Alle Infos zur Europawahl 2024

Die Spitzenkandidaten im Überblick: Sie wollen für Hessen ins Europäische Parlament!

14.03.2023, Frankreich, Straßburg: Mitglieder des Europäischen Parlaments stimmen über ein neues Gesetz ab.

Im Europäischen Parlament treffen Politikerinnen und Politiker wichtige Entscheidungen für die Menschen in der EU. (zu dpa: «Jugend-Studie: Mehrheit fühlt sich nicht von EU-Parlament vertreten») Foto: Jean-Francois Badias/AP/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
Am 09. Juni werden die Deutschen dazu aufgerufen, das Europäische Parlament zu wählen.
Jean-Francois Badias/AP/dpa, DPA
von Alexander Polte, Toke Reimer und Victoria Enzenauer

Dieses Jahr dreht sich nicht nur sportlich alles um Europa!
Rund 400 Millionen EU-Bürger aus 27 Mitgliedstaaten sind im Juni dazu aufgerufen, das zehnte Europäische Parlament zu wählen. In Deutschland und damit auch in Hessen findet die Europawahl am Sonntag, den 09. Juni statt. Aber was genau wählen wir da eigentlich? Und wer will für Hessen ins EU-Parlament einziehen? Wir fassen die Infos zusammen und stellen euch die wichtigsten Kandidaten vor.

Was wird gewählt?

Bei der Europawahl wird das Europäische Parlament gewählt, das seinen Sitz wechselweise in Straßburg und Brüssel hat. Jeder der 27 EU-Staaten entsendet durch die Wahl unterschiedlich viele Abgeordnete ins Parlament, je nach Einwohnerzahl. Deutschland besetzt mit 96 Sitzen die meisten Plätze. Insgesamt werden 720 Abgeordnete die EU-Bürger in den kommenden fünf Jahren vertreten.

Auf dem Wahlzettel in Hessen kann jeder genau eine Stimme abgeben. Zur Wahl stehen 34 nationale Parteien und Wählervereinigungen, die jeweils eine Liste mit Kandidaten zusammengestellt haben. Wenn die Abgeordneten gewählt sind, entscheiden sich die meisten für eine Mitgliedschaft in einer europaweiten Fraktion. Je mehr Stimmen eine Partei bekommt, umso mehr Kandidaten von der Liste dürfen ins Parlament einziehen. Eine Fünf-Prozent-Hürde gibt es nicht.

Warum gibt es hessische Spitzenkandidaten für eine Europawahl?

Neben deutschlandweiten Spitzenkandidaten haben die Parteien auch Spitzenkandidaten für die Bundesländer benannt. Die deutschlandweiten Spitzenkandidaten stehen grundsätzlich auf dem ersten Platz der Wahlliste, die Spitzenkandidaten der Länder folgen dann weiter unten.
Damit wollen Parteien klarmachen, dass es gerade im riesigen EU-Parlament auch um Länderthemen geht. Momentan sitzen 6 Abgeordnete aus Hessen im Europäischen Parlament und es gibt sogar eine hessische „Botschaft“ in Brüssel.

Er will's wieder machen: Sven Simon, CDU (Listenplatz 1)

Der 45-jährige Professor für Völker- und Europarecht aus Buseck bei Gießen war schon bei der letzten Europawahl 2019 Spitzenkandidat der CDU. Seitdem vertritt Simon Hessen im EU-Parlament. Sein wichtigstes Anliegen ist das Thema Sicherheit: Er will den Grenzschutz verbessern, Rüstungskooperationen aufbauen und weniger „grüne Ideologie“. Wie er auf die Asylpolitik blickt, seht ihr im Video.

