Singles, Paare und Kinder

Corona: Die Pandemie und ihre psychischen Belastungen

Corona-Winter
Die Tage werden kürzer und dunkler, und Corona kommt mit Macht zurück: Diese Kombination ist besonders belastend für die Psyche.
deutsche presse agentur
von Julia Arndt

Geschlossene Schulen, Distanzunterricht und wenig Bewegung. Corona hat das Leben der Kinder ja mächtig durcheinander gewürfelt. Doch nicht nur die Kleinen leiden unter der Pandemie, auch Paare und Familien sowie Singles. Dabei hat Jeder mit seinen ganz eigenen Problemen zu kämpfen. Familientherapeutin Ruth Marquardt gibt Tipps, wie Sie gut durch diese schwere Zeit kommen.
Lese-Tipp: Alle aktuellen Informationen zum Coronavirus finden Sie in unserem Live-Ticker auf RTL.de

Kinder leiden besonders unter der Pandemie

Zusammen spielen, mal ins Kino gehen oder die erste Party mit Schulfreunden. Was vor der Pandemie für Spaß sorgte, liegt seit Corona auf Eis. Jugendliche und Kinder plagen zunehmend Zukunftsängste und Depressionen. War vor der Pandemie jedes fünfte Kind psychisch belastet, so ist laut Studien jetzt sogar jedes dritte Kind betroffen. Bitte nicht falsch verstehen – die Kinder sind nicht sofort psychisch erkrankt. Sie haben Symptome: vom Stillen Rückzug bis zu Verhaltensauffälligkeiten.

Besonders junge Mädchen haben mit Magersucht und Bulimie zu kämpfen. Weil das Gefühl von Sicherheit und Halt fehlt, versuchen sie durch eine Essstörung wieder eine vermeintliche Kontrolle in ihr Leben zu bekommen. Dabei können schon kleine Dinge im Alltag helfen, den Kindern mehr Sicherheit zu geben. „Ich wünsche mir bis heute das Schulfach Glück oder Leben in der Schule. Es gibt wenig Know How. Wir denken immer, dass wir sofort einen Therapeuten brauchen. Manchmal reichen auch schon ein paar kleine Übungen zu Hause oder in der Schule um das autonome Nervensystem der Kinder zu beruhigen“, so Familientherapeutin Ruth Marquardt.

Häusliche Gewalt hat während der Pandemie zugenommen

Doch nicht nur für Kinder ist Corona belastend, auch Paare und Familien leiden. Näher zusammenrücken und plötzlich mehr Zeit zu Hause verbringen. Dabei kann die Pandemie entweder beflügelnd sein oder das Ende der Beziehung einläuten. Über ein Fünftel der Paare streiten sich während der Pandemie häufiger als üblich.

Beziehungskiller Corona? Nicht wirklich – wenn man die Ergebnisse einer Online-Umfrage anschaut. Seit Beginn der Krise im März 2020 haben nur 3 Prozent ihre Beziehung beendet. Bei 83 Prozent hat sich während der Pandemie nichts am Beziehungsstatus geändert. Auch die Scheidungsrate ist bisher nicht in die Höhe geschnellt.

Also alle Paare happy trotz Corona? Laut Einschätzungen des Weißen Rings kann das nicht sein: Die Gewalt in Partnerschaften habe deutlich zugenommen. Nach dem ersten Lockdown 2020 stieg die Zahl der Anrufe beim Opfer-Telefon um 20 Prozent. Datenauswertungen zeigten: Frauenhäuser waren chronisch überlastet. „Wenn Paare oder Familien zusammen kommen spielt das Thema Streit und Aufeinanderhängen eine große Rolle. Viele trinken mehr Alkohol. Den einen macht es lustiger, den anderen aggressiver. Das ist ein großes Problem während der Pandemie“, so Marquardt.

Wollen Sie noch mehr zum Thema Corona und die psychischen Belastungen wissen? Am 19.01.22, ist bei Punkt 12 die Familientherapeutin Ruth Marquardt im Studio zu Gast und beantwortet IHRE Fragen. Schreiben Sie einfach eine Whatsapp-Nachricht an die 0170 7064220.

Anzeige:
Empfehlungen unserer Partner

Singles leiden zunehmend unter Einsamkeit

Singles haben weniger das Problem, sich mit dem Partner im Home Office zu arrangieren. Bei vielen macht sich während der Pandemie Einsamkeit breit. Einer Studie der EU-Kommission zufolge stieg bei Singles das Einsamkeitsempfinden besonders an – während der Ausgangssperren um 26 Prozentpunkte. Bei Menschen mit Partnern beziehungsweise Kindern stieg der Wert nur um neun Prozentpunkte.

Viele Singles versuchen ihr Glück während der Pandemie mit Dating-Apps. Eine Studie aus Köln zeigt, dass Online-Datingportale während des ersten Lockdowns einen starken Zulauf hatten. Doch wegen der Kontaktbeschränkungen ist die Ausbeute an Dates eher mau.

Unfreiwillig einsam – also weniger soziale Kontakte zu haben, als man sich wünscht – das kann krank machen. Nicht nur seelisch. Neben Depressionen steigt bei Menschen, die sozial isoliert leben, die Wahrscheinlichkeit für einen Herzinfarkt oder für einen Schlaganfall. Auch die Wahrscheinlichkeit, früher zu sterben, nimmt zu. Um den Folgen der Einsamkeit vorzubeugen hilft vor allem eins: Sich gut um sich selbst kümmern. „Es gibt wunderschöne Möglichkeiten sich in Online-Portalen zu treffen. Wir reduzieren Beziehung auf einen anderen Partner, aber in diesen Zeiten tun sich auch viele zusammen, die sich gegenseitig gut tun. Wir sollten uns mehr auf die eigenen Stärken fokussieren“, rät Ruth Marquardt. Außerdem sollten sich Singles keinen Druck machen. „Vielleicht verabrede ich mich online auch einfach mal nur mit einem Menschen, der kein potentieller Partner werden könnte, sondern mit dem ich gemeinsame Interessen habe und mich austauschen kann.“ Gerade jetzt haben Singles die Zeit, einen zweiten Blick zu riskieren.