Hat die Kirche eine Abtreibung verboten?
Elfjährige nach Vergewaltigung durch Stief-Opa schwanger

Dieser Fall bewegt derzeit ganz Bolivien: Ein 11-jähriges Mädchen ist Medienberichten zufolge von seinem Stief-Opa vergewaltigt worden. Das Kind soll im 5. Monat schwanger sein. Für eine Abtreibung suchte sich das Mädchen Hilfe in einem katholischen Aufnahmezentrum. Doch nach Gesprächen dort änderte die Familie offenbar ihre Meinung. Ein regionaler Regierungsvertreter wirft der Kirche jetzt vor, die Abtreibung verhindert und das Kind zur Fortführung der Schwangerschaft gezwungen zu haben. Das sei Folter, so heißt es in einer Mitteilung der Vereinten Nationen.
UN: Erzwungene Schwangerschaft eines Mädchens ist Folter
Die katholische Kirche in dem südamerikanischen Land bestreitet, eingeschritten zu sein, damit das Mädchen die Schwangerschaft fortsetze. "Die erzwungene Schwangerschaft eines Mädchens gilt als Folter", hieß es jedoch in einer Mitteilung der Vereinten Nationen in dem Andenstaat am Mittwoch. Demnach drängte die UN auf den Schutz der Rechte von Mädchen, die Opfer von sexueller Gewalt geworden sind.
Bolivien: 40.000 schwangere Minderjährige n einem Jahr
Zuvor hatte bereits der bolivianische Innenminister Carlos Eduardo del Castillo auf Twitter geschrieben: "Wenn ein elfjähriges Mädchen gezwungen wird, ein Kind zur Welt zur bringen, das Ergebnis einer Vergewaltigung ist, werden alle seine Rechte verletzt." Eine Abtreibung ist in Bolivien im Falle einer Vergewaltigung auch nach 13 Wochen Schwangerschaft legal.
Bei Demonstrationen zum Recht auf freie und sichere Abtreibung in Bolivien in dieser Woche trugen Teilnehmerinnen unter anderem Banner, auf denen "Mädchen, keine Mütter" stand. 39.999 Schwangerschaften bei Mädchen unter 18 Jahren wurden nach Angaben der Frauenrechtsorganisation "Casa de la Mujer" in dem südamerikanischen Land im Jahr 2020 registriert. (dpa, uvo/lgr)