Rad-Legende spricht über seinen Absturz

Bewegendes Geständnis von Jan Ullrich: „Habe fast alles verloren, fast auch mein Leben"

07.09.2023, Bayern, München: Sport: Prime Video Presents Sport. Pressekonferenz: Jan Ullrich, ehemaliger Radsportprofi, sitzt in der Maske vor einem Auftritt beim Streaming Anbieter Amazon Prime. Dort soll eine Doku über die Karriere des Radfahrers gezeigt werden. Foto: Christian Kolbert/Kolbert-Press/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
Jan Ullrich spricht über seine anstehende Dokumentation
uga sei, dpa, Christian Kolbert

Nach seiner erfolgreichen Rad-Karriere stürzt Jan Ullrich (49) ab.
Der Tour-de-France-Sieger konsumiert mengenweise Kokain, trinkt „Whisky wie Wasser.“ Jetzt spricht er in einem Event über die schwere Zeit und seine anstehende Dokumentation.

„Konnte meine Vergangenheit selbst nicht ertragen"

Am 28. November ist es soweit. „Jan Ullrich – Der Gejagte“ feiert Premiere. Die von Amazon Prime verfilmte Serie dokumentiert die mittlerweile überstandene Lebenskrise des 49-Jährigen. Am Donnerstag liefert der Streaming-Anbieter einen ersten Einblick in die Dokumentation – eine Chance, die Ullrich nutzt, um über die harte Zeit zu sprechen.

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„Vor fünf Jahren hatte ich meinen Riesenabsturz, da ging es um Leben und Tod, ich habe fast alles verloren, fast auch mein Leben“, erzählt der einzige deutsche Radsportler, der in der Königsdisziplin auf dem obersten Platz des Treppchens thronte. 1997 gewinnt Ullrich die Tour de France.

Doch dann das Umdenken: „Du musst dein Leben ändern. Nicht nur den Alkohol und die Drogen weglassen. Sondern du musst mit deiner Vergangenheit zurechtkommen. Vorher hatte ich verdrängt, wollte es mit mir ausmachen, hatte keinen Gesprächspartner. Ich konnte meine Vergangenheit selbst nicht ertragen.“

Ullrich steigt wieder aufs Rad

Ullrichs sportliche Erfolgsgeschichte endet 2007 – auch, weil sich Doping-Vorwürfe gegen ihn, die sich später bestätigen, verhärten. In den folgenden Jahren sind Drogen und Alkohol ständiger Begleiter, bis 2018 kämpft der 49-Jährige mit sich selbst – doch dann ist endlich Schluss! Nach seinen Eskapaden findet der dreifache Vater wieder zu seinem Rad, ist mittlerweile auch regelmäßig aktiv. Ebenso hilfreich ist sein Umfeld, erzählt der dreifache Vater. Er habe „sich mit Hilfe von Freunden, von Fachleuten und natürlich von Familie da rausgekämpft“.

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Rad-Star über Tränen und Panikattacken

Die vierteilige Doku ermöglicht es dem Ex-Profi, mit seiner Vergangenheit zurechtzukommen. Er habe sich „stellen müssen.“ Das sei am Anfang „wahnsinnig schwer“ gewesen, führte zu „vielen Tränen“ und „Panikattacken.“ Er habe sich gefragt: „Kann ich das machen, kann ich das in die Öffentlichkeit tragen? Es war der richtige Weg.“

„Das Ziel ist mit der Vergangenheit Frieden zu schließen. Damit sie mich nicht mehr einholen kann. Dieser schwere Rucksack, den ich mit mir getragen habe, ist endlich weg.“

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Mit dem Projekt möchte er erreichen, „dass die Zuschauer, die Fans, die Menschen, die das sehen. mich vielleicht ein bisschen besser kennenlernen“ und sich „ein bisschen in mich reinversetzen können.“ Ullrich sei mit allem „offen und ehrlich“ umgegangen. (sid/fkl)