Diese Bauprojekte verpulvern Geld: So teuer sind Stuttgart21, Nürburgring und BER wirklich
Steuergelder adé
Stuttgart21, Nürburgring und BER: Diese Bauprojekte kosteten uns richtig viel Kohle
Was mit deutschen Steuergeldern getrieben wird, stößt häufig auf Unverständnis
Das tut weh! Öffentliche Bauprojekte wie Flughäfen, Bahnhöfe oder andere Bauten bringen zwar einen modernen Touch in unsere Umwelt, kosten aber oft ganz schön viel Geld – was wir mit unseren Steuern bezahlen. Immerhin: Der Durchschnittsdeutsche muss über 40 Prozent seines Einkommens für Steuern abdrücken, wie eine Studie der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) von 2019 zeigt.
Wir wollen also etwas sehen für unser Geld! Wenn Steuergelder dann aber wegen Pannen, Unaufmerksamkeit oder fehlender Weitsicht verschwendet werden, wird ein glitzerndes Projekt schnell zur skandalbehafteten Katastrophe. Manche dieser fehlgeschlagenen Bauvorhaben sind so kurios, dass wir sie einfach zusammentragen mussten. Bereit für den ersten Spatenstich? Los geht’s!
Eine der größten Fehleinschätzungen überhaupt: Der BER-Flughafen Berlin
Das Bauprojekt rund um den Flughafen in der Hauptstadt war lange Zeit eine gern genutzte Punchline in Witzen, immer für einen Lacher gut – zurecht: denn der Bau des BER kann zweifelsohne als eine der größten Baustellen- und Planungspannen der deutschen Geschichte bezeichnet werden. Ende 2020 wurde der Flughafen, an den eigentlich schon keiner mehr geglaubt hat, tatsächlich eröffnet. Aber der Weg bis dahin gleicht einer schlecht verfassten Komödie. Nicht nur die Tatsache, dass der Bau des drittgrößten deutschen Flughafens ganze 13 Jahre gedauert hat - neun davon können als reine Verspätung gesehen werden - nein, auch die Tatsache, dass sich die Kosten seit dem ersten Spatenstich mehr als verdreifacht haben, lässt uns als Steuerzahler schon mal Schnappatmungen bekommen.
Recherchen des „Tagesspiegel am Sonntag“ wollen 2019 herausgefunden haben, dass uns der Pannen-Flughafen seit 2005 mehr als 7 Milliarden Euro gekostet hat, wovon mit großer Wahrscheinlichkeit ein großer Teil aus den Steuergeldern der Deutschen besteht. Und das, obwohl es im Jahr 2004, in einem ersten Finanzierungskonzept noch hieß, die gesamten Bau- und Planungkosten würden sich auf lediglich knapp 2 Milliarden Euro beziffern.
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Auch das Projekt „Stuttgart21" hat sich zu einer echten Katastrophe entwickelt
Bereit für ein weiteres deutsches Projekt, das uns so richtig viel Geld gekostet hat? Setzen Sie sich lieber und atmen Sie nochmal durch. Stuttgart 21, kurz S 21, ist ein Städtebau- und Verkehrsprojekt, das den Eisenbahnknoten in Stuttgart neu ordnen soll. Die Umsetzung: Gar nicht so einfach, denn das Projekt stieß bei der Bevölkerung (vor allem in Bezug auf Umweltbedenken) auf große Ablehnung – und die Bürger machten ihrem Ärger Luft: Gewaltfreie Protestaktionen, Demonstrationen, Petitionen und Infostände – hier war jede Form des Protests dabei. Die Proteste gegen das Projekt der Deutschen Bahn gibt es schon seit 1996, als die ersten Planungen bekannt wurden. Zum Start der Bauarbeiten 2010 kamen allerdings mehrere zehntausend Bürger durch Großdemonstrationen zusammen. Ein Polizeieinsatz Ende September eskalierte, Menschen wurden teilweise schwer verletzt. Seitdem versucht man, die Wogen durch Schlichtungsgesprächen zu glätten. Seit Juli 2010 ist die „Mahnwache gegen Stuttgart21“ durchgehend besetzt und erreichte ihre 500. Montagsdemonstration im Februar 2020.
Und die Bauarbeiten? Die sollten im Dezember 2019 eigentlich fertig werden. Die Eröffnung des Bahnhofs hat man mittlerweile auf Dezember 2025 verschoben, vielleicht verspätet es sich aber auch nochmal – wer weiß das schon.
