Rechtsanwälte klären auf
Corona-Quarantäne statt Urlaub: Bleibt man auf den Reisekosten sitzen?
Wer zahlt meinen Urlaub, wenn ich in Quarantäne muss?
Es wird Sommer und der lang ersehnte Urlaub rückt näher und näher. Fürchtete man vor Corona noch, dass einem plötzlich auftretende Rückenschmerzen oder eine Grippe die Reise unmöglich machen könnten, ist nun eine ganz andere Sorge dazu gekommen: Was passiert eigentlich mit meinem Urlaub, wenn ich zu Hause in Quarantäne muss, weil jemand aus meinem Freundeskreis oder der Familie am Coronavirus erkrankt ist?
Was passiert in so einem Fall mit dem Geld, das die Reise gekostet hat? Würde eine Reiserücktrittversicherung greifen und den Verlust decken? Wir haben bei zwei Rechtsanwälten nachgefragt.
+++ Alle aktuellen Entwicklungen zum Coronavirus finden Sie in unserem Live-Ticker auf RTL.de +++
Versicherungsschutz bei Quarantäne ist möglich
Laut dem Kölner Anwalt Georg Mörchel lässt sich die Frage nach dem Versicherungsschutz im Falle einer Quarantäne nicht pauschal beantworten: Ob und wie eine Reiserücktrittsversicherung aufkommen würde, wäre bei jeder Versicherung vertraglich unterschiedlich geregelt. Grundsätzlich ist es möglich, dass eine Klausel in einem Versicherungsvertrag Urlauber gegen dieses Szenario absichern könnte. Da wir aber erstmalig mit einer weltweiten Pandemie, ihren Folgen und Umständen konfrontiert sind, existieren für diesen Fall noch keine rechtlichen Regelungen und Gerichtsentscheidungen, die derartige Klauseln formulieren.
Keinerlei Ansprüche bei freiwilliger Quarantäne
„Sollte eine Reiserücktrittversicherung den Fall einer Pandemie abdecken, müsste auch eine behördlich angeordnete Quarantänemaßnahme (also keine freiwillig angetretene) den Versicherungsfall auslösen. Denn die behördlich angeordnete Quarantänemaßnahme hindert den Reisenden am Antritt der Reise aus rechtlichen Gründen“, so der Anwalt. Tritt die Person aber freiwillig die Quarantäne an, bestünden keinerlei Ansprüche an die Versicherung, die Kosten zu decken.
Paul Degott, Rechtsanwalt aus Hannover, schätzt die Chancen, dass eine Reiserücktrittversicherung im Falle einer häuslichen Quarantäne greift, noch geringer ein: Ein Versicherungsschutz „setzt voraus, dass einer der versicherten Verhinderungsgründe gegeben ist, z. B. plötzliche schwere Erkrankung. Wenn der Reisende plötzlich schwer an Corona erkrankt, ist der Versicherungsfall natürlich gegeben. Wenn er jedoch lediglich prophylaktisch in Quarantäne geschickt wird, ohne überhaupt erkrankt zu sein, läuft die Reiserücktrittskostenversicherung leer“.
Empfehlungen unserer Partner
Covid-19-Infektion meist vom Versicherungsschutz ausgeschlossen
Doch lassen wir diese Möglichkeiten einmal beiseite: Wogegen schützt eine Reiserücktrittsversicherung derzeit überhaupt, wenn es um Corona geht? Normalerweise decken Versicherungen dieser Art den Fall einer Virusinfektion und somit auch die Kosten für die verpasste Reise. Allerdings gibt es mittlerweile in den Verträgen der meisten Anbieter Klauseln, die eine Infektion mit Covid-19 vom Versicherungsschutz ausschließt, da das Virus von der WHO als Pandemie eingestuft wurde, so Mörchel. Wenn eine Versicherung also schon nicht den Fall einer Infektion mit Corona abdeckt, ist es fraglich, ob das bei einer Quarantänemaßnahme anders wäre.
Stehen Sie kurz vor der nächsten Urlaubsreise und fürchten diese Situation, seien Sie bei sozialen Kontakten also besonders vorsichtig! So halten Sie das Risiko so gering wie möglich, dass Sie Ihren Urlaub verpassen könnten und sich dann noch über den Verlust des gezahlten Reisepreises ärgern müssten.
Im Video: Alles, was Sie über das Coronavirus wissen müssen
Playlist: 30 Videos
TVNOW-Doku: Was wir aus der Corona-Krise lernen
Welche Lehren können wir aus der bisher größten Krise der Nachkriegszeit ziehen? Wir haben mit Experten gesprochen. War der Staat zu inkonsequent? Wurden die Schulen zu schnell geschlossen? Was tun gegen das Hamsterchaos? Und was ist der tatsächliche Grund, dass tausende Urlauber auf der ganzen Welt gestrandet sind? Sehen Sie hierzu die TVNOW-Doku: "Was wir aus der Krise lernen".