Der einzige EU-Grüne aus Hessen: Martin Häusling, Grüne (Listenplatz 6)

Der 63-jährige Biobauer aus Bad Zwesten (Schwalm-Eder-Kreis) ist Urgrüner: Er war Kommunalpolitiker, Landtagsabgeordneter (2009-2014) und seit 15 Jahren sitzt er im Europarlament - als einziger grüner Europaabgeordneter aus Hessen. Sein Kernthema - na klar: ökologische Landwirtschaft. Häusling ist agrarpolitischer Sprecher der europäischen Grünen. Was der nordhessische Bauernjunge in der Millionenstadt Brüssel vorhat, verrät er im Video.

Der Dienstälteste: Udo Bullmann, SPD (Listenplatz 8)

Schon zum fünften Mal tritt der 67-jährige Politikwissenschaftler aus Gießen für die Europawahl an. Seit 1999 sitzt er im EU-Parlament, war schon Fraktionssprecher und Spitzenkandidat. Momentan ist er Vorsitzender des Unterausschuss für Menschenrechte - ein Thema, das er neben sozialen Anliegen ganz oben auf die Agenda setzt. Was er mit der Handschrift der SPD im Europäischen Parlament bewirken will, erklärt er im Video.

Sie will ins „Irrenhaus“: Christine Anderson, AfD (Listenplatz 4)

…zumindest ihrer eigenen Aussage nach. Die 55-jährige Kauffrau und Volkswirtin aus Eschwege befürwortet das EU-Parlament in seiner jetzigen Form nicht. Auf X bezeichnet sie dieses als intransparent, bürgerfern und nennt es „ein Irrenhaus“. Trotzdem will Anderson ein zweites Mal hineingewählt werden. Im Netz kritisisert sie die „woke-agenda“, die Corona-Impfungen und die aktuelle Migrationspolitik. Auf Facebook schreibt sie, sie will „ein ehrliches & freies Europa der freien Völker und kein Konstrukt der politischen Eliten.“ Wie sie die EU von innen radikal verändern will, erfahrt ihr im Video.

Von der Kanzlei nach Brüssel: Isabel Schnitzler, FDP (Listenplatz 6)

Die Frankfurter Rechtsanwältin saß schon für die FDP im Frankfurter Stadtparlament und war Kandidatin für die Landtagswahlen 2023. Mit 34 Jahren ist sie die jüngste der hessischen Spitzenkandidaten in unserem Überblick und will jetzt in Europa angreifen. Schnitzler setzt sich vor allem für den Abbau bürokratischer Hürden in der EU ein und will so wirtschaftlichen Wohlstand erreichen. Außerdem will sie, passend zu ihrer Tätigkeit als Anwältin für Arbeitsmigration, die Einwanderung von Fachkräften erleichtern. Wie sie liberale Politik aus Mainhattan nach Brüssel bringen will, seht ihr im Video.

Der freie Wähler, der von China gehackt wurde: Engin Eroglu, Freie Wähler (Listenplatz 2)

Der 42-jährige Bankkaufmann aus Schwalmstadt ist ein hohes Tier bei den Freien Wählern: stellvertretender Bundesvorsitz, Landesvorsitz in Hessen und seit 2019 für die Partei im Europaparlament vertreten. Auch er kandidierte letztes Jahr schon für die Landtagswahl in Hessen. In Europa will er den Fokus auf ländliche Gebiete setzen und Mobilität, Digitalisierung und Gesundheitsversorgung voranbringen. In die Schlagzeilen geriet Eroglu, als Anfang Mai chinesische Hackerangriffe auf ihn bekannt wurden. Wie er auf den Wahlkampf blickt, erfahrt ihr im Video.

Reform im Wahlrecht

Das Besondere bei der Europawahl 2024: Zum ersten Mal dürfen diesmal auch 16- und 17-Jährige ihre Stimme abgeben. In unserem Bundesland sind insgesamt rund 4,85 Millionen Menschen wahlberechtigt. Wer im Europäischen Paralament die nächsten fünf Jahre den Ton angibt, wird sich dann am 09. Juni entscheiden.