"Winters" Antikörper schalten das Virus aus

Wird dieses Lama uns vor Corona retten?

Lama "Winter" von der belgischen Universität Ghent
Lama "Winter" lebt auf einer belgischen Farm und könnte der Schlüssel zu einem Medikament gegen Covid-19 sein.
The University of Texas at Austin

Sie ist vier Jahre alt, lebt auf einer Farm in Belgien, hat schokobraunes Fell und könnte der Schlüssel zu einem wirksamen Medikament gegen das Coronavirus Sars-CoV-2 sein: „Winter“, eine Lama-Dame. In einer Studie fanden Forscher jetzt heraus, dass Antikörper aus ihrem Blut das Virus ausschalten können. In weiteren Tests soll nun herausgefunden werden, ob diese in Zukunft eingesetzt werden können, um akut an Corona erkrankten Menschen zu helfen.
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"Winter" wurde schon 2016 getestet

Ihren Beitrag zur Forschung im Kampf gegen das Coronavirus leistete „Winter“ schon im Jahr 2016: Damals untersuchten Wissenschaftler der Universität Ghent, der University of Texas at Austin (UT Austin,USA) und den National Institutes of Health (ebenfalls USA) zwei frühere Formen des Erregers – SARS-CoV-1 und MERS-CoV. Sie fanden heraus, dass „Winters“ Blut in einer Art Immunisierungstherapie Antikörper entwickelte, die diese beiden Formen erfolgreich bekämpften. „Das war aufregend für mich, weil ich jahrelang daran gearbeitet hatte“, berichtet Daniel Wrapp, ein Student aus dem Team. „Aber es war nur normale Forschung. Jetzt könnte das eine weitreichende Bedeutung bekommen.“

"Winter" und andere Lamas auf einer Farm der Universität Ghent
"Winter" lebt mit rund 130 anderen Lamas und Alpakas auf einer Farm der Universität Ghent
The University of Texas at Austin

Inhalations-Spray mit Antikörpern könnte gegen Infektion helfen

Als die aktuelle Corona-Pandemie ihren Lauf nahm, prüften die Forscher in einem neuen Versuch, ob die Lama-Antikörper auch hier helfen könnten – mit einem ersten, wichtigen Erfolg: „Das ist einer der ersten bekannten Antikörper, die SARS-CoV-2 neutralisieren können“, so Jason McLellan, Professor für Molekularbiowissenschaften an der UT Austin.

Wenn das Immunsystem von Lamas Eindringlinge wie Viren aufspürt, entwickelt es zwei Typen von Antikörpern: solche, die den menschlichen sehr ähnlich sind und deutlich kleinere, sogenannte Nano-Antikörper. Genau diese könnten in einem Inhalations-Spray zum Einsatz kommen, mit dem man sie „genau zum Ort der Infektion bringt“, so Wrapp.

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Schwere der Erkrankung könnte gemildert werden

Professor McLellan erklärt den Vorteil: „Impfungen brauchen einen oder zwei Monate vor der Infektion, bis sie schützen. Mit Antikörper-Therapien müsste man direkt nach der Behandlung geschützt sein.“ Das könnte hilfreich sein, um Risikogruppen wie ältere Menschen sowie medizinisches Personal und andere Personen, die dem Virus stärker ausgesetzt sind, zu behandeln. „Die Antikörper könnten auch genutzt werden, um die Schwere der Erkrankung bei bereits Infizierten zu mildern.“

Das Team will jetzt weitere präklinische Studien durchführen und hofft, die Antikörper im nächsten Schritt auch an Menschen zu testen. Ziel ist ein Medikament, das an Covid-19 erkrankten Menschen schnell hilft.

Auch Braunschweiger Wissenschaftler forschen derzeit an einem Antikörper-Medikament. Welche Entwicklung sie als "eindeutigen Durchbruch" bezeichnen, können Sie hier nachlesen.

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