Nach Abschied von Null-Covid-Strategie gerät Lage außer Kontrolle

Plötzlich explodiert in China die Anzahl der Corona-Toten

People line up next to a medical worker in a protective suit, at a fever clinic of a hospital amid the coronavirus disease (COVID-19) outbreak in Beijing, China December 15, 2022. REUTERS/Josh Arslan
In der Fieberambulanz eines Krankenhauses in Chinas Hauptstadt Peking lassen sich Menschen von einem medizinischen Mitarbeiter in einem Schutzanzug auf Covid-19 testen.
Reuters

In China steigt die Anzahl von Corona-Toten derzeit blitzschnell an. Und das kurz nachdem das chinesische Regime die harte Null-Covid-Politik aufgegeben hat. Die Krankenhäuser sind voll und die Krematorien laufen auf Hochtouren. China droht die Corona-Lage im Land zu entgleiten.
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Krematorium: "Wir äschern sie noch am selben Tag ein"

China sperrte monatelang Millionen Bürger von Großstädten wie Shanghai ein, um die Corona-Lage nicht eskalieren zu lassen. Die Bevölkerung ließ sich das allmählich nicht mehr gefallen, ging massenhaft auf die Straße, um gegen die strenge Politik des Regimes um Staatschef Xi Jinping zu demonstrieren. Der Kurswechsel der Regierung folgte vor rund einer Woche. Und nun das: Die Zahl der Corona-Toten steigt sprunghaft an! Intensivbetten von Krankenhäusern sind voll, Krematorien sind überfordert mit den vielen Toten. Das berichtet die Financial Times.

„Wir haben am Mittwoch 150 Leichen eingeäschert, ein Vielfaches von dem, was im letzten Winter üblich war“, zitiert das Blatt einen anonymen Mitarbeiter des staatlichen Krematoriums „Dongjiao Funeral Home“. „Wir äschern sie am selben Tag ein, an dem sie eingeliefert werden.“ Es sind Aussagen, die die schwierige Corona-Lage in dem autoritären Land greifbar machen.

WHO: Kehrtwende der Politik ist nicht schuld

Seit den Lockerungen der strikten Corona-Politik mit Ausgangssperren spielt die Regierung die Corona-Lage im Land erkennbar herunter. Nach einer Hongkonger Studie drohen China mit der Lockerung einige Hunderttausende Tote – je nachdem wie schnell mit Booster-Präparaten geimpft wird. Nur rund 40 Prozent der über 80-Jährigen haben bislang eine Auffrischungsimpfung erhalten. Zudem bieten die chinesischen Impfstoffe einen deutlich geringeren Schutz als mRNA-Impfstoffe aus Deutschland und den USA.

Mike Ryan, Nothilfe-Koordinator der Weltgesundheitsorganisation (WHO), betont allerdings: Die intensive Ausbreitung begann lange vor der Kehrtwende und nicht als Folge der Lockerung. Das sei auch der Grund gewesen, weshalb China die strenge Corona-Politik aufgegeben hatte.

Die chinesischen Behörden rufen dazu auf, Covid-19 daheim auszukurieren. Vielerorts sind Fieber- und Erkältungsmedikamente in Apotheken ausverkauft. Besonders im Süden und Südwesten in Metropolen wie Guangzhou und Chongqing breitet sich derzeit eine Variante rasant aus. In Peking und der umliegenden Provinz Hebei grassiert dazu parallel eine andere, hochansteckende Virusvariante. (dpa/jak)