Karl Lauterbach kritisiert EM-Spiel in Wembley

"45.000 Zuschauer - da kommt man in die Lage, wo auch viele angesteckt werden können"

Am Dienstagabend steht das EM-Spiel Deutschland gegen England im Londoner Wembley-Stadion an. Die Hälfte aller Plätze soll belegt sein. Genau darin sehen Experten aber ein Problem. Kritik kommt nicht nur aus der Politik, sondern auch von Epidemiologen. Denn in Großbritannien tobt die Delta-Variante, trotzdem dürfen 45.000 Zuschauer das Spiel live vor Ort verfolgen.
„Also es ist eine tatsächliche Gefährdung für diejenigen, die im Stadion sind und eine symbolische Gefährdung für diejenigen, die zuschauen“, mahnt Karl Lauterbach, SPD-Gesundheitsexperte. Stadien mit vielen Zuschauern würden nämlich ein falsches Signal setzen und den Eindruck erwecken, die Pandemie sei vorbei. Wie genau sich das Virus im und rund um das Stadion verbreiten kann, wann die Gefahr groß und wann gering ist, erklärt Karl Lauterbach im Corona Talk mit RTL-Reporterin Nele Balgo.
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Im Stadion: Kein Superspreading, aber Ansteckungen!

In geschlossenen Räumen ist die Ansteckungsgefahr am größten. An der frischen Luft im Stadion hingegen kommt es eher seltener zu Virusübertragungen. Trotzdem kann es auch dort Ansteckungen geben. „Also das muss man sich eher so vorstellen, dass die Viren ausgeatmet werden oder ausgeschrien werden und wenn dann jemand quasi direkt vor mir steht und derjenige atmet ein, – weil ein Tor gefallen ist oder weil das Spiel nicht gefällt – dann kann derjenige die Viren einatmen und dann ist es passiert“, erklärt Lauterbach.

Zu Superspreading-Effekten komme es trotzdem nicht. Aber die Gefahr dürfe nicht unterschätzt werden. Je mehr Plätze besetzt seien, desto größer sei das Ansteckungsrisiko für mehr als einen Sitznachbarn. Und zum Spiel gehört auch die An- und Abreise, bei der die Gefahr besonders lauert, betont der Experte.

Delta-Variante kann auch Geimpfte treffen

Vor allem Großbritannien gehört zu den Ländern, in denen sich die Delta-Variante rasant verbreitet. Ausgerechnet dort finden aber noch mehrere EM-Spiele vor zunehmend mehr Fans statt. Einziger Hoffnungsträger sind die Impfstoffe, die bei vollständiger Immunisierung auch gegen die Delta-Mutation einen guten Schutz von bis zu 95 Prozent bieten sollen. Das bedeute aber auch, dass „einer von 20 vollständig Geimpften sich trotzdem infiziert“, erklärt Lauterbach im Corona Talk. Bei Impfstoffen, die weniger gut gegen diese Mutation helfen, vermutet der Gesundheitsexperte aber eine noch höhere Ansteckungsrate unter bereits Geimpften. Welcher Impfstoff vor Delta wie gut schützt, können Sie hier lesen. (nba)

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