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Der Fall "Johanna Bohnacker": Jagd nach Täter endet im Labor

22 Jahre ist es her, dass Johanna Bohnacker nicht vom Spielen nach Hause kommt. Die Achtjährige verschwindet spurlos aus dem kleinen Örtchen Randstadt-Bobenhausen. Eltern, Polizei und Freiwillige durchkämmen die Umgebung, geben die Hoffnung nicht auf. Sieben Monate nach ihrem Verschwinden der Schock: Das kleine Mädchen ist tot. Johanna wurde entführt, sexuell missbraucht und dann ermordet. Fast zwei Jahrzehnte lang suchen Eltern und Polizei nach dem Täter. Wie den Ermittlern dann der Durchbruch gelang, und warum das Leiden für Johannas Familie nicht aufhört – unsere Reporter begeben sich im letzten Teil unserer Wochenserie auf Spurensuche.

Suche nach Johanna – auch im Labor

Die achtjährige Schülerin Johanna Bohnacker (undatiertes Polizeifoto) aus Hessen ist wahrscheinlich umgebracht worden. Spaziergänger entdeckten am 1.4.2000 an einem Waldweg nahe der Autobahn Frankfurt-Kassel Leichenteile. Sie gehören nach Angaben der Polizei offenbar zu dem kleinen Mädchen. Eine Erbgut-Analyse in der kommenden Woche soll nun letzte Gewissheit geben. Knochen und Kleidungsstücke des Mädchens wurden in dem Waldstück weit verstreut entdeckt. Möglicherweise hatten sich Wildschweine an ihnen zu schaffen gemacht. Die Eltern haben die Jeans und das T-Shirt des Mädchens aus Ranstadt-Bobenhausen als die Kleidung ihrer Tochter identifiziert. Sie hatten die Hoffnung seit dem Verschwinden ihrer Tochter bis zuletzt nicht aufgegeben. | Verwendung weltweit
Johanna ist 8 Jahre alt, als sie vom Spielen mit Freunden nicht nach Hause kommt.
lf/rf, picture-alliance / dpa, DB Polizei

Es ist der 2. September 1999, als die achtjährige Johanna zum letzten Mal lebendig am Sportplatz in Randstadt-Bobenhausen gesehen wird. Als sie vom Spielen mit ihren Freundinnen nicht nach Hause kommt, alarmieren ihre Eltern die Polizei. Die Suche nach Johanna findet vor Ort und im Labor statt. Von Anfang an dabei bei den Ermittlungen ist Angelika Schwetz, Faserexpertin beim Landeskriminalamt in Wiesbaden. Ihr Kerngebiet: Sie analysiert kleinste Spuren und versucht, Verbindungen zwischen Opfern und Tätern herzustellen. Auch im Fall Johanna landeten die ersten Spuren unter ihrem Mikroskop – zunächst ohne Erfolg: „Es ging los im September 1999, als das Mädchen verschwand. Da hatten wir nur das Fahrrad und konnten nicht viel erkennen.“

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Analyse von Fasern führt zum Täter

Angelika Schwetz untersuchte die Spuren, die am Fundort von Johannas Leiche sichergestellt wurden.
Angelika Schwetz untersuchte die Spuren, die am Fundort von Johannas Leiche sichergestellt wurden.
RTL

Im April 2000, sieben Monate nach ihrem Verschwinden, wird schließlich die Leiche des Mädchens von Spaziergängern entdeckt – bei Alsfeld, 100 Kilometer von ihrem Wohnort entfernt. Neben dem Skelett der kleinen Johanna finden die Ermittler weitere Spuren, die wieder zu Faserexpertin Angelika Schwetz nach Wiesbaden ins Landeskriminalamt geschickt werden: „Das war ein Klebeband, das war ein Stück Seil, das waren Kleidungsreste und andere Spuren.“ Schwetz sichert DNA und Fingerabdrücke.

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Prozess gegen Rick J. beginnt 2018

der Angeklagte Rick J. mit seinen Verteidigern Mordprozess im Fall Johanna Bohnacker
Der Angeklagte Rick J mit seinen Verteidigern
imago stock&people, imago/Schepp, Michael Schepp

Der Teil eines Fingerabdrucks wird mit den Datenbanken verglichen, aber ohne Erfolg. In den nächsten Jahren geben immer wieder tausende Männer Fingerabdrücke ab. Die Ermittler gehen über 1.800 Hinweisen nach, führen über 2.000 Befragungen – doch auch Jahre nach dem Tod des Mädchens haben die Ermittler keine heiße Spur. Erst 2017 nimmt die Polizei schließlich Rick J. fest – ein 41-Jähriger Arbeitsloser, der wegen Drogendelikten vorbestraft ist. An alten Gegenständen von Rick J. sichern die Ermittler Spuren, die sie mit den Fasern von Johannas Tatort abgleichen – mit Erfolg. 2018 beginnt der Prozess in Gießen gegen Rick J.

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Gabriele Bohnacker: "Für mich ist das eine endlose Geschichte"

Johannas Mutter, Gabriele Bohnacker, vor dem Prozess gegen Rick J.
Johannas Mutter, Gabriele Bohnacker, vor dem Prozess gegen Rick J.
RTL

Gabriele Bohnacker ist beim Prozess dabei, kann dem Mann in die Augen schauen, der ihr die Tochter genommen hat. „Ich bin ich froh, dass der Täter gefasst ist und der Prozess losgeht. Zu einem Ende kommt das nicht, für mich ist das eine endlose Geschichte." Rick J. gesteht die Entführung und den sexuellen Missbrauch, der Tod von Johanna hingegen sei ein Unfall gewesen. Das Gericht sieht das anders, er wird wegen Mordes zu einer lebenslangen Freiheitsstrafe verurteilt. (asc/fge)