Spendenaktion nach tragischem Unfall

Querschnittslähmung nach Horror-Sturz: Schicksal von Eishockey-Profi bewegt ganz Deutschland

Die Starbulls Rosenheim haben gemeinsam mit der Familie von Mike Glemser eine Spendenaktion gestartet.
Die Starbulls Rosenheim haben gemeinsam mit der Familie von Mike Glemser eine Spendenaktion gestartet.
Mike Glemser (privat) / Starbulls Rosenheim E.V.

Es war ein Horror-Moment: Eishockey-Profi Mike Glemser prallt am 3. Februar bei einer Oberliga-Partie mit dem Kopf in die Bande und verletzt sich schwer. Jetzt folgt die Schockdiagnose: Der Verein gab schreckliche Details bekannt – und bittet um Spenden. Die Anteilnahme ist groß.

Rosenheim: Mike Glemsers Unfall erschüttert Eishockey-Welt

Es war ein schrecklicher Unfall, der alle erschütterte. Ein Unfall, der eine Sportlerkarriere auf schlimme Art und Weise zerstörte – und das Leben von Mike Glemser und seinen Angehörigen für immer verändert.

Der Moment, der das Leben von Glemser in ein Davor und ein Danach teilt, liegt einen Monat zurück. Am 3. Februar stürzte der Spieler von den Starbulls Rosenheim in Oberliga-Partie beim SC Riessersee nach einem Check kopfüber in die Bande und blieb regungslos auf dem Eis liegen. Erst nach minutenlanger Behandlung konnte er vom Eis getragen werden. Sofort ging es ins Unfallklinikum in Murnau. Die endlosen Minuten auf dem Spielfeld beschrieb Mannschaftskamerad Steffen Tölzer bei „BR24Sport“ damals so: „Wir haben alle irgendwie gehofft, dass er sich bewegt. Wir haben erst nach dem Spiel erfahren, was da 'Phase' ist“.

Schlimmste Befürchtungen bewahrheitet

Vier Wochen lang gab es keine Statements zu dem Fall, nur schlimmste Befürchtungen – und die haben sich jetzt bewahrheitet. Die Diagnose, die der Verein vier Wochen nach dem Unfall bekanntgab, könnte kaum schlimmer sein: Querschnittslähmung!

Glemser brach sich bei dem Zusammenprall den vierten und fünften Halswirbel, zehn Tage lag er im künstlichen Koma. Einer der beiden Wirbel wurde durch ein künstliches Implantat ersetzt. „Durch den Bruch erlitt das Rückenmark schwere Verletzungen, was dazu führt, dass Glemser ab dem Halswirbel abwärts gelähmt ist“, teilte der Klub mit.

Nun könne der 25-Jährige „weder seine Beine noch seine Hände“ bewegen, die Arme „teilweise unkontrolliert“. „Auch die Atmungsaktivität ist durch die Lähmung des Zwerchfells beeinträchtigt, was dazu führt, dass er nach wie vor künstlich beatmet werden muss“, hieß es weiter.

In ganz Deutschland sorgt der schreckliche Unfall von Mike Glemser für  Anteilnahme.
In ganz Deutschland sorgt der schreckliche Unfall von Mike Glemser für Anteilnahme.
Mike Glemser (privat) / Starbulls Rosenheim E.V., Mike Glemser (privat) / Starbulls Rosenheim E.V.
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Teamkollege von Starbulls Rosenheim : "Kämpf, Kämpf, Kämpf!"

Vorerst wird Glemser in Murnau bleiben, von der Intensivstation ist er auf die sogenannte Beatmungsstation verlegt worden. Die aktuelle Behandlung ziele „auf den Versuch der Wiederherstellung der grundlegenden Körperfunktionen wie selbständiges Atmen und Verdauen“ ab. Darüber hinaus soll durch Mobilisierung versucht werden, positiven Einfluss auf den Bewegungsapparat zu nehmen.

Für Glemser selbst sei die Diagnose natürlich ein „Schock“ gewesen, sagt Andreas Huber, Pressechef des Eishockey-Oberligisten Starbulls Rosenheim, gegenüber RTL. Der Profi müsse dies nun erst einmal „verarbeiten“.

Tölzer, der ihn regelmäßig besucht, ist vom Kampfgeist und der Moral seines Kollegen schwer beeindruckt. „Ich find's faszinierend, wie er sich jetzt da durchkämpft“, sagte Tölzer „BR24Sport“ und fügte hinzu, „was er grade durchmacht, das ist die Hölle, das wünscht man keinem Menschen. Ich kann nur sagen: Beiß, Junge! Kämpf, Kämpf, Kämpf!"

Mike Glemser ist nach einem schlimmen Unfall vom Hals ab nach unten gelähmt.
Mike Glemser ist nach einem schlimmen Unfall vom Hals ab nach unten gelähmt.
(c)Ludwig Schirmer, (c)Ludwig Schirmer

Spendenziel sind 250.000 Euro

Dafür ist aber auch viel Geld nötig. Unterstützung gibt es von vielen Seiten. Gemeinsam mit der Familie und seiner Lebensgefährtin Lara haben die Starbulls eine Spendenkampagne mit dem Motto „97 I Be Strong“ ins Leben gerufen. Die 97 steht dabei für Glemsers Rückennummer.

„Wir haben Mike selbstverständlich unsere bestmögliche Unterstützung zugesagt und sind in enger Abstimmung mit seiner Familie“, wird Starbulls-Vorstand Marcus Thaller in einer Clubmitteilung zitiert. Ziel der Spendenaktion sind 250.000 Euro. Damit sollen in der nahen Zukunft Kosten unter anderem für Therapien und Umbauarbeiten für ein rollstuhlgerechtes Zuhause gedeckt werden. Die gesamten medizinischen Kosten dürften sich aber auf eine Dreiviertel- bis eine Million Euro beziffern, befürchtet der Verein.

Thaller hofft daher, dass möglichst viel Geld zusammenkommt, um Glemser und seine Familie so auf dem „unglaublich schwierigen Weg zu unterstützen“.

Auch andere Eishockey-Clubs in Deutschland und der Deutsche Eishockey-Bund haben ihre Fans aufgerufen, die Spendenaktion zu unterstützen.

Schon jetzt hohe Spendensumme

Die Spendenkampagne läuft über die Online-Plattform „Gofundme“. Unter dem Hashtag #97BeStrong ist die Plattform auch über die sozialen Netzwerke erreichbar. Innerhalb der ersten 24 Stunden kamen über 190.000 Euro zusammen. Inzwischen ist das Ziel von 250.000 Euro fast schon zusammen. Mehr als 4.900 Menschen spendeten die verschiedensten Beträge. „Beeindruckend“, nennt Andreas Huber das. Wirklich überrascht zeigt er sich aber nicht, denn Mike habe „jede Unterstützung verdient“.

Das tragische Schicksal von Mike Glemser bewegt bei Weitem nicht nur die Eishockey-Gemeinde in Rosenheim.