Weltärzte-Präsident Montgomery klagt

"Das zentrale Problem ist der Mangel an Impfstoff"

 Frank Ulrich Montgomery, Praesident der Bundesaerztekammer BAEK, gestikuliert bei einem Interview. Berlin, 22.02.2017. Berlin Deutschland PUBLICATIONxINxGERxSUIxAUTxONLY Copyright: xThomasxTrutschelx
Weltärzte-Präsident Frank Ulrich Montgomery
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Wenn sich ab dem 7. Juni jeder in Deutschland impfen lassen kann, erwarten die Hausärzte einen regelrechten Ansturm. Deshalb beklagen schon jetzt viele die Überlastung, einige steigen ganz aus dem Impfgeschäft aus. Weltärzte-Präsident Frank Ulrich Montgomery hat diese Beschwerden jetzt als „nicht ganz logisch“ zurückgewiesen.
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Montgomery ätzt gegen Hausärzte

Das haben sich die Hausärzte in Deutschland bestimmt anders vorgestellt. Statt sich hinter die überlasteten Ärztinnen und Ärzte zu stellen, die aktuell der Erfolgsgarant für den Impffortschritt sind, hat Weltärzte-Präsident Frank Ulrich Montgomery sie vor den Kopf gestoßen.

„Die Hausärzte sind überfordert mit dem plötzlichen Abschaffen der Impfpriorisierung. Dabei haben sie das selber gefordert“, sagte Montgomery im Interview mit dem Deutschlandfunk. Das sei unlogisch. Das klingt sehr nach: „Stellt euch nicht so an...“

"Nicht die große Katastrophe herbeibeschwören"

Dem Welt-Ärztechef geht es aber eigentlich um etwas anderes. Denn er ist ein großer Befürworter der Aufhebung der Priorisierung. Früher oder später hätte man den Schritt ohnehin gehen müssen, so Montgomery im Deutschlandfunk. „Ich würde aber nicht schon wieder die große Katastrophe herbeibeschwören deswegen.“ Das zentrale Problem sei vielmehr der Mangel an Impfstoff.

Denn noch immer warten Millionen Deutsche auf einen Impftermin. Manche seien nicht erreichbar oder wollten schlicht nicht, so der Ärztechef. „Jetzt muss doch nicht der ganze Rest der Gesellschaft darauf warten, dass auch der letzte Impf-Zauderer und Impf-Zögerer geimpft ist, bevor die anderen Gruppen geimpft werden dürfen.“

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Heftige Kritik an deutscher Digitalpolitik

Laut Montgomery hat Deutschland aber noch ein anderes großes Problem, nämlich den Rückstand bei der Digitalisierung von Impfnachweisen. Inzwischen gebe es in Deutschland eine Debatte, in der man mehr über den Missbrauch von digitalen Instrumenten rede als über ihren sinnvollen Gebrauch. Europa lächele über Deutschland und seine technische Zurückgebliebenheit in dieser Diskussion, so Montgomery im Deutschlandfunk.

Ähnlich kritisch hatten bezüglich der digitalen Infrastruktur in Deutschland hatten sich im exklusiven RTL-Interview auch der stellvertretende FDP-Vorsitzende Johannes Vogel und auch der Tech-Guru Elon Musk geäußert. Während einer Stippvisite auf der Baustelle des neuen Teslawerks in Grünheide bei Berlin sagte Musk: Es wäre schön, wenn es in Deutschland weniger Bürokratie gäbe.

Und tatsächlich liegt Deutschland im Vergleich mit den anderen EU-Ländern nur auf Platz 12, hinter Malta, Estland und Litauen.

TVNOW Doku "Zwischen Hoffnung und Tod - wer hat Schuld am deutschen Impf-Desaster?"

Könnten in Deutschland bereits mehr Menschen geschützt sein? Wer trägt die Schuld am Impf-Desaster? Die Bundesregierung? Die EU? Die Hersteller? Oder die Bundesländer? Die Dokumentation geht den Verantwortlichkeiten auf den Grund. Auf TVNOW: „Zwischen Hoffnung und Tod“

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