Natürlich hat auch das wieder einiges an Geld gekostet. Die offiziellen Kostenschätzungen des Bahnknoten-Projekts in Stuttgart steigen und steigen und steigen… Ursprünglich waren 2,5 Milliarden Euro eingeplant, dann wurden es 4,1 Milliarden Euro, zwischendurch war man mal bei über 8 Millionen und mittlerweile, laut dem aktuellen Stand, wurde sogar die 10 Milliarden Grenze geknackt – nach oben hin ist alles offen. Kein Wunder, dass die Bürger frustriert sind.
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Die Rennstrecke Nürburgring frisst ebenfalls einiges an Steuergeldern
Immerhin flitzten 2020 wieder Formel-1-Wägen über den Nürburgring – das erste Mal seit 2013. Die Rennstrecke in Rheinland-Pfalz hat nämlich ein paar ziemlich harte Jahre hinter sich und dabei ziemlich an Glanz verloren. Unter dem Projektnamen „Nürburgring 2009“, sollte in der Eifel abseits der Rennstrecke ein großer Spaß- und Erlebnispark für die ganze Familie geschaffen werden, inklusive Discos, Achterbahn und Vier-Sterne-Hotel. Doch alles an diesem Vorhaben ging schief: Der Investor war alles andere als seriös und auch die Besucher blieben nach der Eröffnung aus, da die Region rund um den Nürburgring strukturschwach blieb. Das Projekt sollte eigentlich privatwirtschaftlich finanziert werden, wurde aber letztendlich mit Steuergeldern in Höhe von mehr als 330 Millionen Euro unterstützt.
Einer leidet vermutlich bis heute noch an dem gescheiterten Projekt: SPD-Politiker und ehemaliger Ministerpräsident des Landes Rheinland-Pfalz, Kurt Beck. Er war es nämlich, der sich für die Rennstrecke und das ganze Projekt stark machte und versprach, der Umbau würde den Steuerzahler keinen einzigen Euro kosten. Aus „keinen einzigen Euro“ wurden allerdings mehrere Millionen. 2013 räumte er zwar politische Fehler ein, machte allerdings die Weltwirtschaftskrise für die Probleme der Rennstrecke verantwortlich, und das, obwohl er schon drei Jahre zuvor, zugegeben hatte, dass er die Reißleine in Bezug auf das Projekt Nürburgring 2009 schon viel früher hätte ziehen müssen.
Lese-TIPP: Stadt Hanau verschwendet 80.000 Euro Steuern für Hafenbalkon - ohne Aussicht!
Luxus im Steigenberger Grandhotel Petersberg in Bonn- aber wozu?
Wer braucht Luxus, wenn ihn keiner haben will? Diese Frage sollte man sich auch in Bezug auf das Steigenberger Grandhotel Petersberg in Bonn stellen, denn in das einstige Gästehaus der deutschen Bundesregierung wurden seit 2013 rund 45 Millionen Euro investiert – die Bilanz: Rote Zahlen über 7 Milliarden Euro. Schade, denn das Prestigeobjekt der ehemaligen Hauptstadt der Bundesrepublik hat so einiges zu bieten: Eine Präsidentensuite, ein exklusiver Weinclub, eine Beautyfarm und ein großer Biergarten zählen zu den Annehmlichkeiten, die das Spa-Hotel bereithält. Eigentlich will der Bund, in dessen Besitz das Hotel immer noch ist, mit dem Hotel die große Kohle scheffeln. Aber Bonn hat seinen ehemaligen Glanz nach der Wende etwas verloren, das sollte bei den Zahlen mittlerweile auch bis nach Berlin durchgedrungen sein.
Auf Napoleons Pfaden wandeln auf der (abgesperrten) Napoleonbrücke in Gifhorn
Zugegeben: Dieses Bauprojekt ist nicht ganz so bekannt, wie die vorangegangenen Beispiele, aber das heißt nicht, dass es hier nicht weniger kurios wird! Halten Sie sich fest: Vor einiger Zeit wurde im niedersächsischen Gifhorn die Napoleonsbrücke saniert. Über die soll der berühmte französische Feldherr nämlich vor ungefähr 300 Jahren höchstpersönlich marschiert sein. Ein interessantes Stück Historie in einem verschlafenen deutschen Wald - klingt doch toll, oder? Das Problem: Die Brücke ist heute zu überhaupt nichts zu gebrauchen. Als Spaziergänger kann man nicht mal in die Fußstapfen Napoleons treten und über die Steine der Brücke flanieren, nein! Ein Weg führt um die Brücke herum und uns bleibt nur der sehnsüchtige Blick aus der Ferne. Die Brücke steht mitten im Nirgendwo und der Spaziergang zum historischen Stück endet auf einer Seite sogar in einer Sackgasse. Gekostet hat die Sanierung des geschichtsträchtigen Stücks übrigens satte 200.000 Euro. Na, ob das wirklich nötig war?