Omikron bringt PCR-Test-Labore ans Limit
Bund und Länder ändern Teststrategie - die wichtigsten Fragen und Antworten
Wer es genau wissen will, nimmt PCR-Tests: Mit ihnen kann man eine Corona-Infektion mit hoher Sicherheit nachweisen, während die verbreiteten Schnelltests ein gewisses Risiko einer Fehldiagnose mit sich bringen. Doch angesichts der explodierenden Infiziertenzahl werden die PCR-Tests knapp. Daher nehmen Bund und Länder nun Risiken in Kauf.
Corona-Gipfel von Bund und Ländern am Montag stößt auf Kritik
Die Bund-Länder-Vereinbarung zur Änderung der Corona-Teststrategie hinterlässt viele offene Fragen und stößt auch auf Kritik. Der Vorwurf von Fachleuten, Verbänden und Oppositionspolitikern nach den Beratungen von Kanzler Olaf Scholz (SPD) mit den Ministerpräsidentinnen und Ministerpräsidenten der Länder vom Montag: unausgegoren, in den Details unklar, womöglich zu leichtsinnig.

Was haben Bund und Länder in der aktuellen Corona-Lage beschlossen?
Wegen der sprunghaft steigenden Infektionszahlen reichen die derzeitigen Kapazitäten für die besonderes genauen PCR-Tests nicht mehr aus. Bund und Länder haben deshalb vereinbart, deren Einsatz auf Menschen aus Corona-Risikogruppen und Beschäftigte zu konzentrieren, die sie betreuen und behandeln - in Kliniken, Pflegeheimen und Einrichtungen für Menschen mit Behinderungen. Zum Freitesten aus der Kontaktpersonen-Quarantäne oder Infizierten-Isolation sollen zertifizierte Antigen-Schnelltests reichen, die jedoch als weniger zuverlässig gelten.
Außerdem sollen die Testkapazitäten ausgebaut werden.
Was sagen die Labor-Betreiber für die Auswertung von PCR-Tests dazu?

Der Verband der Akkreditierten Labore in der Medizin (ALM) rief die Politik zu Gesprächen über die angestrebte Ausweitung der PCR-Testkapazitäten auf. „Wir müssten wissen, um wie viel die Kapazität erhöht werden soll und in welchem Zeitraum“, sagte der Vorsitzende Michael Müller der Deutschen Presse-Agentur. Es gehe um Geräte, um Mitarbeiter und auch die Frage, was passiere, wenn die höhere Kapazität aufgebaut und dann im Zweifel nicht benötigt werde. Beim Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND) erklärte er: „Wir können die Kapazitäten nicht beliebig von heute auf morgen ausbauen.“ Der Vorsitzende des Berufsverbands Deutscher Laborärzte, Andreas Bobrowski, sagte der „Welt“, der Mangel an Laborpersonal lasse sich vorerst auch nicht beheben.
Wie sicher sind Antigen-Schnelltests?
Lauterbach sagte: „Wenn zwei Antigentests hintereinander positiv sind, dann ist das fast so sicher wie ein PCR-Test.“ Es komme nur „ganz selten“ vor, dass sie ein falsches Ergebnis lieferten.
Der Laborärzte-Vertreter Müller sieht das anders: „Antigen-Schnelltests bieten zum Freitesten nicht genügend Sicherheit. Wir sehen in unserem Laboralltag zu viele falsche Schnelltestergebnisse und empfehlen daher das konsequente Freitesten im PCR-Verfahren.“
Auch der Bremer Epidemiologe Hajo Zeeb liegt auf dieser Linie. „Es ist problematisch, dass sich Klinik- und Pflegepersonal in Zukunft mit einem Antigentest nach sieben Tage freitesten kann“, sagte er dem RND. „Ich halte es für sinnvoll, dass in diesen sensiblen Bereichen weiterhin PCR-Tests verwendet werden.“
Welche weiteren Alternativen gibt es für PCR-Tests?
Der gesundheitspolitische Sprecher der Grünen im Bundestag, Janosch Dahmen, hat bereits vorgeschlagen, PCR-Tests künftig im Pool-Verfahren auszuwerten. Deutschland hinke wegen seiner Strategie der Einzelauswertung anderen Staaten hinterher, sagte er derselben Zeitung. Beim Pool-Verfahren werden mehrere Proben gleichzeitig geprüft, wenn der Befund positiv ist, werden alle Tests nochmal einzeln ausgewertet. Das bindet weniger Kapazitäten.
Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) sagte dazu in der ARD mit Blick auf die Vorgängerregierung: „Dieses Verfahren ist vor einem Jahr nicht vorbereitet worden, darum können wir darauf jetzt nicht zurückgreifen.“
Der Deutsche Städtetag schlug vor, zur Erweiterung der PCR-Kapazitäten auf sogenannte POC-PCR-Tests zu setzen, die ohne Labor auskommen und schnelle Ergebnisse liefern sollen. „Dafür müsste dann aber auch die Finanzierung für diese Test verbessert werden“, sagte Städtetagspräsident Markus Lewe der Deutschen Presse-Agentur.
Was sagt die Opposition?
Der gesundheitspolitische Sprecher der Grünen im Bundestag, Janosch Dahmen, hat bereits vorgeschlagen, PCR-Tests künftig im Pool-Verfahren auszuwerten. Deutschland hinke wegen seiner Strategie der Einzelauswertung anderen Staaten hinterher, sagte er derselben Zeitung. Beim Pool-Verfahren werden mehrere Proben gleichzeitig geprüft, wenn der Befund positiv ist, werden alle Tests nochmal einzeln ausgewertet. Das bindet weniger Kapazitäten.
Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) sagte dazu in der ARD mit Blick auf die Vorgängerregierung: „Dieses Verfahren ist vor einem Jahr nicht vorbereitet worden, darum können wir darauf jetzt nicht zurückgreifen.“
Der Deutsche Städtetag schlug vor, zur Erweiterung der PCR-Kapazitäten auf sogenannte POC-PCR-Tests zu setzen, die ohne Labor auskommen und schnelle Ergebnisse liefern sollen. „Dafür müsste dann aber auch die Finanzierung für diese Test verbessert werden“, sagte Städtetagspräsident Markus Lewe der Deutschen Presse-Agentur. (dpa/cli)