Das lässt auch den härtesten Politiker nicht kalt
Markus Söder liest bei seiner Rede beim CSU-Parteitag Hass-Nachrichten vor
Von Miriam Pauli
Mit einer 30 Seiten langen Rede läutet CSU-Chef und Bayerns Ministerpräsident Söder nicht nur den Parteitag der Christsozialen, sondern auch den Schlussspurt im Unions-Bundestagswahlkampf ein. Dabei attackiert er vor allem SPD und Grüne – warnt die FDP. Und wird kurz nach seiner Rede mit 87,6 Prozent im Amt bestätigt.
Parteitag unter schwierigen Vorzeichen
Endlich wieder Normalität – endlich wieder ein Präsenzparteitag. Darüber freut sich Markus Söder. Doch er weiß, es ist wahrlich kein Jubelparteitag. Steht doch eine möglicherweise richtungsentscheidende Bundestagswahl an. Die Umfragen lassen Böses erahnen – auch für die CSU. Gerade einmal magere 28 Prozent würden sich jüngsten Umfragen zufolge derzeit im Freistaat für die Christsozialen entscheiden. Das ist ein Verlust um acht Prozentpunkte im Vergleich zum Juli.
Die CSU versammelt hinter Armin Laschet – vorerst
Geschichte solle der Parteitag schreiben. Denn es drohe ein politischer Erdrutsch. Immer wieder beschwört Söder das Rot-Rot-Grüne Schreckgespenst. Vor allem aber die Geschlossenheit mit Armin Laschet. Er, so Söder, habe „keinen Bock auf Opposition“. Dafür gibt es Applaus. Eine Partei macht sich hier selbst Mut.
Bürgerliche Freiheit gegen linke Umverteilungsmoral – das ist die Gleichung, die Söder aufmacht. SPD, Grüne und Linke stünden für höhere Steuern, höhere Schulden und weniger Sicherheit.
Den SPD-Kanzlerkandidaten kritisiert er, weil sich dieser, anders als CDU-Mann Laschet, nicht in die Karten blicken lasse. Doch Söder weiß - der Landesgruppe im Bundestag sei’s gedankt - wer da „künftig auftreten wird“. Saskia Esken, Kevin Kühnert, Norbert Walter-Borjans und Anton Hofreiter. „Das ist kein Schattenkabinett, sondern ein Gruselkabinett“, so Söder.
Warnende Worte an die FDP
Söder weiß um die Farbspiele in Berlin. Und um die Rolle der Liberalen, die nach der Wahl 2017 ein Jamaika-Bündnis ausgeschlagen haben. Natürlich sei die FDP der Wunschpartner der Union. Aber auch die Grünen könnten sich ein Bündnis mit den Liberalen vorstellen. Er, so Söder, schätze FDP-Chef Lindner. Aber dieser und seine Partei müssten erklären, dass sie das unmoralische Angebot der Linken ablehnten. „Die Ampel mit der FDP ist immer noch links auch wenn es eine verdünnte Linkssuppe ist.“
Und irgendwann wird es ganz still
Nach einer Viertelstunde wird Söder persönlich. Nicht zum ersten Mal lässt er die Öffentlichkeit Anteil haben, an den Hassbotschaften, die ihn erreichen. „Du dreckiger Nazi“ - „Du Führerschwein, wir killen Dich und vergewaltigen Deine Alte“ - „Du kaputteste Judensau aller Zeiten. Wir wollen Dich in den nächsten vier Wochen öffentlich und mit Kopfschuss hinrichten.“ Man merkt Söder die Betroffenheit an. Viel sei er gewohnt, aber so etwas könne einen nicht ungerührt lassen.
Ungerührt dürfte ihn auch sein nunmehr drittes Wahlergebnis zum Parteivorsitzenden nicht lassen. Auch wenn der Schlussapplaus knapp vier Minuten dauert – so ist es doch eine Euphorie, die täuscht. 87,6 Prozent – vor knapp zwei Jahren waren es noch knapp vier Prozentpunkte mehr.