Tabuthema psychische Probleme
Bundesliga-Profi Baumgartl beklagt „viel stilles Leid in deutschen Fußballkabinen“

Bloß keine Schwäche zeigen – im Profisport leider nach wie vor ein weit verbreitetes Diktum.
Bundesliga-Star Timo Baumgartl beklagt im Interview mit dem dem Magazin stern gar eine Kultur des Verschweigens und Verdrängens bei psychischen Problemen im Fußball. „Es gibt viel stilles Leid in deutschen Fußballkabinen“, sagte der 27-Jährige. Professionelle Hilfe bei mentalen Belastungen in Anspruch zu nehmen, sei noch immer ein Tabuthema.
Timo Baumgartl: „Profifußballer sind am Ende Ich-AGs“
„Bei einem Bänderriss ist klar: Da muss ein Arzt helfen. Warum gilt das nicht ebenso selbstverständlich bei mentalen Problemen? Für mich ist es ein Zeichen von Stärke, zur Therapie zu gehen“, so Baumgartl. Der Verteidiger schaffte jüngst mit Union Berlin den Sprung in die Champions League, wird die Köpenicker aber verlassen.
Lese-Tipp: Timo Baumgartl kehrt nach Hodenkrebs-Erkrankung zurück - und wird von Emotionen überwältigt
Zu den Gründen des Verschweigens sagte Baumgartl: „Profifußballer sind am Ende Ich-AGs, selbst in einer funktionierenden Mannschaft. Deine Probleme interessieren die meisten Teamkollegen nur, solange sie selbst gut spielen. Läuft es bei ihnen schlechter, haben sie oft keinen Kopf mehr für deine Sorgen.“
VIDEOS aus der Welt des Fußballs
Psychotherapie hilft Timo Baumgartl
Baumgartl war vor einem Jahr an Hodenkrebs erkrankt. Inzwischen gilt er als genesen. Der Fußball-Profi nimmt seit einigen Jahren psychotherapeutische Hilfe in Anspruch. Die Therapie habe einen großen Anteil an seiner schnellen Rückkehr in den Leistungssport, sagte er. (mar)
Exklusives Interview mit Timo Baumgartl ab dem 31. Mai im "stern"
Psychische Probleme und Sport passen für viele nicht zusammen. Aber auch Profi-Athleten leiden mental. Obwohl viel darüber gesprochen wird, ist es oft noch ein Tabu, beklagt Fußball-Profi Baumgartl. Wie der Kampf gegen den Hodenkrebs seine Sicht auf sein Leben als Sportler verändert hat, wie er mit seinen Ängsten umgeht und welche Hilfe er in Anspruch genommen hat, lesen Sie in der neuen Ausgabe des „stern“. Christian Ewers und Nico Schnurr haben mit dem Bundesliga-Profi außerdem über Stresssymptome bei Fußballern gesprochen. (mar)