Hessische Tierheime schlagen Alarm!: 165 Katzen müssen die Tierschützer versorgen
Jeden Cent kann das Tierheim aktuell gebrauchen. Denn wie viele andere Tierheime in Hessen, ist die Lage beunruhigend. „Bei Abgabe-Tieren mussten wir einen Aufnahme-Stopp aussprechen, weil wir es einfach Kapazität-technisch nicht schaffen. Für Fund-Tiere sind wir zuständig, das heißt, die nehmen wir auch weiterhin auf und jonglieren dann halt, gucken nach Pflegestellen,” stellt Hannah Wern klar.
Hier stapeln sich die Katzen (Bild Katzenboxen + kurzer Freistand). Und hier leben 10 in einem Raum. (wuselnde Katzen in einem Raum).
Im Tierheim Gießen sind gerade 165 Katzen untergebracht. Leiterin Hannah Wern und ihr Team kümmern sich um die Tiere. Zum Beispiel um den Neuzugang Abraxas:
OT: „Abraxas ist zu uns gekommen, weil er im Prinzip nicht mehr gewollt ist. Er ist krank und die Leute haben dann halt im Endeffekt gesagt, dass sie ja einen kaputten Mixer auch wieder zurückgeben würden. Und deswegen haben sie Abraxas dann zu uns gebracht, weil sie einfach sich um ihn nicht mehr kümmern wollten. Sie wollten das nicht bezahlen. Die Kosten, die da auf sie zukommen, wollten sie nicht tragen. Und er war halt auch einfach. Er hat sie genervt“, Hannah Wern, Tierheimleitung Gießen
Nach Abraxas kamen noch 15 weitere Katzen dazu. Wie diese hier:
OT: „Das sind insgesamt zehn Katzen , die uns letzte Woche Donnerstag ins Fundhaus gesetzt wurden , in Transportboxen oder in umgebauten Katzenklos , wo der Deckel drauf gekommen ist . Und erst dachten wir , es sitzen nur drei Stück drin , aber die waren ziemlich zusammengeknüllt . Und dann hat man dann hier auch gesehen , dass da noch recht kleine dabei sind , die auch noch bei der Mama trinken“, Hannah Wern, Tierheimleitung Gießen
Die vielen Katzen bringen das Tierheim an seine Grenzen. Ein Grund ist die Flut an Babys. Denn viele der freilaufenden Katzen sind nicht kastriert. Oftmals landet der Nachwuchs dann im Tierheim:
OT: „Also bei Abgabetieren mussten wir einen Aufnahmestopp aussprechen, weil wir es einfach Kapazitäten nicht schaffen. Für Fundtiere sind wir zuständig, das heißt, die nehmen wir auch weiterhin auf und jonglieren dann“, Hannah Wern, Tierheimleitung Gießen
Eine Lösung für das Problem wäre eine Katzenschutzverordnung. Sie gibt unter anderem die Rechtsgrundlage für eine Kastrationspflicht. Die Verordnung wird von den Kommunen durchgesetzt. In der Stadt Lich hat sich der Bürgermeister Julien Neubert dafür eingesetzt. Doch sein Antrag wurde abgelehnt:
OT: „Die Argumentation war: Man würde hier mit Kanonen auf Spatzen schießen. Und es war natürlich ein Stück weit auch die Sorge gewesen, dass der einfache Katzenbesitzer, dass der dann tatsächlich hier auch ins Kreuzfeuer der ehrenamtlichen Katzenschützer geraten könnte und das wurde natürlich vom ehrenamtlichen Tierschutz wurde das so nicht bestätigt.“, Julien Neubert, SPD, Bürgermeister Lich
Ein Spannungsfeld, denn die Katzenschützer sind gegen eine Kastrationspflicht, obwohl der Tierschutz darauf drängt. Somit wurde die Katzenschutzverordnung in Lich erstmal aufgeschoben.
OT: „Um ehrlich zu sein, habe ich persönlich kein Verständnis dafür, warum die Beratung so gelaufen ist, wie sie gelaufen ist. Denn die Argumente der Tierschützer, der ehrenamtlichen Tierschützer waren in meinen Augen durchaus überzeugend.“, Julien Neubert, SPD, Bürgermeister Lich
Die Not der Tierschützer reichte in Lich aber nicht aus. Das Problem der fehlenden Kastrationspflicht vielerorts ist auch dem Land Hessen bekannt. Grünen-Politiker Hans-Jürgen Müller findet daher, dass die Landesregierung mehr durchgreifen müsse. Außerdem spiele die Aufklärung eine weitere wichtige Rolle:
OT: „Das Bewusstsein in der Bevölkerung dafür, also dafür, dass Tiere lebende Wesen sind, die fühlen, die man nicht einfach so aussetzt oder aussetzt oder quält. Das finde ich extrem wichtig“, Hans-Jürgen Müller, B‘90/ Grünen, Sprecher Tierschutz
Auch das Tierheim Gießen wünscht sich mehr Bewusstsein für die Katzensituation. Die Katzen werden erstmal vier Wochen im Tierheim versorgt und aufgepäppelt. Danach können sie vermittelt werden. Wie lange das dauert, können die Pfleger kaum einschätzen. Denn jetzt in den Sommerferien werden Tiere eher abgegeben als vermittelt.