Gänsehaut an der Alten Försterei
Timo Baumgartl kehrt nach Hodenkrebs-Erkrankung zurück - und wird von Emotionen überwältigt

Was für ein wundervoller Gänsehaut-Nachmittag in Köpenick: Timo Baumgartl bedankte sich mit schüchternem Klatschen für die Ovationen der Fans An der alten Försterei. Vier Monate nach der Schockdiagnose Hodenkrebs war der Verteidiger in die Startelf von Union zurückgekehrt – und hatte bis zu seiner emotionalen Auswechslung nach einer guten Stunde seinen Anteil, dass die Eisernen durch das 2:0 gegen den VfL Wolfsburg die Tabellenführung erfolgreich verteidigten.
Baumgartl: "Haben zusammen geheult"
„Ich habe meine Ärzte eingeladen, meine Familie war da, meine Freundin"
Timo Baumgartl hatte sich diesen großen Moment während seiner Chemotherapie wieder und wieder ausgemalt. Und nun war er endlich gekommen. Der 26-Jährige spielte am Sonntag wieder in der Bundesliga. Der Wunsch nach diesem Moment hat den Abwehrspieler durch die schwerste Zeit seiner Karriere begleitet, er hat ihm „Kraft und Hoffnung“ gegeben, wie er der Sportschau sagte.
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Mit seinem Comeback wollte er auch anderen „Menschen mit derselben Diagnose Hoffnung geben. Ich wollte ein Vorbild sein, dass man mit Glauben und Kampf zurückkommen, dass man sein altes Leben wiederbekommen kann.“ Die Fans begrüßten Baumgartl mit warmem Sonderapplaus – was für eine Gänsehaut-Szene. Die emotionale Rückkehr in die Startelf wurde auch von wichtigen Menschen aus dem Umfeld des Spielers begleitet. „Ich habe meine Ärzte eingeladen, meine Familie war da, meine Freundin.“ Es sei einfach schwer in Worte zu fassen, was passiert sei. Er brauche wohl noch ein paar Tage, um das Ganze zu verarbeiten.
„Alles gut. Ich bin ihm da überhaupt nicht böse!"
Als Baumgartl nach etwas mehr als einer Stunde Feierabend hatte, erhielt er Standing Ovations. Er selbst war noch gar nicht bereit, den Platz zu verlassen. „Von mir aus hätte ich länger spielen können, auch von den Kräften her. Ich bin ein ehrgeiziger Spieler. Aber Trainer Urs Fischer wolle es wohl langsam angehen lassen. Alles gut. Ich bin ihm da überhaupt nicht böse. Ich bin einfach nur froh“, sagte Baumgartl. Kapitän Christopher Trimmel gestand: „Wir haben ihn vermisst.“ Alle Unioner hätten das Spiel für Baumgartl gewinnen wollen. „Seine Augen haben gestrahlt“, sagte Trainer Urs Fischer über den Moment, als Baumgartl erfuhr, dass er von Anfang an spielen würde. Er freue sich unglaublich für seinen Spieler, sagte der Schweizer: „Er hat sich das hart erarbeitet.“ (tno)