Corona-Irrsinn in SachsenWieso ein Spaziergang erlaubt, eine Wanderung aber verboten ist

Wanderer gehen über den Rennsteig bei der Eröffnung des 29. Thüringer Wandertages. Mehrere hundert Wanderfreunde gingen auf zehn verschiedenen Wanderrouten durch den Thüringer Wald.
Wieso darf eine Wanderung im Freien und unter 2Gplus nicht stattfinden, "Corona-Spaziergänge" mit mehreren hundert Teilnehmern aber schon? (Symbolfoto)
deutsche presse agentur (sport)

In Coronazeiten mussten die Deutschen ja schon viele unterschiedliche Regeln über sich ergehen lassen, die auch teilweise noch von Bundesland zu Bundesland oder sogar von Landkreis zu Landkreis unterschiedlich waren. Im sächsischen Waldheim sorgt eine Geschichte nun für Schlagzeilen, bei der sich die Bürger möglichst gesetzeskonform verhalten wollten und dafür bestraft wurden. Zuerst hatte die „Sächsische Zeitung“ berichtet.
Lese-Tipp: Alle Infos rund um das Corona-Virus und seine Auswirkungen finden Sie jederzeit in unserem Liveticker

Wanderung im Freien unter 2Gplus

Waldheim in Sachsen. Die Kleinstadt mit nur etwa 8.000 Einwohnern ist Schauplatz einer Corona-Posse, die gerade die Gemüter erhitzt. Dort wollten sich die Mitglieder eines Verschönerungsvereins zur traditionellen Winterwanderung treffen – unter 2Gplus, damit es möglichst keinen Ärger gibt.

Um das Ganze auch noch amtlich absegnen zu lassen, wurde eine entsprechende Genehmigung beim Gesundheitsamt erfragt, denn es wurde mit 40 bis 60 Teilnehmern gerechnet. Und genau das war für das Gesundheitsamt Mittelsachsen der Stein des Anstoßes.

Der Grund: Eine lockere Wanderung fällt unter die Kategorie „private Zusammenkünfte“ und die sind in Sachsen aktuell nur mit maximal 10 geimpften Personen erlaubt. Wären Ungeimpfte dabei, wären sogar nur Personen des eigenen Haushalts plus eine weitere Person erlaubt.

Lese-Tipp: Karl Lauterbach: Diskussion um Öffnungen ist Fehl am Platz

Spazieren, ja! Wandern, nein?

Diese Entscheidung sorgt für heftigen Unmut. Schließlich waren gleichzeitig sowohl bei den so genannten „Corona-Spaziergängen“ der Corona-Gegner, als auch bei Fußballspielen mehrere hundert Teilnehmer erlaubt.

Aber auch dafür hat die Politik eine Erklärung parat. „Versammlungen sind besonders grundrechtlich geschützt und ein wichtiger Bestandteil der Demokratie. Bei der Abwägung mit Infektionsschutzbelangen muss dies besonders berücksichtigt werden. Daher gelten hier andere Corona-Schutzmaßnahmen“, teilte das sächsische Sozialministerium laut „Sächsische Zeitung“ mit.

Lese-Tipp: RTL-Umfrage – Pandemie belastet Frauen besonders

Bei Fußballspielen komme hingegen Paragraf 13a beziehungsweise Paragraf 21a der Corona-Notverordnung zur Anwendung. Der mache für Profisport-Veranstaltungen eine Ausnahme, weil dort strenge Hygienekonzepte umgesetzt werden könnten und die Sitzplätze einen Mindestabstand gewährleistet würden.

Anzeige:
Empfehlungen unserer Partner

Kryptische Emails als Spitze des Eisbergs

Diese Erklärung reicht Usern in den sozialen Medien aber offenbar nicht aus. Viele zeigten sich wütend und äußerten Unverständnis für die Regelungen. „Das soll einer verstehen“, schreibt ein User, „Warum gehen die nicht spazieren? Machen doch montags auch tausende“, schreibt ein anderer.

Lese-Tipp: Schulen in NRW schlagen Alarm: Kritik an Corona-Schnelltests aus China

Als ob das alles noch nicht genug wäre, macht das zuständige Gesundheitsamt auch noch mit kryptischen Emails von sich reden. Wie jetzt nämlich herauskam, war die Antwort, die der Organisator der Wanderung vom Gesundheitsamt erhielt, alles andere als klar. Die „Sächsische Zeitung zitiert: „Das Ihre Wanderung nicht unter als Veranstaltung des organisierten Vereinssports i. S. d. SächsCoronaNotVO unterliegen weiterhin Sie der Kontaktbeschränkung des § 6 Abs. 2 SächsCoronaNotVO.“

Bestes Kauderwelsch oder doch eine automatisierte Antwort eines Computers? Das zumindest schloss einer der stellvertretenden Landräte nun aus. „Die Emails schreiben Menschen.“

(sst)

Noch mehr Videos rund um das Thema Corona - in unserer Video-Playlist

Playlist 50 Videos

Spannende Dokus zu Corona gibt es auf RTL+

Das große Geschäft mit der Pandemie: Ausgerechnet in einer Zeit, in der jeder um seine Gesundheit bangt, finden Betrüger immer wieder neue Wege, illegal Geld zu machen. Egal, ob gefälschte Impfpässe, negative Tests oder Betrügereien in den Testzentren - die Abzocke lauert überall. Sogar hochrangige Politiker stehen in Verdacht, sich während der Corona-Zeit die eigenen Taschen vollgemacht zu haben. Unsere Reporter haben europaweit recherchiert – die ganze Doku auf RTL+