Fatale Hirnentzündung Borna-Virus: Mehr tödliche Infektionen als bisher bekannt

Borna-Virus
Das Borna-Virus ist selten, kann aber tödliche Folgen haben. Es gilt als Verursacher von Hirnentzündungen. Foto: Kay Nietfeld/dpa
deutsche presse agentur

An einer Infektion mit sogenannten Borna-Viren sind in Deutschland in den vergangenen 25 Jahren weit mehr Menschen gestorben als bisher bekannt: 2018 wurde von den vermeintlich ersten drei Todesfällen berichtet, doch eine Untersuchung des bayerischen Friedrich-Loeffler-Instituts (FLI) und der Universität Regensburg zeigt nun: Seit 1995 starben mindestens 14 Menschen an einer durch das Virus ausgelöste Gehirnentzündung. Die Gefahr für eine Ansteckung ist Ärzten zufolge aber sehr gering.

Borna-Virus in Hirnproben identifiziert

Der Erreger Borna Disease Virus 1 (BoDV-1) sei in Bayern in sieben aufbewahrten Hirnproben von 56 verstorbenen Patienten nachgewiesen worden, bei denen zwischen 1999 und 2019 eine Hirnentzündung diagnostiziert worden war - so der Forscher im Fachmagazin "The Lancet Infectious Diseases". Unabhängig davon gab es zwei weitere bestätigte Infektionen. Alle Fälle kamen in Bayern vor.

Zuvor waren bereits fünf weitere Nachweis-Berichte aus den Jahren 2018 und 2019 bekannt. Unter anderem hatten sich drei Menschen über eine Organspende mit der tödlichen Krankheit angesteckt, weil sie eine Niere beziehungsweise die Leber eines Infizierten aus Bayern bekommen hatten. Nur einer von ihnen überlebte die Krankheit, allerdings mit schwerwiegenden gesundheitlichen Folgen.

Insgesamt starben demnach seit 1995 mindestens 14 Menschen nachweislich an der Gehirnentzündung - zuletzt ein elfjähriges Mädchen Ende 2019. In welchem Ausmaß das Virus insgesamt hinter Hirnentzündungen mit unbekannter Ursache stecken könnte, ist bislang unklar.

Feldspitzmaus ist einziger bekannter Überträger

Feldspitzmäuse können durch ihre Ausscheidungen das Bora-Virus übertragen.
Die Ausscheidungen der Feldspitzmaus sind der einzige bekannte Überträger für das Bora-Virus..
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Dass sich Nutztiere wie Pferde und Schafe mit der Borna-Krankheit anstecken und daran sterben können, ist schon wesentlich länger bekannt. BoDV-1 kommt in Deutschland in Bayern, Thüringen, Sachsen-Anhalt und angrenzenden Teilen benachbarter Bundesländer vor. Aber auch in Österreich, der Schweiz und Liechtenstein werden regelmäßig Nutztier-Infektionen berichtet. "Das ist eine alte Krankheit, aber man hat immer falsch geguckt", sagte Beer.

Einziger bekannter Überträger des Erregers ist die Feldspitzmaus. Die Mäuse scheiden das Virus in Urin, Kot und Speichel aus - darüber können sich dann andere Tiere und in seltenen Fällen auch der Mensch anstecken. Eine Ansteckung von Mensch zu Mensch oder auch von Pferd zu Mensch sei auf natürlichem Wege aber ausgeschlossen, erklärte Beer. Sowohl bei Nutztieren als auch beim Menschen verläuft die Infektion wahrscheinlich sehr oft tödlich. Wie genau sich die Patienten in Bayern, die unabhängig von einer Organspende erkrankten, infizierten, ist nach Angaben Beers unklar.

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Grippeähnliche und neurologische Symptome

Laut "Ärzteblatt" sind bei den wenigen bislang bekannten Infektionen alle Altersgruppen und beide Geschlechter betroffen - bis auf jüngere Kinder. Viele der bekannten Patienten litten laut Robert Koch-Institut (RKI) in Berlin zu Beginn an Kopfschmerzen, Fieber und allgemeinem Krankheitsgefühl. Es folgen neurologische Symptome wie Verwirrtheit, Verhaltensauffälligkeiten und Sprach- und Gangstörungen, im weiteren Verlauf innerhalb von Tagen oder wenigen Wochen oft Koma und Tod.

Experte entwarnt: Kein Grund zur Panik

Beer und seine Kollegen rufen Ärzte in Borna-Gebieten dazu auf, Patienten mit schwerer Gehirnentzündung bei unklarer Ursache auf das Virus testen zu lassen. Eine Meldepflicht gibt es für die Krankheit bisher nicht - das soll sich nach Angaben Beers allerdings im März ändern. Grund zu Panik bestehe nicht, betonte er. "Ich rechne nach wie vor mit Einzelfällen. Das Risiko für den Einzelnen - auch in Bayern - ist sehr gering." Eine spezielle Therapie gegen die Krankheit gibt es bisher nicht.

Quelle: DPA/RTL.de