Prozess nach Corona-Infektion fortgesetzt
Bushidos Fassade bröckelt weiter: Was vom Gangsterrapper übrig ist

Es ist Tag 13 vor Gericht: Und im Prozess Bushido gegen den Abou-Chaker-Clan wird immer deutlicher – der Rapper spielt eigentlich nur eine untergeordnete Rolle in dem Streit, der letztendlich zum Bruch zwischen ihm und Arafat Abou-Chaker geführt hat. Anis Ferchichi, wie der Musiker mit bürgerlichem Namen heißt, scheint viel mehr wie eine Marionette gewesen zu sein – zuerst die von seinem einstigen Kumpel und später von seiner Frau: Löwenmama Anna-Maria Ferchichi. Heute gesteht er vor Gericht: Ich war nie ein Gangsterrapper und will auch keiner sein.
Bushidos neues Ich

Große Klappe, Machogebären, düsteres Image – so hat sich Bushido einen Namen in der deutschen Rapszene gemacht. Heute klebt er Feensticker an die Kinderzimmerwände seiner Töchter. Ganz neue Werte? Bushido ist erwachsen geworden, wirkt angekommen im Leben – einem Leben, in dem Frau und die Familie an erster Stelle zu stehen scheinen und Clankriminalität keinen Platz hat. Das ist zumindest das Bild, das er vor Gericht von sich zeigen will.
Er, der von Arafat Abou-Chaker und dessen Brüdern bedroht, beschimpft, eingesperrt und mit einer Wasserflasche sowie einem Stuhl attackiert worden sein soll. Zu den Straftaten soll es gekommen sein, nachdem Bushido 2017 die Geschäftsbeziehungen zu dem Clanchef aufgelöst habe. Und ohne seine Frau wäre das wohl nie passiert, wie Bushido stets betont.
Klar, dass es Arafat nicht gefiel, wie viel Einfluss Anna-Maria auf ihren Mann und den Vater ihrer Kinder hat. Passt sie doch so gar nicht in sein islamisches Weltbild. Immer wieder appellierte er damals an die Ehre und Männlichkeit seines Schützlings – vergeblich wie sich herausstellen soll.
So soll der Clanchef im Streit beispielsweise gesagt haben: „Anna-Maria hat die Hosen an, sie behandelt dich wie einen Hund und führt dich an der Leine“, oder „Wegen dir sind deiner Frau Eier gewachsen“. All das erzählt Bushido heute vor Gericht.
Alles für die Familie
Dass der Mann, der hier im Zeugenstand sitzt, nur wenig mit dem Rapper zu tun hat, den die Kids in den 2000ern so verehrt haben, wird mit jedem Prozesstag deutlicher. Und dass es sich bei Bushidos neuem Ich wohl eher nicht um eine strategisch durchdachte Tarnung handelt, zeigen Videos wie dieses: Der Familienvater in Corona-Quarantäne mit der ganzen Sippe.
In seinem Song G$D rappt Bushido einst:
„Ich erzähle meiner Tochter von der Zahnfee
Halbe Stunde später fallen Schüsse aus mei'm AMG
Yeah, ich lebe zwei Leben und du lebst keins“
Wenn man den 42-Jährigen heute beobachtet, wird klar, dass er sich ganz eindeutig für eins dieser beiden Leben entschieden hat. Weiterverhandelt wird am 16. November.