidaritätsbekundungen aus. Philipp Grubauer und Moritz Seider schickten eine Grußbotschaft und Genesungswünsche an den Eishockey-Profi. „Viele Sachen gehen über die Eisfläche hinaus“, versicherte Grubauer, der als Torhüter bei den Seattle Kraken unter Vertrag steht. „Da zählt das Ergebnis auf der Videotafel nicht mehr. Gib nicht auf, Mike. Wir stehen alle hinter dir.“ Moritz Seider, Verteidiger der Detroit Red Wings, sagte: „Wir denken auf jeden Fall an dich. Es ist unglaublich, was ihr schon erreicht habt, mit den Spenden. Macht weiter! Wir drücken ganz fest die Daumen.“ (sid/rdr)
Wer ebenfalls für Mike Glemser spenden möchte, kann dies unter www.starbulls.de/bestrong tun.