"Ich habe mein Bestes versucht"
Oliwia (13) will Jungen in Solihull mit Ästen aus eiskaltem See ziehen - doch kommt nicht heran

Verzweifelt versuchte sie, fremde Kinder aus dem Eis-Wasser zu ziehen: Oliwia Szewc riss Äste ab, streckte sich in die Richtung der in den See gefallenen Jungen – doch kam nicht an sie heran. Über diesen „schrecklichen“ Moment berichtet die 13-Jährige in einem britischen TV-Interview. Bei der Eis-Tragödie in Solihull starben am Montag drei Kinder. Ein vierter Junge kämpft noch um sein Leben.
Vorfall in Solihull: Oliwia kommt nicht an die Jungs heran
England trauert um die verstorbenen Jungen im Alter von acht, zehn und elf Jahren. Sie sind bei dem schrecklichen Vorfall im Babbs Mill Park ums Leben gekommen. Zwei Jungs spielten am Sonntagnachmittag auf dem zugefrorenen See. Doch plötzlich bricht unter ihren Füßen das Eis zusammen. Als der zehnjährige Jack Johnson die Schreie hörte, rannte er sofort los. Er wollte den fremden Kindern helfen – doch er fiel selbst ins Wasser und starb bei der Tragödie.
„Sie spielten alle auf dem Eis, einer blieb mit den Beinen im Eis stecken und dann gingen seine Freunde los, um ihn zu retten, aber sie fielen alle hinein“, berichtet Augenzeuge Tommy Barnet im Interview mit „Sky News“. Auch Oliwia war mit einer Freundin in der Nähe des Parks unterwegs, als die Kinder in Not sah.
Ohne darüber nachzudenken handelte die 13-Jährige: Sie riss Äste von Bäumen ab und versuchte, sie den ins Wasser gefallenen Jungen zu reichen. Doch Oliwia kam nicht an sie heran, die Äste waren zu kurz. „Ich habe nur mein Bestes versucht, mir verschiedene Möglichkeiten auszudenken, um ihnen zu helfen oder zumindest irgendwas zu tun, damit sie auf der Wasseroberfläche schwimmen können und nicht ertrinken“, sagte die 13-Jährige zu „ITV News Central“.
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Oliwia über Eis-Drama: "Ich war bereit, alles aufzugeben"
Auch der Opa des verstorbenen Jacks sei verzweifelt zum Wasser gerannt. Er sei in den See gesprungen, um seinen Enkel und die anderen Kinder zu retten, erzählt Oliwia weiter. Immer mehr Menschen seien zur Unglücksstelle geeilt. „Richtige Panik“ sei ausgebrochen, so die 13-Jährige, die während des Unfalls auch mit der örtlichen Polizei telefonierte.
Fast 15 Minuten sollen die vier Kinder im eiskalten Wasser gewesen sein, bis sie gerettet wurden, so Augenzeugen. Als die Jungen aus dem See gezogen wurden, haben Rettungskräfte nach Jacken und Mänteln gebeten, um die Kinder warm zu halten.
„Ich habe meinen Mantel gegeben, meine Freundin ihre Jacke. Wir beteten nur, dass es den Jungs gut gegen würde. Ich war bereit, alles aufzugeben, nur um wenigstens einem von ihnen zu retten“, erzählte Oliwia von ihren Gedanken.
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Nach Unfall im Babbs Mill Park: Sechsjähriger kämpft um sein Leben
Nachdem die vier Kinder von den Rettungskräften versorgt wurden, kamen sie in Krankenhäuser. Doch am Montag folgte die traurige Nachricht: drei der vier Jungen sind gestorben. Der Sechsjährige kämpft noch um sein Leben, sein Zustand sei kritisch.
„Zu wissen, dass einer von ihnen noch im Krankenhaus ist, ist eine Art Erleichterung, weil ich wenigstens jemandem helfen konnte“, sagte die 13-Jährige im Interview. „Es war einfach schrecklich.“
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Mahnwache in Solihull

Noch am Montagabend wurde in Solihull eine Mahnwache in Gedenken an die drei Kinder abgehalten. Zahlreiche Kerzen und Blumen wurden in dem Ort aufgestellt. Applaus erklang, als die Polizisten eintrafen, heißt es weiter.
„Es war der niederschmetternste Tag in unseren Leben“, sagte ein Verwandter verstorbenen Jack Johnson, der nicht genannt werden wollte. Ersten Medienberichten zufolge hieß es, es seien bis zu sechs Kinder in den See gefallen. Doch die Polizei sagte, dass sie keine weiteren Opfer gefunden hätten und es keine weiteren Vermissten gebe. (jaw)